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Artikel „Liesganig, Joseph“ von Siegmund Günther in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 637, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Liesganig,_Joseph&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 11:53 Uhr UTC)
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Liesganig: Joseph L., Astronom, geb. den 12. (oder 13.) Februar 1719 zu Graz, † den 4. März 1799 zu Lemberg. Er trat in den Jesuitenorden und sah sich, der Sitte dieser Korporation gemäß, in rascher Folge in verschiedenen Stellungen umhergeworfen. 1742 wurde er Repetent der Mathematik an der Grazer Universität, 1744 Professor der Rhetorik in Linz, 1749 Prediger in Komorn, 1751 Professor der Mathematik in Kaschau, 1752 ward er in gleicher Eigenschaft an das Wiener Collegium versetzt und führte zugleich von 1756–73 die Oberaufsicht über die Sternwarte. Als der Orden im J. 1773 aufgehoben ward, trat L., wie die meisten „Exjesuiten“, in den Staatsdienst und erhielt eine Anstellung als k. k. Gubernialrath in Ostgalizien und Chef des Straßen- und Brückenbaues in Oesterreichisch-Polen. Während seiner Lehrerzeit verfaßte er die Schrift „Tabulae memoriales arithmeticae, geometriae, trigonometriae et architecturae civilis et militaris“, 1754. Als die Frage nach der wahren Gestalt der Erde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts immer lebhafter ventilirt zu werden begann, ward auch L. von der österreichischen Regierung mit der Vornahme einer Gradmessung beauftragt. Die Ergebnisse seiner Messung sind in der Schrift „Dimensio graduum meridiani viennensis et hungarici“ niedergelegt, allein es hat sich leider herausgestellt, daß die Vermessungsarbeit nicht mit der nöthigen Sorgfalt ausgeführt war, so daß jene Mathematiker, welche ihre Lösung des Problems der Erdgestalt auf eine Auswahl der besten Gradmessungen gründeten, die Liesganig’sche nicht mit in Rechnung ziehen zu dürfen glaubten. Um die Astronomie hat sich übrigens der sonst sehr thätige Mann dadurch verdient gemacht, daß er auf seiner Wiener Sternwarte die beiden Venusdurchgänge von 1761 und 1769 beobachtete.

Poggendorff, Biogr.-liter. Handwörterbuch. – v. Zach’s monatl. Correspondenz zur Beförd. d. Erd- und Himmelskunde, 4., 6., 7., 8., 9., 23. Bd. – Maedler, Geschichte der Himmelskunde, 1. Bd., S. 427, 466, 470; 2. Bd., S. 45.