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Artikel „Kratter, Franz“ von Joseph Kürschner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 55–56, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kratter,_Franz&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 01:30 Uhr UTC)
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Kratter: Franz K., Dramatiker, geb. 1758 zu Oberdorf am Lech, † am 8. Novbr. 1830 zu Lemberg in Galizien; studirte zunächst in Dillingen Philosophie und Theologie, dann die Rechte in Wien, wo er nachmals als Secretär angestellt war. In der gleichen Eigenschaft kam er 1791 nach Lemberg und führte dort von 1800–1819 mit Bulla, dann bis in die Mitte der 20er Jahre mit dem Schriftsteller Kaminski die Direction des Theaters, ohne dabei von besonderem Glücke begünstigt zu werden. In der letzten Zeit [56] seines Lebens war K. Gutsbesitzer. Seine litterarische Thätigkeit eröffnete er mit dem Gedicht „Der Augarten in Wien“ (Wien 1782), dem er die Schriften „Gespräch von Liebe und Glückseligkeit“ (ebd. 1784), „Das Freimaurer-Autoda-fé in Wien“ (ebd. 1786), die Aufsehen erregenden „Briefe über den jetzigen Zustand Galiziens“ (ebd. 1786), „Bescheid an einige Professoren an der Lemberger Universität“ (ebd. 1786) und „Philosophische und statistische Beobachtungen, vorzüglich die österreichischen Staaten betr.“ (Leipz. 1787), wie auch die Romane „Der junge Maler am Hofe“ (Wien 1785) und „Das Schleifermädchen aus Schwaben“ (Frkft. 1793) folgen ließ. Mehr als diese Arbeiten haben ihn seine bühnengerechten, dichterisch aber unbedeutenden Dramen bekannt gemacht. In A. W. v. Schlegel’s Sonett aus der Triumph- und Ehrenpforte für den aus Sibirien zurückkehrenden Theaterpräsidenten, heißt es u. A.:

„Und wie ein Jeder kann, so fei’r ihn Jeder:
Du kratz’ das Herz mit Höllenfratzen, Kratter.“

Am meisten Aufsehen erregte von seinen Dramen das „fürstliche Familiengemälde“ „Das Mädchen von Marienburg“ (Frkft. 1795), das vielmals mit Erfolg über die Bretter ging, am Wiener Hoftheater von 1793–1848 allein 133 mal. Außerdem sind von ihm die Lustspiele „Die Kriegskameraden“ (Wien 1791) und „Der Brautwerber“, die Schauspiele „Der Vicekanzler“ (Wien 1795, später umgearbeitet unter dem Titel „Der Weise im Unglück“), „Der Friede am Pruth“ (Frkft. 1799, die Fortsetzung des Mädchens von Marienburg), „Eginhard und Emma“ (ebd. 1799), „Die Familie Klinger“ (ebd. 1802), „Die Sklavin von Surinam“ (ebd. 1803), „Athenais“ (Gegenstück zum Mädchen von Marienburg), „Der Blutzins an die Mauren“ , „Bruder Franz von Paula“, „Der Mohrenkönig“; das ländliche Gemälde „Das Octoberfest“; endlich die Trauerspiele „Die Verschwörung wider Peter den Großen oder Menzikoff und Natalie“ (Frkft. 1795, von der deutschen Gelehrten Gesellschaft in Mannheim 1790 preisgekrönt), „Die Pflegesöhne“, „Sebastian der Unächte“ und „Appius, der Dezemvir“. Eine vollständige Sammlung von Kratter’s Dramen erschien unter dem Titel „Schauspiele“ (Frkft. 1795–1804).

Vgl. u. A. den für die Bibliogr. seiner Dramen wichtigen Brief an Tieck (Holtei, Briefe an Ludwig Tieck II, 214 ff.), der die Angaben der lexikalischen Werke ergänzt und berichtigt.