ADB:Kunzen, Friedrich Ludwig Aemilius

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Artikel „Kunzen, Friedrich Ludwig Aemilius“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 403–404, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kunzen,_Friedrich_Ludwig_Aemilius&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 12:47 Uhr UTC)
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Kunzen: Friedrich Ludwig Aemilius K., ein Componist des 18. Jahrhunderts, war 1761 oder 1763 in Lübeck geboren, studirte in Kiel, wo er mit dem Dichter Cramer freundschaftlichen Umgang hatte. Seine Anlagen für Musik zeigten sich sehr früh und er war besonders ein tüchtiger Clavierspieler; doch auch das Talent der Composition bewies er schon 1784 durch die Composition der geistlichen Lieder seines obengenannten Freundes, die 1785 bei Breitkopf und Härtel in Leipzig gedruckt wurden. J. A. P. Schulz, der bekannte Componist, lernte ihn in Kiel kennen und schreibt an Gerber: „Ich hatte oft Gelegenheit sein fertiges Clavierspielen, schnelles Notenlesen, brillantes und geschmackvolles Fantasiren, seine gründlichen Einsichten in die Composition, die er sich durch eignen Fleiß erworben hatte, seine Ausarbeitungen mancherlei Art, mit einem Worte, sein großes Genie zu bewundern.“ Von Kiel aus ging er 1787 nach Kopenhagen, wo er als Cembalist angestellt ward, sich aber daneben durch Stundengeben, wozu er die geringste Neigung hatte, sein Leben fristen mußte. Hier kam 1789 seine erste Oper, „Holger Danske“ von Baggesen zur Aufführung, die aber, vom Publikum zwar nicht übel, um so übler aber von den das Theater beherrschenden Kritikern Rahbeck und seiner Partei aufgenommen ward und zu einer heftigen Theaterfehde Anlaß gab. Seine Freunde zwar sahen, wie Fink schreibt, in ihm den künftigen Meister und rühmten seine Erfindung, „namentlich im Wechsel des Erhabenen, Sanften und Komischen zeigte sich Verstand und Gefühl in gutem Einklange“. Gleichwol vertrieb ihn dieser Mißerfolg; er ging 1789 nach Berlin. Hier fand er an Reichardt einen warmen Freund, mit dem er 1791 ein „Musikalisches Wochenblatt“ und 1792 die „Musikalische Monatsschrift“ herausgab, doch beide Unternehmungen erwiesen sich nicht lebensfähig. Endlich fand er in Frankfurt a/M. eine ihm angemessene Stelle an dem neu errichteten Theater; er wurde dort Musikdirector mit einem Gehalte von 900 Gulden. Charakteristisch für die damalige Zeit ist es, und giebt uns den Beleg, wie langsam sich Mozart’s Werke verbreitet haben, daß K., wie Schulz schreibt: „diese Stelle den Vortheil gewährte, aufs genaueste mit dem Genie Mozart’s in dessen Singstücken bekannt zu werden, mit dem sich das seinige bald innig verwebte. Diesem Vorbilde arbeitete er nun mit so glücklichem Erfolge nach, daß als er etliche Jahre nachher (1795) ebenfalls als Musikdirector bei der Schauspielergesellschaft in Prag sein „Winzerfest“ (richtiger „Die Weinlese“, Oper in 3 Akten) auf das dortige [404] Theater brachte, das Prager Publikum es mit dem lautesten Beifall aufnahm, ohngeachtet solches so sehr durch die Mozartschen Singstücke verwöhnt war, daß in langer Zeit kein anderes dort hatte aufkommen können.“ (sic?) Fink dagegen schreibt: Bemerkenswerth ist es noch, daß er selbst (nämlich K.) in späteren Jahren von seiner Oper: „Die Weinlese“, die so allgemeinen Beifall fand, gerade das wenigste hielt, immer wünschend, es möchten lieber seine übrigen Werke in Deutschland öffentlich bekannt werden; wozu jedoch die Theaterunternehmer nicht zu vermögen waren. Im Jahre 1795 legte Schulz seine Kapellmeisterstelle in Kopenhagen krankheitshalber nieder und schlug seinen Freund K. vor, der sie auch erhielt und bis an sein Lebensende bekleidete. K. hatte sich schon in Frankfurt mit der Sängerin Zacherini verheirathet, die sowol in Frankfurt, als auch in Prag als erste Sängerin debutirte. In Kopenhagen trat sie, so viel bekannt, nur als Concertsängerin auf. K. komponirte nun für die dänische Bühne mehrere Opern und Oratorien: 1796 „Hemmeligheden“ (das Geheimniß); 1797 „Dragedukken“ und „Jokeyen“; 1798 „Erik Ejegod“; 1799 „Naturens Röft“, „Min Bedstemoder“ und „Ossians Harfe“; 1802 „Die Heimkunft“ (nach Gerber) und anderes; dann die Cantaten und Oratorien: 1796 „Die Auferstehung“; 1798 Halleluja der Schöpfung; 1800 Hymne auf Gott und Trauercantate auf seinen Freund J. P. A. Schulz u. a. (siehe Gerber und die Allgemeine musikalische Zeitung in Leipzig. Jahrgang XVII. S. 65, dort auch Jahrgang XIX. S. 185, eine Biographie über K.). Seine übrigen Compositionen bestanden in Clavierstücken und Orchesterwerken, auch soll er in obiger Musikzeitung nach des Redacteurs (G. W. Fink) eigenen Angaben „mehrere verdienstliche Aufsätze geliefert haben“, da aber die Redaction damals nicht beliebte, die Mitarbeiter unterzeichnen zu lassen, so bleibt man im Dunkeln, welche? K. starb nach der unzweifelhaft zuverlässigen Angabe Overskou’s im Danske Skueplads IV. S. 428, am 28. Januar 1817. Die Urtheile in damaligen Zeitschriften stellen seine Compositionen sehr hoch und preisen sie als das Schönste und Herrlichste. Den Dänen galt er fast als Däne und sie priesen besonders das nationale Gepräge seiner Musik.