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Artikel „Lilie, Dietrich“ von Georg Winter in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 51 (1906), S. 715–716, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lilie,_Dietrich&oldid=- (Version vom 18. April 2024, 08:54 Uhr UTC)
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Lilie: Dietrich L., Mönch zu Iburg, Osnabrücker Chronist, geboren um 1500 in Dülmen in Westfalen, seit etwa 1530 Mönch in Iburg, dann im Kloster Malgarten, wo er 1543 als Caplan urkundlich erwähnt wird. Im J. 1548, nach der Einführung des Augsburger Interims in Osnabrück, wurde er während der hierdurch hervorgerufenen Wirren in Iburg, wohin er inzwischen zurückgekehrt war, nach Osnabrück geschickt, um das Predigeramt zu St. Johann zu übernehmen. Selbst den reformatorischen Lehren zum mindesten nicht abgeneigt, suchte er hier in vermittelndem Sinne zu wirken, erregte aber dabei durch seine zu große Nachsicht gegen die erklärten oder heimlichen Anhänger der Reformation Anstoß bei seinen kirchlichen Auftraggebern, die ihn infolgedessen zurückberiefen und ihm die Kanzel verboten. Noch mehr als bisher lebte er von da an seinen gelehrten Studien, von denen einige uns nur aus den von Maurus Rost in seiner Chronik überlieferten Titeln bekannt sind, z. B. die Orationes in sacram scripturam, Diversa contra nascentes hereses, pro immunitate ecclesiastica. Bekannt geworden aber ist er namentlich durch die in niederdeutscher Sprache geschriebene Fortsetzung der Chronik Ertwin Ertman’s (s. A. D. B. XLVIII, 413 f.), die namentlich ein lebendiges Bild der Reformationszeit in Osnabrück und der Regierungszeit des Bischofs Franz von Waldeck entwirft und, als von einem Augenzeugen stammend, als Originalquelle hohen Werth besitzt, der ihr auch als einem litterarischen Denkmal der niederdeutschen Sprache in hervorragendem Maße zukommt. Die Chronik Lilie’s erwähnt noch den Tod Bischofs Franz von Waldeck (1553) und ist wahrscheinlich bald nach diesem beendigt. Auch der Verfasser selbst dürfte bald nach 1553 gestorben sein. Ueberliefert ist sein Todesjahr nicht. Seine Chronik ist neuerdings in mustergültiger Weise zur Veröffentlichung gelangt.

[716] Vgl. Osnabrücker Geschichtsquellen, hrsg. vom Historischen Verein zu Osnabrück, Bd. II: Die niederdeutsche Bischofschronik bis 1553. Uebersetzung und Fortsetzung der lateinischen Chronik Ertwin Ertman’s durch Dietrich Lilie; hrsg. von F. Runge. Der Herausgeber hat auch das sehr spärliche Material zur Lebensgeschichte Lilie’s zum ersten Male gesammelt und in der Einleitung der Ausgabe kritisch verwerthet.