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Artikel „Knesebeck, Levin Freiherr von dem“ von Siegfried Isaacsohn in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 284–285, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Knesebeck,_Levin_von_dem&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 06:09 Uhr UTC)
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Knesebeck: Levin Freiherr von dem K. wurde als jüngster Sohn des Landeshauptmanns der Altmark, Thomas des Ae. von dem K. (s. u.) 1597 zu Schloß Tilsen in der Altmark geboren. Gleich den älteren Brüdern Thomas und Hempo erhielt er unter dem Auge des Vaters die sorgsamste Erziehung. Schon im 15. Jahre bezog er mit jenen die Universität Frankfurt und widmete sich hier wie auf mehreren anderen Akademien theologischen, juristischen, philosophischen und staatswissenschaftlichen Studien. Im J. 1617 von seinen Reisen in die Heimath zurückgekehrt, trat er als Mitglied in die neumärkische Amtskammer zu Küstrin. Während des zweieinhalbjährigen Aufenthalts hierselbst zeichnete er sich durch sein Genie, seinen Eifer und seine Kenntnisse dermaßen aus, daß der Präsident und die älteren Räthe der Kammer ihn dem Kanzler Fr. Pruckmann, der den Dreiundzwanzigjährigen für eine Stelle im Staatsrath ins Auge gefaßt hatte, nicht genug rühmen konnten. Kurfürst Georg Wilhelm folgte dem Rathe Pruckmann’s und ernannte K. 1620 zum Mitglied der obersten Landesbehörde. Genialer Blick und Lauterkeit des Charakters vereinigten sich in K. in glücklichster Weise mit ausgesuchter Bescheidenheit und Zuvorkommenheit, die seinen Umgang ebenso vortheilhaft, wie angenehm machten. Der Kurfürst war gleichfalls von dem Zauber dieser Erscheinung hingerissen und machte ihn sofort zu seinem Geh. Cabinetsrath, eine Stellung, die K. bis zu seinem vorzeitigen Tode im J. 1638, 18 Jahre lang inne hatte. Seine politische Richtung hielt die Mitte zwischen der schwedenfreundlichen Samuel v. Winterfelds und der dem Kaiser ergebenen des Grafen Adam Schwartzenberg. Er trat bescheiden, aber offen und rückhaltlos für eine starke, d. h. bewaffnete Neutralität Brandenburgs während des 30jährigen Krieges ein, die einzige, die, wie der Erfolg lehrte, für den kleinen Staat vortheilhaft und möglich war. Leider schwankte Georg Wilhelm mehrmals zwischen den beiden Extremen, ohne sich standhaft einem von beiden oder aber der Politik der Mitte zuzuwenden. Diese Schaukelpolitik brachte K. wiederholt, so 1627 und abermals 1635 beim Abschluß des Prager Friedens, in schweren innern Gegensatz zu sich selbst. Als verantwortlicher Diener seines Herrn constitutionelle Gewohnheiten vorwegnehmend, erbat er bereits im ersten Falle in einem denkwürdigen Schreiben seine Entlassung, indem er darauf hinwies, daß er in Zukunft unter anderen Verhältnissen vielleicht wieder Gelegenheit erhalten würde, seinem Herrn seine Dienste zu widmen. Weder damals, noch später ging der Kurfürst auf diese Bitte ein. Der Ausdruck des Schmerzes, den er dem Verlust des auf einer Reise durch einen Zufall Dahingerafften zollte, läßt erkennen, wie hoch er seinen Geh. Rath stellte. Ebenso ist es für die Lauterkeit und Liebenswürdigkeit seines Wesens charakteristisch, daß selbst ein politischer Gegner von der Art Schwartzenberg’s, der nicht gewohnt war, Gegner zu schonen, [285] ihn dem Kurfürsten gegenüber bei der plötzlichen Nachricht seines Todes als einen herrlichen und hocherleuchteten Mann bezeichnete.

Droysen, Gesch. d. preuß. Politik, III. 1, 31 ff., 262 ff. Urkunden u. Aktenstücke zur Gesch. des Kurf. Friedrich Wilhelm von Brandenburg, X. 29. Isaacsohn, Geschichte des preuß. Beamtenthums, II. 71–73.