Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Krüger, Franz“ von Lionel von Donop in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 227–229, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Krueger,_Franz&oldid=- (Version vom 14. November 2024, 23:19 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Krüger, Eugen
Band 17 (1883), S. 227–229 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Franz Krüger in der Wikipedia
Franz Krüger in Wikidata
GND-Nummer 11872469X
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|17|227|229|Krüger, Franz|Lionel von Donop|ADB:Krueger, Franz}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=11872469X}}    

Krüger: Franz K., Porträt- und Thiermaler, geb. zu Radegast in Anhalt-Dessau den 3. September 1797. Seine Kunstrichtung ist der Anschauungsweise Chodowiecki’s wahlverwandt und vermittelt den Uebergang von diesem zu Adolf Menzel. Ohne Meister und akademischen Unterricht bildete es sich als Autodidakt durch unablässiges Studium der Natur und fand in der Aristokratie von Berlin frühzeitig Anerkennung und Aufträge. Mit erstaunlicher Naturwahrheit porträtirte er auf unzähligen Blättern das Pferd im Stallinneren und im Freien vereinzelt wie zu Gruppen gesellt und gab die lebendige äußere Erscheinung nach Haltung und Gangart im völligen Einklang mit dem inneren Bau desselben [228] wieder. Die Bewunderung seiner Zeitgenossen trug ihm daher den Spitznamen „der Pferde-Krüger“ ein und erhob ihn zum ebenbürtigen Nebenbuhler eines Horace Vernet. Mit gleicher Charakteristik schilderte er das windschnelle Geschlecht der Hunde. Als Freund des Sports und der Jagd bevorzugte K. von jeher Reiterporträts. Jeder Zug seiner Hand bezeugt hier das Geschick eines großen Bildnißmalers. Mit psychologischem Scharfblick erkannte er die durch Berufsart, Alter und Charakter gegebene Besonderheit des menschlichen Wesens. Der Sicherheit des Blickes folgte eine schnellfertige, dem Vorbilde treu nachschaffende Hand, die sich bald eine meisterliche Routine des Vortrags aneignete, ohne der Naturwahrheit und einer schlichten Auffassung zu entsagen. So galt er mit Recht als einer der besten Porträtmaler seiner Zeit und erwarb sich namentlich in hochgestellten Kreisen durch die Eleganz seiner künstlerischen Ausdrucksweise Ansehen und Auszeichnungen aller Art. In der nun zerstreuten großen Sammlung seiner Bildnisse von Zeitgenossen war fast jede Celebrität von Berlin vertreten. Er zeichnete und malte zu wiederholten Malen die Könige Friedrich Wilhelm III. und Friedrich Wilhelm IV. mit und ohne Gefolge, die Prinzen und Prinzessinnen des preußischen Königshauses, zahlreiche Anverwandte desselben, hervorragende Militärs, Würdenträger, Gelehrte, Künstler, Beamte und populäre Gestalten, wobei er stets auf genaueste Wiedergabe selbst des äußerlichen Beiwerks bis in die Details der wandelbaren Mode und vorschriftsmäßigen Uniform achtete. Diese Sorgfalt im Nebensächlichen ist nicht minder aus seinen Studien, Kreidezeichnungen und leicht aquarellirten Bleistiftporträts wie aus den durchgeführten Oelbildern ersichtlich. In den größeren, leicht übersichtlichen Geschichtsbildern, welche Berliner Revuescenen und andere Militär- und Staatsactionen aus der Friedensaera verherrlichen und mit unendlicher Liebe und Ausdauer gemalt sind, kommt vor Allem Krüger’s Bedeutung als Porträtist zur Geltung. Im Auftrage des Kaisers von Rußland vollendete er die Darstellung einer Parade, welche im J. 1829 auf dem Opernplatze zu Berlin stattgefunden, ferner ein zweites, ähnlich angeordnetes Gemälde mit der großen Parade des Gardecorps vor Friedrich Wilhelm III. im J. 1827, dem sich das Ceremonienbild „Die Huldigung vor König Friedrich Wilhelm IV. am 15. October 1840“ anreihen läßt. (Die beiden letzten Originale im königlichen Schlosse zu Berlin.) Aehnlichen Werken unterzog sich der Meister auf Veranlassung des Kaisers von Rußland während eines Aufenthaltes in Petersburg in den Jahren 1844 und 1850. Die spröden Aufgaben verstand K. in jedem Falle mit künstlerischer Weisheit und Kraft zu bewältigen. Er entfaltete ein Compositionstalent und eine Virtuosität der Behandlung, welche die Monotonie der Massen im Gesammteindruck zu beleben verstand. Ein besonderes kulturgeschichtliches Interesse ist diesen Bildern dadurch verliehen, daß hier die Koryphäen der Gesellschaft seiner Zeit und Umgebung aus allen Ständen und Berufsarten in ungezwungenen Gruppirungen und in genrehafter Auffassung des Lebens auf das Geschickteste vereinigt sind. Mit objectiver Treue und künstlerischer Lebendigkeit dargestellt reden diese zeitgenössischen Porträts die Sprache eines zuverlässigen und anregenden Chronisten, der im Ernste seiner Mittheilungen die Frische des Humors bewahrt. Die Mehrzahl der mit bewunderungswürdigem Eifer entworfenen Vorstudien zu diesen Gemälden befindet sich im Handzeichnungscabinet der Nationalgalerie zu Berlin. Die zwölfte, im J. 1880 daselbst arrangirte Sonderausstellung von Krüger’s Werken ließ seine künstlerische Individualität in ihrer Ursprünglichkeit und in vollem Umfange erkennen. Sämmtliche mit großer Feinheit ausgeführten Porträtstudien aus dem Menschen- und Thierleben lassen gleichmäßig erkennen, wie er unwandelbar an den von der Natur selbst gezogenen Grenzen fest hält und mit Respect vor der objectiven Wirklichkeit sich ihr unterordnet. Seine [229] Zeichnung ist von formaler Strenge und Bestimmtheit, das Colorit meist sonnenklar und rein, ohne besondere Rücksicht auf die durch Luft und Licht bedingte Abstufung der Töne, glatt und fast ängstlich dem Geschmacke der Zeit entsprechend zusammengestrichelt. Die Zucht aber, in die sich sein ganzes künstlerisches Schaffen begab, läßt namentlich seine freieren Studienblätter noch heute als treffliche Vorbilder gelten, so daß die Bedeutung Krüger’s im Allgemeinen über die locale Begrenzung hinausgeht. Als Lehrer wirkte er weniger durch Systematik und Theorie als durch das praktische Beispiel seines Verfahrens, anregend zugleich durch ein originelles und jovial-geistreiches Wesen. Er starb am 21. Januar 1857 als Hofmaler, Professor und Mitglied der Akademie der Künste in Berlin.

Vgl. Zwölfte Sonderausstellung in der kgl. Nat.-Gallerie in Berlin, 1880.