Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Krafft, Peter“ von Karl Weiß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 19–20, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Krafft,_Johann_Peter&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 07:21 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Kraft, Kaspar
Band 17 (1883), S. 19–20 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johann Peter Krafft in der Wikipedia
Johann Peter Krafft in Wikidata
GND-Nummer 118715380
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|17|19|20|Krafft, Peter|Karl Weiß|ADB:Krafft, Johann Peter}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118715380}}    

Krafft: Peter K., Geschichtsmaler, geb. am 17. Septbr. 1780 zu Hanau, † am 28. Octbr. 1856 zu Wien, war der Sohn eines geschickten Emailleurs in Hanau und erhielt von der fürstlich hessischen Zeichenakademie, die er durch 10 Jahre besuchte, die erste künstlerische Bildung. Wiederholt durch Preise ausgezeichnet, reiste K. im März 1799 nach Wien, suchte sich unter H. Fügers Leitung in der Malerei zu vervollkommnen und reiste Anfangs des Jahres 1802 mit Schnorr von Karolsfeld nach Paris, wo ihn die Werke des Malers Louis David, die damals auf Künstler wie auf Napoleon gleich bezaubernd wirkten, in hohem Grade fesselten. Den dort gewonnenen Eindrücken gab sich K. vollständig hin und pflegte mit Begeisterung die classische Richtung des Meisters. Durch die Gunst des jüngsten Bruders des Kaisers, Lucian Bonaparte, für den er zahlreiche Bilder copirte, fand er ausreichend Beschäftigung und auch Gelegenheit mit der vornehmen Welt des ersten Kaiserreiches in Berührung zu treten. Die strenge, doctrinäre Schule David’s, der sich der Künstler angeschlossen, wurde entscheidend für dessen ganze Richtung. Im J. 1806 nach Wien zurückgekehrt, widmete sich K. zunächst dem Porträtfache (in Oel und Miniatur), da den Wiener Kunstkreisen die französische Richtung nicht zusagte und der Künstler daher keine Anregung fand, sein bedeutendes Talent in größeren Aufträgen zu zeigen. K. fand hier nur an Erzherzog Johann einen warmen Gönner, in dessen Begleitung er wiederholt Reisen in die Alpen unternahm und zu dessen Popularität er dadurch nicht wenig beitrug, daß er den Prinzen als steirischen Schützen, einsam eine Alpenspitze erkletternd, darstellte: ein Bild, das durch Höfel’s Grabstichel in weiteren Kreisen bekannt wurde. Erst im Jahre 1813 gelang es K. seinen Ruhm zu begründen. Unter dem mächtigen Eindruck der Befreiungskriege malte er das große, 9 Fuß hohe und 11 Fuß breite Bild „Abschied des österreichischen Landwehrmannes von seiner Familie“, gegenwärtig in der Belvedere-Gallerie und stellte dasselbe in einer eigenen Holzbude auf der Bastei aus. Die Wirkung des Bildes war eine außerordentliche. Bisher waren die akademischen Wiener Historienmaler jedem modernen Stoffe ängstlich aus dem Wege gegangen, und hatten sich nur für religiöse oder allegorische Stoffe begeistert. Dieser Griff in das moderne Leben, die Darstellung eines Momentes, [20] das alle patriotischen Gemüther tief bewegen mußte sowie die Macht der Composition waren überwältigend, so gering auch der malerische Effect blieb, worauf eben die David’sche Schule kein Gewicht legte. Die Akademie der bildenden Künste ernannte K. in Folge dieses Bildes noch im J. 1813 zu ihrem Mitgliede. Angeeifert durch den großen Erfolg, versuchte sich der Künstler in anderen ähnlichen Stoffen. Er vollendete 1815: „Erzherzog Karl in der Schlacht bei Aspern“ und den „Sieg bei Leipzig“, 1820 die „Rückkehr des Landwehrmannes aus dem Befreiungskriege“ (im Belvedere), 1822 die „Krönung des Kaisers Franz I.“ für das Pesther Nationalmuseum, später die drei Fresken mit Scenen aus dem Leben des Kaisers für den Audienzsaal der kaiserlichen Hofburg. Daneben schuf er in dieser Zeit auch Werke nach älteren, zum Theil antiken Stoffen und zahlreiche Porträts, die aber gegenüber den ersteren weit in den Hintergrund treten. Im J. 1823 wurde K. zum Professor an der Akademie der bildenden Künste und im J. 1828 aus der eigensten Initiative des Kaisers Franz I. zum Director der kaiserl. Belvedere-Gallerie ernannt. Auch in dieser Eigenschaft blieb der Künstler der von ihm eingeschlagenen Richtung treu und verherrlichte geschichtliche Ereignisse und Charakterzüge aus dem Leben des von ihm hochverehrten Kaisers. Zu diesen Gemälden gehören: „Graf Nikolaus Zriny v. Szigeth“, für das ungarische Nationalmuseum, „Kaiser Franz empfängt eine Wittwe in der Audienz“ (1837), „Erzherzog Karl mit seiner Suite in der Schlacht bei Aspern“ (1838), „Zusammenkunft der Alliirten nach der Schlacht bei Leipzig“ (1839), „Kaiser Franz fährt 1811 einen Mann auf dem Laxenburger Teiche“ (o. J.) und „Kaiser Franz begleitet die Leiche eines armen Mannes zu Baden bei Wien“ (1854). Unter den übrigen Bildern sind in weiteren Kreisen bekannt geworden: „Ossian“, „Manfred“, „Hermann und Dorothea“ und seine Scenen aus Tasso’s befreitem Jerusalem. Eine große Zahl seiner Bilder wurde von Rahl, Scott, Stöber in Kupfer gestochen. Krafft’s Bedeutung als Künstler beruht auf der Composition und der Wahl der Stoffe. Durch seine Anregung wandten die österreichischen Künstler auch der neueren Geschichte ihre Aufmerksamkeit zu und durch die Wahl der modernen Stoffe und ihre Darstellungsweise brach K. dem Wiener Genrebild die Bahn. Die größte Schwäche in Krafft’s Bildern ist, daß sie trocken und kühl in der Behandlung und ohne großen Farbenreiz sind. Als Galleriedirector strebte er die Verbesserung des Katalogs an, dessen Herausgabe er seinem Sohne, dem Orientalisten Albrecht K. übertrug; in Folge von dessen frühzeitigem Tode besorgte R. v. Eitelberger die Redaction des ersten Bandes.

C. v. Wurzbach, Biographisches Lexikon XIII, 106. Rudolf v. Eitelberger’s Ges. Kunsthistorische Schriften I, 61.