ADB:Langsdorff, Johann Wilhelm

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Artikel „Langsdorf, Johann Wilhelm“ von Wilhelm von Gümbel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 690–691, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Langsdorff,_Johann_Wilhelm&oldid=- (Version vom 8. Oktober 2024, 09:14 Uhr UTC)
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Langsdorf: Johann Wilhelm L., berühmter Salinist, war am 5. Dec. 1745 als Sohn eines Beamten der Saline zu Nauheim geboren und sog sozusagen mit der Muttermilch zugleich auch die Neigung zum Salinenfache ein, in dem er später sich so sehr auszeichnete. Nach dem Besuche der Schule zu Friedberg und des Gymnasiums zu Hanau beschäftigte sich L. zuerst in der Amtsstube zu Nauheim, um praktisch den Geschäftsgang kennen zu lernen und bezog alsdann 1765 die Universität Göttingen in der Absicht sich dem Studium der Rechtswissenschaft zu widmen, betrieb aber zugleich auch mathematische Studien. Um sich die mangelnden Kenntnisse in der Baukunst und Maschinenlehre anzueignen bezog er sodann die in diesen Fächern damals berühmte Universität Greifswald. Von der Universität zurückgekehrt übernahm L. 1769 erst eine Advokatenstelle in Friedberg, die er 1770 mit einer gleichen Stelle in Homburg an der Höhe vertauschte und erwarb sich hier in Abwickelung schwieriger Rechtsgeschäfte sehr großes Ansehen. Gleichwol mißglückte ihm damals der Versuch, die Stelle seines Vaters an der Saline Nauheim zu erlangen. Seine nach und nach zu Tage tretenden ausgezeichneten Kenntnisse im Salinenfache und Bauwesen gaben zwar später Veranlassung, L. mit der Untersuchung des Salzwesens jenes Landes zu beauftragen, doch erst seine vortreffliche Publikation „Kurze und gründliche Anleitung zur Kenntniß der Salzwerkssachen“ 1771, die bei dem gänzlichen Mangel an derartigen Werken in der Litteratur mit großem Beifall aufgenommen wurde, verschaffte ihm 1776 einen Ruf als Kammerrath nach Darmstadt, wo er das Referat über das Salinenwesen, besonders über die Saline Salzhausen zugetheilt erhielt. Zunächst beschäftigte sich L. mit der Erweiterung und Neuherstellung dieser Saline. Um die hierbei nöthigen Bauten gehörig überwachen zu können, war L. 1778 nach Salzhausen übergesiedelt. Auch schriftstellerisch blieb L. in dieser Stellung nicht unthätig. 1781 gab er eine umfassende Salinenkunde unter dem Titel „Ausführliche Abhandlung von Anlegung, Verbesserung und zweckmäßiger Verwaltung der Salzwerke“ in 2 Bänden heraus. Mit seinem Bruder Karl Christian gemeinschaftlich veröffentlichte L. dann 1785: „Sammlung praktischer Bemerkungen für Freunde der Salzwerkskunde“. Beide Werke galten lange Zeit hindurch als das Vorzüglichste auf diesem Gebiete. Die [691] kurpfälzische Gesellschaft in Mannheim anerkannte seine Verdienste durch Ernennung zu ihrem Mitgliede. Eine Berufung als Salinendirector nach Schleswig lehnte L. ab, erhielt aber dafür 1803 bei der neu errichteten Hofkammer in Gießen die Stelle eines ersten Raths, 1808 die eines Vicedirectors und Geheimen Raths und endlich wurde er 1813 zum zweiten Director befördert. Inzwischen hatte L. an einer „Geschichte des Salzwerks Salzhausen“ gearbeitet, welche in den Schriften der genannten kurpfälzischen Gesellschaft erschien. Auch versuchte er sich in der Lösung der Frage: „Wie kann in Deutschland die Zunftverfassung am zweckmäßigsten modificirt werden“ durch eine 1817 erschienene diesbezügliche Schrift. Bei strenger Berufstreue und Rechtlichkeit neigte sich L. dem Mysticismus zu und ein 1825 in Tübingen erschienener, nach Swedenborg’schen Grundsätzen verfaßter Katechismus wird ihm zugeschrieben. Das Jahr 1820 brachte L. die wohlverdiente Versetzung in den Ruhestand, in dem er am 5. Februar 1827 zu Gießen starb.

Scriba, Lex. d. Schriftst. d. Großh. Hessens im 19. Jahrh., 1831–45.