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Artikel „Lindheimer, Ferdinand“ von Wilhelm Stricker in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 697–698, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lindheimer,_Ferdinand&oldid=- (Version vom 28. November 2024, 08:07 Uhr UTC)
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Lindheimer: Ferdinand L., geb. 1803 in Frankfurt, † am 2. December 1879 zu Neu-Braunfels in Texas. Ueber seine Jugend und seine Ausbildung ist nichts Näheres bekannt. Er war Lehrer an der 1820 errichteten Erziehungsanstalt des Georg Bunsen (geb. 1794 in Frankfurt, † 1872 zu Belleville in Illinois, Vorbild des „Spätturners“ v. Börne), aus welcher nicht weniger als sechs Lehrer (Martin Hodes, K. J. O. S. v. Willer, H. O. Demme, Ed. Koloff, G. A. Berchelmann und Hildebrandt) 1826 und 1833 wegen politischer Vergehen verurtheilt wurden. L. verließ, wie Bunsen selbst, im Frühjahr 1834 Europa und wandte sich zunächst nach den nordamerikanischen Freistaaten. Dort lebte L. zuerst mit sieben anderen Neueingewanderten in St. Clair’s County im Staate Illinois der Jagd, im Herbst aber fuhr er mit fünf Gefährten den Mississippi hinab, um eine Fußreise nach Texas und Mexiko zu machen. In Neu-Orleans änderte jedoch L. seinen Plan; er fuhr mit zwei Gefährten zu Schiff nach Veracruz und wandte sich von da nach der deutschen Colonie von Stein, Sartorius, Lavater etc. in Mirador. Später lebte er in der Nähe von Jalapa von dem Ertrag einer Ananas- und Bananenpflanzung und ging 1836 nach Texas, um als Freiwilliger den Unabhängigkeitskampf der Texaner mitzumachen. Nach Beendigung des Krieges versuchte L. eine Zeit lang als Ackerbauer zu leben und eine Farm einzurichten. Aber auch diese Lebensweise sagte [698] ihm nicht zu und er beschloß, besonders auf Anregung des noch in St. Louis lebenden ausgezeichneten Arztes und Botanikers Dr. Georg Engelmann aus Frankfurt, die Befriedigung einer seit früherer Zeit gehegten Neigung für Botanik zugleich zur Erwerbsquelle zu machen. Er kaufte einen zweiräderigen Karren mit einem Pferde, belud denselben mit einem Pack Pflanzenpapier und einem Vorrath der nothwendigsten Lebensmittel, besonders mit Mehl, Kaffee und Salz und zog dann, mit der Büchse bewaffnet und mit keinem anderen Begleiter als seinen beiden Jagdhunden, in die Wildniß, wo er, mit dem Sammeln und Einlegen von Pflanzen beschäftigt und für seine Nahrung besonders auf das Ergebniß der Jagd angewiesen, oft mehrere Monate hintereinander, ohne ein menschliches Wesen zu sehen, zubrachte. Als dann im Spätherbst 1844 der erste größere Zug deutscher Einwanderer unter dem Prinzen Karl von Solms-Braunfels in Texas ankam, schloß sich L. demselben an und wurde als ein des Landes kundiger und erfahrener Mann von den Neulingen freundlich aufgenommen. Er zog mit ihnen an den Comalfluß und erbat sich, als hier im Frühjahr 1845 die Stadt Neu-Braunfels gegründet wurde, auf alle anderen Landansprüche verzichtend, von dem Prinzen einen unbedeutenden und werthlosen, aber reizend auf dem schönen Ufer des Comalstromes gelegenen Fleck Landes, erbaute hier eine Hütte und begann von hier aus die reiche und großentheils noch unbekannte Flora von Texas mit mehr Muße und Bequemlichkeit auszubeuten. Später zog er nach Neu-Braunfels selbst und gründete dort die „Neu-Braunfelser Zeitung“ Anfangs der fünfziger Jahre, deren Leitung er mehr als 20 Jahre geführt hat. Auch die Stelle eines Friedensrichters wurde ihm übertragen. Bis an sein Ende von seltener körperlicher Rüstigkeit, starb L. am 2. December 1879 zu Neu-Braunfels. – Seine „Aufsätze und Abhandlungen“ hat einer seiner Schüler, Dr. med. Gustav Passavant, 1879 zu Frankfurt a./M. herausgegeben, über seine botanischen Leistungen haben Dr. Georg Engelmann in St. Louis und Asa Gray berichtet in den Plantae Lindheimerianae, im Boston journal of natural history, V. 1845, VI. 1850.

Römer, in seinem Buch über Texas 1850, auch in der Botanischen Zeitung 1850, Nr. 47. – „Meine Reise und Aufenthalt in Mexico“ in L.’s Aufsätzen und Abhandlungen.