ADB:Kroeger, Johann Christoph

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Artikel „Kroeger, Johann Christoph“ von Richard Hoche in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 177–178, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kroeger,_Johann_Christoph&oldid=- (Version vom 20. Dezember 2024, 17:57 Uhr UTC)
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Kroeger: Johann Christoph K., Schulmann (1792–1874), wurde am 4. Febr. 1792 in Hamburg als Sohn eines Krämers geboren. Da er dem Berufe des Vaters zu folgen keine Neigung hatte, der Vater hingegen ihn nicht studieren lassen wollte, so entschloß er sich, Lehrer zu werden und erhielt nach privater Vorbereitung 1813 eine Stelle als Lehrer am Hamburger Waisenhause. Durch den Besuch der Vorlesungen am akademischen Gymnasium seiner Vaterstadt bildete er sich gleichzeitig weiter; 1815 konnte er sich nach Heidelberg wenden, um dort Theologie zu studiren. Mehrfache Reisen von dort aus machten ihn u. A. mit Hebel und Pestalozzi bekannt. 1818 wurde er wieder Lehrer am Hamburger Waisenhause, auch Candidat des Predigtamtes, 1820 Katechet (d. h. Prediger) am Waisenhause. „Die Idee, welche sein Leben bewegte, war: das Waisenhaus zu einer Musteranstalt für Waisenerziehung und die dortige Schule zu einer Musterschule für das hamburgische Volksschulwesen herauszuarbeiten“. Diesen Gedanken suchte er durch eine überaus umfassende schriftstellerische, wie lehrende Thätigkeit, namentlich auch in dem Hamburger Lehrerverein, zu dienen; auch seine erfolgreichen Bemühungen, Warteschulen für arme Kinder unter zwei Jahren ins Leben zu rufen (seit 1828), stehen hiermit in Beziehung. Kroeger’s Thätigkeit fand bald auch außerhalb Hamburgs Anerkennung: bereits 1825 ernannte ihn die philosophische Facultät in Heidelberg zum Doctor ob insignem educandi docendique diligentiam egregiamque praesertim in disciplina paedagogica scriptis proditam eruditionem; vielfache größere Reisen, u. a. auch nach Rußland, brachten ihn in dauernde Verbindung mit den pädagogischen Größen seiner Zeit. Die völlige Umgestaltung der Hamburger bürgerlichen [178] Verhältnisse, welche der Brand des J. 1842 hervorrief, berührte auch das Waisenhaus so empfindlich, daß K. seine Stellung an demselben nicht beibehalten wollte; seine zweite Verheirathung mit der Vorsteherin einer höheren Mädchenschule gab ihm den Anlaß, die Leitung dieser Anstalt selbst zu übernehmen. Ostern 1862 gründete er eine Privatschule für Knaben und Mädchen in Reinbeck im Herzogthum Lauenburg. Er starb an den Folgen eines unglücklichen Sturzes am 24. Juni 1874 in Hamburg. – Unter den zahlreichen Schriften Kroeger’s, welche u. A. das Hamburger Schriftstellerlexikon, 4, S. 199 bis 206 aufzählt, sind von dauerndem Werthe das „Archiv für Waisen- und Armenerziehung“, 1825 und 1828 und das 1848 (2. Aufl. 1852) erschienene Buch: „Die Waisenfrage oder die Erziehung verwaiseter und verlassener Kinder in Waisenhäusern und Privatpflege“, in dem er das sogen. Familiensystem im Gegensatze sowol zum Kasernen- wie zum Kostkindersystem mit Geschick verfocht.

Kroeger’s Selbstbiographie in Diesterweg’s pädagogischem Deutschland. 1834, S. 1–50, und in Heindl’s Gallerie berühmter Pädagogen, 1858, S. 434–480.