ADB:Lerber, Karl Anton von
Lerber: Karl Anton v. L., 1784 in Bern aus einer reichen patricischen Familie geboren, durchlief den gewöhnlichen Gang der vorwiegend praktischen Vorbereitung auf die Staatsämter der damaligen Aristokratie. Bald nach der Wiederherstellung ihrer Herrschaft trat er in den Großen Rath und wurde 1824 zum Mitgliede des Kleinen Raths erwählt. Seine menschenfreundliche Gesinnung, die einst bei einem längern Aufenthalt in Paris den vornehmen jungen Herrn bewogen hatte, seinen kranken Violinlehrer wochenlang unter Verkleidung im Orchester zu vertreten, damit derselbe seine Stelle nicht verliere, ließ ihn auch den Wunsch nach politischen Reformen als berechtigt anerkennen und demselben Rechnung tragen. Als im Anfang des J. 1831 das Patrizierregiment gestürzt wurde, und der Kanton Bern, als souverän erklärt, sich eine Repräsentativ-Verfassung gab, war L. einer der wenigen unter seinen Standesgenossen, die eine Wahl in den Verfassungsrath und dann auch in den Regierungsrath annahmen. Das Vertrauen seiner Mitbürger erhob ihn 1832 zum Landammann und im folgenden Jahre zum Schultheißen der Republik. Als Mitglied der Regierung bis zu seinem verhältnißmäßig frühen Ende, am 20. März 1837, trug er das Seine bei zur Befestigung der aus der Revolution hervorgegangenen neuen Ordnung. Sein wohlwollendes Wesen und seine humanen Grundsätze hatten ihn ganz vorzüglich zum Vertreter aller gemeinnützigen Bestrebungen und volkswirthschaftlichen Verbesserungen gemacht. Ein Nachruf in einem Zeitungsblatte der Gegenpartei urtheilt von ihm: „Der Strom der Zeit wird schnell sein politisches Wirken verschlingen, aber eines wird ihm unvergessen bleiben“. Er war der Gründer der – noch jetzt blühenden – Schweizerischen Mobiliar-Versicherungsgesellschaft gegen Feuerschaden. Ebenso verdient machte er sich durch Beförderung und theilweise Einführung der Käsefabrikation als einer Hauptquelle des Landeswohlstandes und durch das Zustandebringen eines großartigen Brückenbaues in der Stadt Bern.
- Allgem. Schweizer Zeitung, 1837, Nr. 41. – Berner Volksfreund vom 9. April 1837. – Berner Taschenbuch, Jahrg. 1853.