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Artikel „Leuckart, Michael Günther“ von Jakob Franck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 480–481, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Leuckart,_Michael&oldid=- (Version vom 15. Oktober 2024, 12:47 Uhr UTC)
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Leuckurt: Michael Günther L., Buchdrucker zu Helmstädt in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. Geb. im September 1710 als der Sohn eines Amtmannes zu Stolberg, hatte er daselbst seine Lehrjahre bei Joh. Christoph Ehrhardt ausgehalten und verschenkte 1729 in Erfurt bei Georg Andreas Müller sein „Postulat“. Das „Postulat“, ein in der Buchdruckergeschichte des 17. und 18. Jahrhunderts unaufhörlich wiederkehrendes Wort, welches die Aufnahme in die Mitgliedschaft oder den Gesellenstand bezeichnet, war ein seit der Verbreitung der Buchdruckerkunst in Deutschland und anderen Ländern angenommener Gebrauch, eigentlich aber ein Nachtrag des Lehrgelds und zum Besten der ärmeren Jünglinge, welche sich der Kunst widmeten, eingeführt. Die Ausgelernten [481] bildeten eine besondere untergeordnete Classe, waren von den Vorrechten der Postulirten ausgeschlossen und überdies mit einer wöchentlichen Abgabe belegt. Hielten sie um das Postulat an, oder mit anderen Worten, entrichteten sie das Nachzuzahlende, so erfolgte ihre Aufnahme in einem feierlichen Actus, Deposition genannt. Imman. Breitkopf zu Leipzig (Bd. III, S. 297) ließ durch Professor Schwabe an die Stelle dieser alten Deposition, die größtentheils aus ungereimten und dem Studentenleben nachgeäfften Ceremonien bestand, eine neue verfertigen, welche nachher von allen Officinen angenommen wurde (vgl. auch Lorck, Handb. d. Gesch. d. Buchdruckerkunst S. 164–165). In den Jahren 1736–39 stand L. der Sebastian Buchholtz’schen Druckerei zu Helmstädt vor, heirathete aber schon im März 1737 die jüngste Tochter des verstorbenen Buchholtz, wodurch er im November 1739 Eigenthümer der Officin wurde. L. verbesserte und vergrößerte nun das herabgekommene Geschäft bedeutend, indem er zu der seinigen auch die in Concurs gerathene alte, seit 1730 bestandene Joh. Drimborn’sche Druckerei ankaufte und namentlich für auswärtige Buchhandlungen manches bedeutende Werk druckte, auch war er der erste Besitzer dieser seit 1661 bestehenden Officin, welcher zum Helmstädter Rathsbuchdrucker und später auch zum Senator ernannt wurde. Sein Wahlspruch war: Vnica spes mea est Christus. Er starb, 80 Jahre alt, den 22. April 1792, nachdem er 1782 seinen ältesten Sohn Sigmund (Christian) David L. als Theilhaber angenommen hatte. Dieser, im Januar 1794 gleichfalls zum Senator ernannt, setzte bis 1814 das Geschäft allein fort, welches er durch die Stürme der westfälischen Usurpationszeit, die wegen der Aufhebung der Universität auf die Helmstädter Buchdruckereien besonders verderblich einwirkte, glücklich hindurch brachte. Von 1814–1826, in welchem Jahre er starb, stand ihm in der Leitung der Werkstätte sein Sohn J. R. G. Leuckart bei, an den sodann das Geschäft überging. Da nach der Aufhebung der Universität die beiden Pressen größtentheils für auswärtige Verlagshandlungen zu beschäftigen waren, so ertheilte ihm 1815 der Herzog Friedrich Wilhelm die Erlaubniß zum Druck einer Zeitung mit Intelligenz-Nachrichten. Uebrigens war die Ausstattung der Officin eine sehr gute, denn sie besaß neben den gewöhnlichen deutschen, lateinischen, griechischen und hebräischen Schriften auch syrische und arabische Typen sowie die von dem früher zu Braunschweig wohnhaften Schriftgießer Joh. Heinr. Ludolf Stemler für das bekannte Werk des Abtes Lichtenstein geschnittenen Keil-Lettern. L. starb 1840 in seiner Vaterstadt.

Geßner, Buchdruckerkunst II, 66. Braunschw. Anzeigen 1792, 693. 1794, 282. Ludwig, Gesch. der Stadt Helmstädt S. 252. Braunschweig. Magazin 1803, 457.