ADB:Lichtenstein, Karl August Freiherr von

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Artikel „Lichtenstein, Karl August Freiherr von“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 553–554, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lichtenstein,_Karl_August_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 02:23 Uhr UTC)
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Lichtenstein: Karl August (nicht Ludwig, wie bisher in allen Musiklexicis zu lesen ist) Freiherr v. L., ein Dichter-Componist, ausgezeichneter Sänger und gewandter Theater-Intendant, war am 8. Septbr. 1767 zu Lahm in Franken, seinem Stammgute, geboren. Seine früheste Jugendzeit verlebte er in Gotha, wo der Vater Minister war. Schon mit 15 Jahren trat der Jüngling in englische Dienste, kehrte nach der Erstürmung der Weißenburger Linien in die Heimath zurück und nahm 1793 seinen Abschied. Gerber berichtet in seinem Neuen Tonkünstlerlexikon, daß er als Student in Göttingen sich unter Forkel’s Leitung bereits öffentlich als Violinvirtuose auszeichnete, später als Kammerjunker in hannöversche Dienste trat und 1795 die Oper „Knall und Fall“ auf die Bühne brachte, deren Dichter und Komponist er zugleich war. Um 1798 berief ihn der Herzog von Dessau zum Kammerherrn und Intendanten des Hoftheaters. [554] Hier fand er wenig erfreuliche Zustände und um so mehr Gelegenheit, seine Talente in segensreicher Wirkung zu entwickeln. Besonders ergänzte er das Sänger- und Orchesterpersonal und der gute Ruf, dessen es sich später zu erfreuen hatte, schreibt sich aus der Zeit von Lichtenstein’s Verwaltung her. Hier brachte er auch schon am 26. Decbr. 1798 die neue Oper „Bathmendi“ zur Aufführung, die aber wenig Anklang fand, so daß er sie später gänzlich umarbeitete. Schon im nächsten Jahre brachte er eine weitere Oper „Die steinerne Braut“, auf die Bühne und übernahm mit seiner Frau die beiden Hauptrollen. Der Erfolg war außerordentlich, wie die Allgemeine musikalische Zeitung vom J. 1799 in Nr. 33 berichtet, indem sie zugleich ein Duett aus der Oper abdruckt. Zu Anfang des nächsten Jahres gab er mit seiner Schauspielergesellschaft Gastrollen in Leipzig und errang sich hierbei auch als Intendant den Beifall des gebildeten Publikums, so daß man von nun ab die Dessauer Bühne zu den besten Gesellschaften Deutschlands rechnete. Nachdem er noch die Oper „Ende gut, Alles gut“ und das Liederspiel „Mitgefühl“ zur Aufführung gebracht hatte, nahm er seinen Abschied und wandte sich nach Wien. Hier empfing ihn der Director des Wiener Hoftheaters, Baron von Braun mit offenen Armen und übergab ihm, sich selbst nur die ökonomische Leitung vorbehaltend, alle sonstigen Directionsgeschäfte. Da L. neben diesen auch noch die Liebhaberei beibehielt, selbst auf den Brettern mitzuwirken, so scheint für Compositionen keine Zeit mehr übrig geblieben zu sein und er beschränkte sich nur noch auf Uebersetzen und Inscenirung. Dann zog er sich auf einige Jahre vom Theater zurück, ward 1806 mit einer diplomatischen Sendung in das Hauptquartier Napoleons betraut, ging darauf bis 1810 in hildburghausen’sche Dienste und übernahm erst im nächsten Jahre, seiner alten Leidenschaft wieder nachgebend, die Direction des Theaters in Bamberg. Hier componirte und dichtete er wieder und erhielt 1822 von K. M. von Weber die Einladung, seine Oper „Die Waldburg“ in Dresden aufzuführen. Im folgenden Jahre ließ ihn Graf Brühl nach Berlin kommen, wo er anfänglich die Regie des Schauspiels und 1825 auch die der Oper übernahm; zugleich wurde er zum Mitglied der Generaldirection ernannt. Ein wenig glücklicher Einfall war die Bearbeitung des „Andreas Hofer“ nach einem gleichnamigen englischen Operntext von Planché zur Musik von Rossini’s Wilhelm Tell (1831). Seine Zeitgenossen haben ihm diese Arbeit zu einem argen Unfug angerechnet. 1832 wurde er pensionirt und starb in Berlin den 10. Septbr. 1845. Sein Porträt, nach einem Gemälde von Tischbein, erschien im Stich von Arndt. Ob ein Musikdirector gleichen Namens, welcher sich 1814 in Straßburg befand und dort die Oper „Der Kaiser und der Zimmermann“ auf die Bühne brachte, Karl August v. L. war, ist bis jetzt nicht festgestellt. Von seinen Opern und Singspielen sind noch zu erwähnen „Singethee und Liedertafel“, 1823, „Zur guten Stunde“, 1823, „Die deutschen Herren von Nürnberg“, 1834 und „Trübsale eines Hofbanquiers“, 1838. Außerdem war er litterarisch sehr fleißig, schrieb viele Vaudeville’s, übersetzte Operntexte ins Deutsche und richtete sie für die königliche Bühne in Berlin ein.

Außer den bereits genannten Quellen vgl. N. Nekrol. XXIII, 743. Schilling’s Musik-Lex. und besonders v. Ledebur’s Tonkünstler-Lex. Berlins.