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Artikel „Kreil, Karl“ von Siegmund Günther in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 101–102, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kreil,_Karl&oldid=- (Version vom 9. November 2024, 01:15 Uhr UTC)
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Kreil: Karl K., Astronom und Meteorolog, geb. den 4. Novbr. 1798 zu Ried in Oberösterreich, † den 21. Decbr. 1862 zu Wien. Er studirte zu Kremsmünster, absolvirte in Wien die juridischen Studien und trat sodann, da er sich auch eingehend mit Mathematik und Astronomie beschäftigt hatte, als Eleve bei der Wiener Sternwarte ein. Von dort kam er als Adjunct an die Sternwarte zu Mailand. Später ward er als Professor der Astronomie nach Prag berufen, allein ungünstige äußere Umstände verhinderten ihn, als Beobachter nach seinem Wunsche thätig zu sein, und so begann er denn seine ganze Kraft der Meteorologie und dem Erdmagnetismus zuzuwenden. Als daher im Jahre 1851 die Centralanstalt in Wien begründet ward, konnte die Wahl zum Director auf keinen geeigneteren Mann als auf K. fallen, der in seiner neuen Stellung, mit welcher er die Professur der Physik an der Universität verband, das junge Institut rasch zu Ehren zu bringen wußte. Astronomischer Natur sind Kreil’s Untersuchungen über die Libration des Mondes in den Mailänder Ephemeriden (1836) und über die Kometen in den Denkschriften der kgl. böhm. Gesellschaft (1843). Einem Grenzgebiete gehört an die ebenfalls zu Prag (1841) erschienene Schrift: „Versuch, den Einfluß des Mondes auf den atmosphärischen Zustand unserer Erde aus einjährigen Beobachtungen zu erkennen“. Im Verein mit seinem treuen Gehülfen Fritsch stellte K. die magnetischen und geographischen Ortsbestimmungen aus dem ganzen Kaiserstaat in fünf Jahrgängen (1846 bis 1851) zusammen. Die Publikationen der k. k. Akademie endlich bergen von ihm zahlreiche werthvolle Abhandlungen über den Erdmagnetismus, dessen Variationen [102] als von der Mondbewegung abhängig nachgewiesen wurden, über Selbstregistratoren, über Seismometer etc. In einem Nekrologe war die eigenartige Thätigkeit des verdienten Mannes mit folgenden Worten gekennzeichnet worden: „Usprünglich zum Astronomen bestimmt, gelang es ihm nicht, eine seinen eminenten Eigenschaften entsprechende Wirkungssphäre zu erlangen. Die Folge davon war eine unerwartet günstige. Er ist, mit Recht kann man es sagen, der Schöpfer einer neuen Wissenschaft in Oesterreich geworden: der Physik der Erde“. Man wird nicht umhin können, diese Schilderung als eine sehr zutreffende anzuerkennen.

Wiener Zeitung vom 23. Decbr. 1862. – Grunert’s Archiv d. Math. u. Physik, litter. Bericht CLVII.