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Artikel „Knosp, Rudolf“ von Rudolf Krauß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 51 (1906), S. 273, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Knosp,_Rudolf_von&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 02:18 Uhr UTC)
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Knosp: Rudolf K., Großindustrieller. Am 22. Juni 1820[WS 1] zu Ludwigsburg in Württemberg als der Sohn eines kinderreichen Hofbediensteten geboren, besuchte er das Lyceum seiner Vaterstadt und dann die Stuttgarter Gewerbeschule, trat als Lehrling in ein angesehenes hauptstädtisches Indigogeschäft ein und wurde später bei demselben als Commis und Reisender angestellt. Nach seiner 1845 erfolgten Verehelichung mit Sophie Schmid aus Basel machte er sich selbständig und begründete in Cannstatt ein Geschäft, das bald nach Stuttgart verlegt wurde und sich allmählich aus den bescheidensten Anfängen zu großartigem Umfang entwickelte. Durch Intelligenz, Energie und Fleiß schwang er sich zu einem der ersten und reichsten deutschen Handelsherrn empor. Er rief die deutsche Anilinindustrie ins Leben, indem er die bisher nur in Frankreich betriebene Fabrikation verschiedener Indigostoffe einführte und hierauf zur Fabrikation von Theerproducten überging. Kaum war die Firma im Stande, die ihr aus allen Erdtheilen zufließenden Aufträge zu bewältigen. Die von K. hergestellten Erzeugnisse wurden auch auf verschiedenen Weltausstellungen ausgezeichnet, so 1867 in Paris mit der großen goldenen Medaille. Nach dem frühen Tode seines einzigen Sohnes im J. 1873 vereinigte K. sein Geschäft, zugleich mit der Stuttgarter Firma Heinrich Siegle, mit der Badischen Anilin- und Sodafabrik in Ludwigshafen a. Rh. Diesem größten deutschen, den Weltmarkt beherrschenden Farbenfabrikationsgeschäfte widmete er fortan bis an sein Lebensende seine Kräfte und Erfahrungen. Auch sonst trug er viel zur Unterstützung und Hebung der einheimischen Industrie bei, betheiligte sich an zahlreichen Unternehmungen und Gründungen, saß in den verschiedensten Aufsichtsräthen als Vorsitzender oder Mitglied.

Mit lebhaftem Sinne für politische und Verwaltungsangelegenheiten ausgerüstet, nahm er am öffentlichen Leben überhaupt und namentlich an dem seiner Adoptivvaterstadt Stuttgart regen Antheil. Er bethätigte sein Interesse auch dadurch, daß er von 1865 bis 1871 dem hauptstädtischen Gemeinderathe angehörte. Ebenso längere Jahre dem dortigen Handels- und Oberhandelsgerichte sowie dem Geheimenrathe als technischer Beirath. 1868 candidirte er im ersten württembergischen Wahlkreise, von der großdeutschen demokratischen Partei gegen die Deutsche Partei aufgestellt, für das deutsche Zollparlament und siegte nach hitzigem Wahlkampfe. Obgleich er die Segnungen der neu erworbenen deutschen Einheit wohl zu schätzen wußte, hielt er doch zeitlebens an seinen maßvoll particularistischen Neigungen, die mit freisinnigen und freihändlerischen Hand in Hand gingen, fest. Für öffentliche und wohlthätige Zwecke war er stets zum Geben bereit. – Seine Verdienste wurden durch Ordens- und Titelverleihungen gewürdigt. 1866 wurde er Commerzienrath, 1889 Geheimer Commerzienrath. Unter anderem besaß er das mit dem Personaladel verbundene Ehrenkreuz des württembergischen Kronenordens. Aber bei allen Erfolgen blieb er stets der schlichte und bescheidene Sohn des Bürgerthumes. – In den letzten Jahren zog er sich, nicht mehr im Vollbesitze seiner Gesundheit, mehr und mehr von den Geschäften zurück. Er weilte mit Vorliebe auf seinem Schloßgute am Starnberger See, das er 1872 erworben hatte. Den Winter 1896/97 fesselte ihn ein qualvolles Herzleiden ans Lager; er verschied am 26. März 1897 zu Stuttgart.

Schwäbische Kronik vom 30. März 1897 (Abendblatt). – Der Beobachter (Stuttgart) vom 29. März 1897. – Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog II (1898), S. 277 ff.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Lt. Grabstein war's der 27. Juni.