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Artikel „Lünemann“ von B. in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 638–639, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:L%C3%BCnemann&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 00:18 Uhr UTC)
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Lünemann: zwei Brüder dieses Namens sind als Schulmänner wie als Schriftsteller auf philologischem Gebiete mit besonderer Rücksicht auf die Zwecke der Schule thätig gewesen. Der ältere, Georg Heinrich L., über dessen Lebensschicksale wir nur sehr wenig Kunde haben, war in Göttingen am 3. Sept. 1780 geboren, wurde im J. 1803 Lehrer und Rector am Gymnasium daselbst und starb dort am 8. Januar 1830. Von seinen litterarischen Arbeiten sind am bekanntesten seine Neubearbeitungen des Scheller’schen lateinisch-deutschen und deutsch-lateinischen Handwörterbuches (seit 1807); außerdem hat er eine Abhandlung „Descriptio Caucasi gentiumque[WS 1] Caucasiarum ex Strabone comparatis [639] scriptoribus recentioribus“ (Leipzig 1803), eine „Bibliotheca Romana classica probatissimos utriusque orationis scriptores latinos exhibens“ (Göttingen 1819), eine Ausgabe der Varia historia des Aelian mit griechisch-deutschem Wortregister (Gött. 1811) und zahlreiche Textausgaben lateinischer Classiker für den Schulgebrauch (Horatius, Gött. 1818. Virgilius, ibid. 1818. Ciceronis epistolae ad Atticum, ad Quintum fratrem et quae vulgo ad familiares dicuntur temporis ordine dispositae, ebd. 1820–22, 4 Bde.; Phaedrus mit Avian, P. Syrus und Dionysius Cato, ebd. 1823. Sallustius, Hannover 1825. Tacitus, ebd. 1825. Curtius Rufus, ebd. 1827) veröffentlicht. – Der jüngere Bruder, Johann Heinrich Christian L., geb. in Göttingen am 14. Decbr. 1787, besuchte von seinem 7. Jahre an das Gymnasium, vom 18. Jahre an die Universität seiner Vaterstadt und nahm nach Vollendung seiner Studien im J. 1807 eine Hauslehrerstelle in Nörten bei Göttingen an. Um der Conscription durch die westfälische Regierung zu entgehen, wanderte er 1809 nach Rußland aus, wo er alsbald eine Anstellung als Lehrer an dem Erziehungsinstitut des Pastor v. Bergmann[WS 2] zu Erlaa in Livland erhielt; diese vertauschte er im Jahre 1811 mit einer Kreislehrerstelle in Wolmar im Gouvernement Riga, gab dieselbe aber bereits im Jahre 1812 wieder auf um einem an ihn ergangenen Rufe als Oberlehrer am Friedrichsgymnasium in Gumbinnen Folge zu leisten. Da ihm jedoch die Kriegsereignisse es zunächst unmöglich machten Rußland zu verlassen, nahm er im September 1812 wieder eine Kreislehrerstelle in Fellin an. Im Jahre 1813 siedelte er sodann nach Gumbinnen über, wo er am 25. Januar 1827 starb. Veröffentlicht hat er ein „Wörterbuch zu Homer’s Odyssee für Anfänger der Homerischen Lectüre“ (zuerst anonym Königsberg 1812, zweite Auflage unter seinem Namen 1823; verbessert von Fr. Jul. Horn[WS 3], 7. Auflage 1862), ein „Wörterbuch zu Homer’s Ilias“ (ebd. 1824; 2. vielfach berichtigte und verbesserte Aufl. von J. Fr. Ebert[WS 4], 1830) und „Probe einer Uebersetzung von Juvenal’s Satiren, die erste Satire enthaltend“ (Programm von Gumbinnen 1821).

Vgl. Neuer Nekrolog der Deutschen, Bd. V, S. 109 ff. Bd. VIII, S. 915.
B.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: gentiumquc
  2. Benjamin Fürchtegott Balthasar von Bergmann (1772–1856), baltischer Geistlicher, Ethnograph und Historiker.
  3. Friedrich Julius Horn (1808–1841), Gymnasiallehrer in Rastenburg.
  4. Johann Friedrich Ebert (1800–1830), Gymnasiallehrer in Königsberg.