ADB:Lassota von Steblau, Erich

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Artikel „Lassota von Steblau, Erich“ von Colmar Grünhagen in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 793–794, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lassota_von_Steblau,_Erich&oldid=- (Version vom 24. April 2024, 17:52 Uhr UTC)
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Lassota: Erich L. von Steblau, † 1616. Aus einem in Oberschlesien alt angesessenen Adelsgeschlechte stammend, besuchte L. 1567 das Gymnasium zu Görlitz und bezog 1573, in welchem Jahre auch sein Vater Wenzel starb, mit seinem etwas älteren Bruder Friedrich die Universität Padua, von der er 1576 nach dem väterlichen Gute Bleischwitz bei Leobschütz zurückkehrte. Als er einige Jahre später in Prag am Königshofe verweilte, lockten ihn die auch in Deutschland vorgenommenen Werbungen des spanischen Königs Philipp; begleitet von einem jüngeren Vetter Ludwig als Pagen zog er 1579 den Werbeplätzen in der Lombardei zu, half als „Doppelsöldner“ in dem deutschen Regimente den Spaniern Portugal erobern, machte in deren Solde wiederholt Expeditionen nach den Azoren mit und ward endlich 1584 mit dem Rest seiner Genossen auf italienischem Boden abgelohnt. Nicht lange aber duldete es ihn in seiner oberschlesischen Heimath; bereits 1585 treffen wir ihn wieder am Hofe Kaiser Rudolfs II., und im Interesse des Erzherzogs Maximilian, der bei dem Tode Stephan Bathoris sich um die polnische Königskrone bewarb, unternimmt er wiederholte Reisen durch Schlesien nach Polen, ja in dem kurzen Kriege, welcher am 24. Januar 1588 mit dem Treffen bei Pitschen und der Gefangennehmung des Erzherzogs endete, war L. einer der Hauptleute. Er folgte seinem Herrn in die polnische Gefangenschaft, der seine Treue durch die Ernennung zum Truchseß lohnte. In dessen Dienste ward er dann 1590 auf einer diplomatischen Mission nach Rußland geschickt, gerieth jedoch, nachdem er unweit von Narwa gelandet, in die Gewalt der Schweden, ward dann zum Theil in sehr harter Haft gehalten, von einem schwedischen Schlosse aufs andere geführt und erst im April 1593 wieder losgelassen. Das folgende Jahr finden wir ihn dann schon wieder auf einer neuen Sendung zu den Zaporogischen Kosaken, die Kaiser Rudolf in seinen Dienst zu nehmen gedachte. Er entledigte sich dieser schwierigen Mission mit dem besten Erfolge und erhielt in Folge dessen 1595 die wichtige Stellung eines Mustermeisters von Oberungarn mit dem Wohnsitz in Kaschau. Hier brachte ihn dann im J. 1604 die Einnahme der Stadt durch die Rebellen unter Bocskay in große Gefahr und um seine ganze Habe, doch hat er jene Stellung bis an seinen Tod im J. 1616 bekleidet. L. hat die Ereignisse seines vielbewegten Lebens wenigstens innerhalb der Jahre 1573 bis 1594 in einem Diarium beschrieben, das, obwol es zuweilen nur kurz die Reiseroute notirt, dann doch gerade die wichtigeren Erlebnisse eingehender und anschaulich schildert. Ueber einen Punkt bezüglich des Autors läßt uns das Tagebuch in einem gewissen Zweifel, nämlich über seine Confession. Wenn seine Feldzüge im spanischen Solde, seine nahen Beziehungen zu dem Breslauer Bischofe Johann Sitzsch, sowie sein Bericht darüber, wie er in St. Jakob von Compostella gebeichtet, [794] für den Katholicismus sprechen, so steht dem die Bemerkung des Tagebuchs, der König von Schweden habe vermeinet, er sei ein Katholischer, sehr entschieden entgegen.

Lassota’s Tagebuch ed. R. Schottin. Halle 1866. Einige wichtigere Notizen über den Verfasser und seine Familie theilt dann Weltzel mit in der Zeitschrift für Geschichte und Alterthum Schlesiens, XI. 501.