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Artikel „Knuyt, Johann de“ von Pieter Lodewijk Muller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 336–337, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Knuyt,_Johann_de&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 07:06 Uhr UTC)
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Knuyt: Johann de K., niederländischer Staatsmann, geb. in Middelburg 1587, ward 1612 Bürgermeister seiner Vaterstadt und vier Jahre später in die Generalitätsrechnungskammer gewählt. Bald gewann er die Gunst des Statthalters Friedrich Heinrich (Bd. VII S. 576), der ihn zu seinem Rath erhob und dessen Dienst er von jetzt an sein Leben widmete. 1630 leistete er demselben einen besonders ausgezeichneten Dienst, als er ihm die Herrschaft über das Fürstenthum Oranien, das in Gefahr stand von den Franzosen in Besitz genommen zu werden, erhielt und so seine fürstliche, souveräne Stellung, welche ihm damals den Titel Hoheit einbrachte, dem Statthalter sicherte. Nicht weniger vertrat er, als Repräsentant des ersten Edlen von Seeland, eine Würde, welche die Prinzen von Oranien besaßen und welche die alleinige Vertretung des ersten Standes in Seeland einschloß, das oranische Hausinteresse in seiner Provinz, mit einer Rücksichtslosigkeit, welche ihm viele Feinde zuzog. Bei dem anwachsenden Unwillen des Regenten gegen das oranische Haus ward der unbedingte Anhänger desselben bald vielen verhaßt und verdächtig, namentlich genoß er keineswegs den Ruf der Unbescholtenheit und Reinheit, wenn irgendwo sein persönlicher Vortheil ins Spiel kam. Nur dem Schutze des Prinzen von Oranien verdankte er den langen Besitz seiner hohen Würde und einträglichen und einflußreichen Stellung. Zweimal gehörte er einer außerordentlichen Gesandtschaft nach Frankreich an, dessen Betheiligung am Kriege gegen das habsburgische Haus von ihm eifrig betrieben ward, und gewann den Ruf eines sehr gewandten, doch nicht sehr scrupulösen Unterhändlers. Jedoch als er 1645 zu dem westfälischen Friedenscongreß entsendet wurde, löste sich seine Verbindung mit den Franzosen. Denn K. gehörte der Partei der Prinzessin Amalia von Solms an, welche, dem Begehren des jungen Prinzen Wilhelm schnurstracks entgegen, sich finanzieller Interessen wegen der Friedenspartei, welche namentlich aus den antistatthalterisch gesinnten Regenten und Kaufleuten bestand, angeschlossen hatte. So arbeitete K. mit dem Haupt dieser Partei, dem bekannten Adrian Pauw, eifrig zusammen, nicht ohne großen Schaden für seinen Ruf, weil er ziemlich allgemein als erkauft von Spanien galt, das bekanntlich die alte Prinzessin mit großen Anerbietungen gewonnen hatte. So hatte er seinen Halt bei der eigenen Partei verloren, ohne sich mit den nach Wilhelms II. Tod an die Regierung kommenden Holländern besser zu stehen. Mehr als irgend eine der Kreaturen Friedrich Heinrichs empfand er die Ungunst des Wechsels. In Seeland ward er nicht mehr in seiner Eigenschaft als Vertreter des ersten Edlen in den Staaten zugelassen, obgleich er es nicht an Bemühungen dazu fehlen ließ; ja ihm drohte eine Untersuchung seiner verschiedenen Amtsführungen, der er kaum durch die Bitte um Enthebung seiner sämmtlichen Aemter und Würden entging. So starb er Ende 1654, eine gefallene Größe, den Ruf eines fähigen, aber keineswegs unbescholtenen Staatsmannes hinterlassend. Gewiß aber gehörte er mit zu den fähigsten in [337] jener Generation von ausgezeichneten, aber von der Verbindung mit dem oranischen Hofe verderbten Staatsmännern, welche in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts in den Niederlanden emporkam.

Vgl. außer der gewöhnlichen Litteratur über die Zeit Friedrich Heinrichs und den biographischen Wörterbüchern La Pise, Tableau de l’histoire des Princes d’Orange.