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Artikel „Lewin, Georg Richard“ von Julius Pagel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 51 (1906), S. 680–681, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lewin,_Georg_Richard&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 01:17 Uhr UTC)
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Lewin: Georg Richard L., bekannter Dermato-Syphilidolog in Berlin, geboren zu Sondershausen am 19. April 1820, studirte seit 1841 in Halle, seit 1843 in Berlin, hier besonders als Schüler von Joh. Müller, unter dessen Leitung er 1845 promovirte. Nach Ablegung der Staatsprüfung unternahm L. eine längere Studienreise, die ihn nach Wien, Würzburg und Paris führte. Hierauf ließ sich L. in Berlin nieder und widmete sich neben der Praxis auch experimentell-pathologischen Studien, als deren Frucht er 1861 die Studie über die Wirkung des Phosphors auf den Organismus mit dem [681] Nachweis der consecutiven fettigen Degeneration der Leber veröffentlichte. Auch hielt er eine Reihe von Jahren Curse für die Physikatscandidaten. Die kurz vorher durch Czermak erfolgte Einführung der Laryngoskopie veranlaßte L., sich der Laryngologie zuzuwenden; als einer der ersten in Berlin wandte er (neben Tobold) die neue Untersuchungsmethode an und trug sowol praktisch wie schriftstellerisch durch seine „Klinik der Krankheiten des Kehlkopfes“ (2. Aufl. 1863), sowie durch seine Monographie „Inhalationstherapie und Krankheiten der Respirationsorgane“ (2. Aufl. Berlin 1865) zur Pflege der Disciplin bei, besonders nachdem er sich 1862 für dieselbe an der Universität habilitirt und officiell darin auch Studirende zu unterrichten unternommen hatte. Nach dem Tode v. Baerensprung’s übernahm L. als dessen Nachfolger 1865 die Stellung als dirigirender Arzt der Abtheilung für Syphilitische und Hautkranke an der Berliner Charité, rückte 1868 in ein Extraordinariat ein und hat dieses (seit 1884 mit dem Charakter als Geh. Medicinalrath) bis zu seinem am 1. November 1896 erfolgten Ableben verwaltet, doch war 1884 von seiner Klinik die Abtheilung für Hautkranke abgezweigt und Schweninger übertragen worden. 1880 war L. als außerordentliches Mitglied in das kaiserliche Reichsgesundheitsamt berufen worden. An Lewin’s Namen knüpft sich als eine wichtige therapeutische Neuerung die Einführung der subcutanen Sublimatinjectionen, die L. nach verschiedenen primitiven Vorversuchen von anderer Seite zielbewußt und systematisch anwandte, zunächst in der Dissertation von P. Richter (Berlin 1867), dann in Eulenburg’s Werk „Die hypodermatische Injektion der Arzneimittel“ und schließlich in einer eigenen Monographie: „Behandlung der Syphilis durch subcutane Sublimatinjectionen“ (ebd. 1869) veröffentlichte. – Im übrigen hat L. eine große Zahl von Arbeiten publicirt über die verschiedensten Capitel der Dermato-Syphilidologie, auch über andere Theile der speciellen Pathologie, über Cysticercus cellulosae, parasitäre Sycosis, Argyrosis, morb. Addisonii, Acromegalie, Sclerodermie u. s. w. Einen Theil seiner beträchtlichen Bibliothek erhielt die Berliner dermatologische Gesellschaft als Legat.

Vgl. Pagel’s Biogr. Lex. S. 999.