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Artikel „Legipont, Oliver“ von Johann Jakob Merlo in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 126–128, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Legipont,_Oliver&oldid=- (Version vom 3. November 2024, 21:29 Uhr UTC)
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Legipont: Oliver L. (Legipontius), geb. am 2. Dec. 1698 zu Soyron im Herzogthum Limburg, nahe bei Verviers, † am 16. Januar 1758 zu Trier. Er war ein namhafter Historiker und Bibliograph, auch als Bibliothekar vielfach gesucht und geschätzt. Bei den Franziskanern zu Verviers genoß er den ersten Unterricht, die sogenannten Humaniora, die höheren Studien, die philosophischen, machte er auf dem Montaner Gymnasium zu Köln. Er trat hier in die Benedictinerabtei Groß-St. Martin ein, wo er der Klosterbibliothek vorgesetzt wurde. Am 22. Mai 1723 empfing er die Priesterweihe, 1728 wurde er zum Licentiaten der Theologie erhoben. Seine schriftstellerische Laufbahn begann er mit zwei in französischer Sprache abgefaßten Abhandlungen, die eine die Geschichte des Tridentinischen Concils, die andere die wichtigsten Materien der Lehre und Disciplin der Kirche betreffend. Ein Streit, der zwischen dem Abte von St. Martin und den Kirchmeistern von St. Brigiden in Betreff einer Pfarrangelegenheit ausgebrochen war, veranlaßie ihn zu zwei gegen die Ansprüche der letzteren gerichteten Schriften: „Jurium Abbatiae S. Martini Coloniae legales vindiciae“ und „Clypeus veritatis et justitiae“. 1728 schrieb er: „Sapientiae studium Benedictino-philosophicum“ (Coloniae), „Abbreviatura diplomatum et privilegiorum congregationis [127] Bursfeldiensis“, „Fastorum Abbatum monasterii S. Martini majoris Colonien. Ord. S. B. exegesis historica“ und gegen Edm. Martène die Dissertation: „De benedictione Abbatis“. 1731 berief ihn der Abt Amandus Schell nach Mainz zur Uebernahme des theologischen Lehramtes. Zwei Jahre darauf findet man ihn in Wien als Erzieher dreier jungen Grafen von Laterman. Diese Stellung verließ er schon 1734 im März und begab sich nach Gottwich im Erzherzogthum Oesterreich, um einer Aufforderung des Abtes Godefried Bessel zu entsprechen und die dortige Bibliothek zu ordnen. Dann kehrte er nach Mainz zurück, um die auserlesene Dalberg’sche Bibliothek zum öffentlichen Gebrauche einzurichten. Zwei seiner Schriften gehören dieser Zeit an: „Discursus paraeneticus pro publica bibliotheca et societate eruditorum sub auspiciis excell. dni. Dalberg Moguntiae instituendis“ (1737, typ. Joan. Franckenberg) und „Regia amoris valles inter et montes erecta sive epithalamium carmen Friderico L. B. Dalbergio et Sophiae L. B. Wamboldiae scriptum“ (Mogunt. typ. J. H. Haefner). Auf Begehren des Abtes von Sponheim hatte er schon 1733 einmal die Pfarrverwaltung im benachbarten Bockenau übernommen; 1737 kehrte er dorthin zurück und wandte sich mit Eifer der Wiedergewinnung des Klosters Disibodenberg zu, das er eine Reihe von Jahren als Präfect verwaltete. Aus dieser Zeit stammen folgende Schriften: „Historia monasterii Disibodibergensis“, „Chronicon Sponheimense ab anno 1500 ad novissima tempora perductum“, „Brevis notitia monasteriorum ordinis S. Benedicti in Palatinatu profanatorum“, „Sciographia philologico-bibliographica“, „Systema novum erigendae, ordinandae et ornandae bibliothecae ejusque catalogi conficiendi facilem methodum exhibens“, „Syntagma de bibliothecis Moguntinis, earum origines, incrementa, fata, cimelia repraesentans“, „Specilegium antiquitatum Romanarum in agro Moguntino repertarum“, „Bibliographia Benedictina sive novus rei litterariae studiorumque monasticorum apparatus in IV classes distributus“ (Moguntiae, Joan. Haefner, 1738), „Deductio in artem heraldicam“, „Programma in rem genealogicam de juribus Electoris Moguntini“. 1739 kam er nach Köln in die Abtei St. Martin zurück, wo er beklagenswerthe Zustände antraf und mit Verdrießlichkeiten überhäuft wurde. Um sich Ruhe und Gesundheit herzustellen, zog er nach Flittard zu seinem Jugendfreunde Herschel, der dort als Pfarrer thätig war. In dieser Zurückgezogenheit schrieb er die „Dissertatio de ara Ubiorum et de antiquitate archidioecesis Coloniensis“. Vor Schluß des Jahres wurde er in die Abtei Laach berufen und katalogisirte 1740 die dortige Bibliothek, eine Arbeit, für die er nur acht Tage Zeit bedurfte. Nach der Rückkehr in’s Kölner Kloster schrieb er das Werk „S. Metropoleos Coloniensis antiquitas et praerogativae“, und aus dieser Zeit sollen auch seine handschriftlichen Zusätze zu dem Conatus chronologicus von Mörckens herrühren, welche gegenwärtig in der Bibliothek des Gymnasiums an Marzellen in Köln aufbewahrt werden. Zwei Jahre darauf wurde er nach Böhmen an das unter Maria Theresia’s Schutz in Prag errichtete adliche Collegium berufen. Hier entstanden die beiden Dissertationen „De notitia Romano-germanici Imperii“ und „De vera nobilitate generis et animi“. Nach einem Ausfluge, den er am 15. December 1745 nach Brünn in Mähren gemacht hatte, fand er seinen Schrank von einem Diebe erbrochen, und unter den geraubten Gegenständen beklagte er am meisten sein Manuscript „de Metropoli Coloniensi“, dessen Untergang auch von seinen wissenschaftlichen Freunden als ein großer Verlust für die Kölnische Geschichte betrauert wurde. 1746 gab er sein „Monasticon Moguntiacum sive succincta veterum monasteriorum in archiepiscopatu Moguntino notitia“ und ferner eine durch das Auftreten der Jesuiten gegen die von Benedictinern geleiteten Lehrinstitute hervorgerufene Schrift „Historia belli Jesuitici pro eripiendis Benedictinorum monasteriis“ [128] heraus. Das Jahr 1747 (46?) brachte die „Dissertationes philologico-bibliographicae, in quibus de adornanda bibliotheca, etc. disseritur“ (Norimbergae). Dann durchreiste er fast ganz Deutschland in dem Bemühen, die Errichtung eines Benedictiner-Seminars in Heidelberg zu Stande zu bringen; erst 1748, bei einem in der Abtei St. Pantaleon zu Köln abgehaltenen Capitel der Aebte, gewann diese Angelegenheit günstige Aussichten. Zugleich erbat er sich die Bewilligung zur Herausgabe des „Bullarium congregationis Bursfeldensis“ und ließ das Schriftchen „Votum Anonymi pro Seminario Benedictino in universitate Heidelbergensi erigendo“ (Cosmopoli in Semilunio 1748) drucken. In Köln widmete er sich dann wieder gänzlich den wissenschaftlichen Studien und unternahm ein Werk „Lexicon veterum per Germaniam monasteriorum“, von welchem man nicht weiß, ob er dasselbe zum Abschlusse gebracht hat. Vor Auslauf des Jahres 1748 vollendete er die „Exegesis historica pastorum abbatiae S. Martini majoris“, welche er dem Abte Spix zuzueignen vorhatte, jedoch in Folge der übeln Behandlung, welche er im Kloster fand, unterdrückte. 1749 ließ der Abt die Erneuerung des Chores der Kirche vornehmen, wobei die ehrwürdigen alten Denkmale zur Zerstörung bestimmt wurden. Keiner der Mönche wagte es, Einspruch zu thun; nur L. trat dem Vorhaben entgegen und wandte sich an die päpstliche Nuntiatur in Köln – aber was konnte der alleinstehende erreichen! Der Verdruß über diese Barbarei warf ihn auf’s Krankenlager. Genesen, folgte er der Einladung des Grafen Giannini, Scholaster zu Olmütz, um dessen vortreffliche Bibliothek zu ordnen und den Katalog anzufertigen. 1750 befand er sich zu Chur in Mähren, 1751 führte ihn der Graf nach Schlesien und übertrug ihm die Ausbildung seiner Neffen, der jungen Grafen von Wengersky. Hier entstand der „Tractatus de scientiis et artibus rite discendis“. 1752 gab er heraus: „Systema instituendae societatis literariae germanorum Benedictinae“ (Kempten) und „Methodus studiorum tum humaniorum tum superiorum“; 1754: „Ad eminent. dom. Angelum Mariam Quirinum epistola“. Nachdem am 14. Juni 1750 zu Olmütz sein Ordensgenosse Magnoaldus Ziegelbauer gestorben war, beschäftigte sich L. auf’s Angelegentlichste mit dessen litterarischem Nachlasse, und so erschien 1754 das Werk „Historia rei literariae ordinis S. Benedicti. Opus a Magnoaldo Ziegelbauer ichnographice adumbratum, recensuit Ol. Legipontius“ (Augsb. u. Würzb. 1754. Fol.). Von 1755 an wanderte er, das Herannahen des Todes in sich fühlend, unruhig umher. Man findet ihn nochmals in Köln, dann in Gengenbaum, Ettenmünster, Crozingen, 1756 in Schwarzach, wo ihn das Fieber darniederwarf. Kaum genesen, ließ er sich in manchen anderen Städten und Klöstern erblicken. Gegen Jahresschluß kam er in Trier an, wo er als Gast der Abtei St. Maximin sein vielbewegtes Leben beendigte. Nur der kleinere Theil seiner Schriften ist im Druck erschienen. Das Kölner Stadtarchiv besitzt zwei Handschriften von ihm: „Fasti ecclesiae et abbatiae S. Martini“ und „Vita venerab. Adami Mayer abbatis S. Martini“.

Hartzheim, Biblioth. Col. Kessel, Antiquitates Monast. S. Martini maj. Col. Ennen u. Eckertz, Quellen z. Gesch. d. St. Köln, I (Vorbericht). Wegeler, Das Kloster Laach. Brunet, Manuel du libraire, III.