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Artikel „Krabinger, Johann Georg“ von Karl Felix Halm in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 3–4, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Krabinger,_Johann_Georg&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 22:35 Uhr UTC)
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Krabinger: Johann Georg K., Bibliothekar und Philolog, geb. am 16. Juli 1784 in Oberbergkirchen bei Ampfing in Altbaiern, † am 16. Mai 1860. Da er schon als Knabe gute Anlagen zeigte, ließ ihn sein Vater, ein Zimmermann, in der Klosterschule zu Gars unterrichten, wo er bis 1799 verblieb. Seine Studien vollendete er auf dem Gymnasium und Lyceum zu München, worauf er die Universität zu Landshut bezog, wo er sich unter Ast dem Studium der Philologie widmete. Nach seinem Abgang von der Universität brachte er sich in München mit Privatunterricht durch, bis er im J. 1817 als Hilfsarbeiter an der Bibliothek verwendet wurde, zunächst um die zahlreichen im letzten Decennium erworbenen lateinischen Handschriften zu katalogisiren. Eine definitive Anstellung erhielt er 1820 als Scriptor, von welcher Stelle er noch bis zum ersten Bibliothekar vorrückte, bis er im J. 1857 nach 40jähriger Dienstzeit in den wohlverdienten Ruhestand trat. Als Bibliothekar zeichnete er sich durch die größte Berufstreue und durch die Gediegenheit aller seiner Arbeiten aus; den Benutzern der Bibliothek war er ein kundiger Leiter und Rathgeber, der alle [4] billigen Wünsche mit der liebenswürdigsten Zuvorkommenheit befriedigte. Auch als Mensch erwarb er sich durch die Geradheit und Offenheit seines Charakters einen allgemein geachteten Namen. – K. war ein tüchtiger Kenner der alten Sprachen, besonders des Griechischen; als Herausgeber und Uebersetzer von mehreren Schriftwerken der späteren Gräcität und von griechischen und lateinischen Kirchenvätern hat er sich viele Verdienste auf einem nur wenig angebauten Felde erworben. Seine erste noch etwas schwache Arbeit, eine Uebersetzung des Romans Daphnis und Chloë von Longos (Landshut 1809, dazu eine Ergänzung 1811 auf den bekannten Fund von P. L. Courier) wurde von seinem Lehrer Ast eingeführt; hierauf folgten Xenophon’s v. Ephesus „Anthia und Habrokomas“, übersetzt mit kritischen Anmerkungen (München 1820); „Synesii Cyrenaei Calvitii encomium“, Textesrecension, mit deutscher Uebersetzung 1834, dessen „Aegyptische Erzählungen über die Vorsehung“ griechisch und deutsch, 1835. „Synesii opera omnia“, Landshut 1850, von welcher kritischen Ausgabe wegen Mangels an Theilnahme leider nur ein erster Band erschienen ist. „Gregorii Nysseni oratio catechetica et or. funebris in Meletium episc. Antiochenum“, 1835, „Eiusdem de anima et resurrectione dialogus“, 1837, „Eiusdem de precatione orationes V“, 1840, alle drei Werke in Text und lateinischer Uebersetzung. „Basilius des Großen auserlesene Homilien übersetzt und erläutert“, 1839. „Cyprian’s auserlesene Schriften übersetzt und erläutert“, 1848. „Cypriani libri de cath. eccl. unitate, de lapsis et de habitu virginum“, 1853. „Ambrosii de officiis ministrorum libri III“, 1857. „Augustini enchiridion de fide, spe et caritate“, 1861. „Bernardi Claraevallensis libelli de diligendo deo et de gratia et libero arbitrio“, 1842, „Eiusdem de consideratione libri V“, 1845. „Eclogae illustrium poetarum latinorum recentioris aetatis“, 1835. Als der bekannte Abbé Gaume mit dem Vorschlage hervortrat, die auf Schulen gelesenen Classiker durch Kirchenväter zu ersetzen, trat K. mit festem Muthe in einer akademischen Rede „Die classischen Studien und ihre Gegner“ (München 1853) als Schutzredner der Studien seiner Jugend auf, und zwar gerade mit Zeugnissen aus den Kirchenvätern selbst.

Neue Münchener Zeitung, Abendblatt Nr. 123 S. 490, 1860. Augsburger Allgem. Zeitung 1860, Nr. 140 S. 2329 ff.