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Artikel „Klingmann, Philipp“ von Joseph Kürschner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 196, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Klingmann,_Philipp&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 11:19 Uhr UTC)
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Klingmann: Philipp K., Schauspieler, geb. am 30. Novbr. 1762 zu Berlin, † am 5. Novbr. 1824 zu Wien. K. war der Sohn eines gering besoldeten Beamten der königl. Porzellanfabrik, der als Husar im Regiment Zieten den siebenjährigen Krieg mitgemacht hatte. Unter diesen Verhältnissen hätte wol K. keine besondere Ausbildung bekommen, wenn ihm nicht der Zufall einen vermögenden Gönner zugeführt hätte, der ihn gute Schulen besuchen ließ und ihn zu fleißigem Lernen anspornte. Leider entriß ihm der Tod schon im 13. Jahre diesen Freund und er mußte nun ein Handwerk ergreifen, da die Seinen nicht in der Lage waren, ihn mehr als Handwerker werden zu lassen. So kam er denn zu einem Friseur in die Lehre, aus der er 3 Jahre später wegen einer bevorstehenden Züchtigung entlief. In der abenteuerlichsten Weise gelangte er nach Wien, betheiligte sich dort als Gehülfe an dem Geschäft eines Schattenspielers, mußte aber dann auf Reclamation des preußischen Gesandten nach Berlin zurückkehren. Hier erhielt er zunächst eine Stellung als Schüler beim Kammergerichtsrath Kühtze, der freundlich genug war sich bei Döbbelin für den jungen K. zu verwenden, da letzterer, namentlich von Brockmann’s und Reineckes Spiel angeregt, den lebhaftesten Drang nach der Bühne in sich verspürte. Wirklich nahm ihn auch der Director als Mitglied an, allein nicht viel später wurde K. als Kanonier beim 2. Artillerieregiment eingestellt. Indessen gelang es ihm einen Stellvertreter zu finden und nachdem er seinen Abschied erlangt hatte, wandte er sich 1783 nach Hamburg, wo er von Seyler engagirt und von dessen Gattin in seinem schauspielerischen Können gefördert wurde. Von 1784/85 Mitglied der Klos-Zukkarinischen Unternehmung, kam K. 1785 zu Schröder, gelangte allmählich zu immer größerer Anerkennung und gefiel jener Zeit vor allem als Don Carlos, Eduard Ruhberg (Verbrechen aus Ehrfucht), Ferdinand (Kabale und Liebe), Rollen, in denen er auch mit bedeutendem Erfolg 1788 bei der Tilli’schen Gesellschaft gastirte. In demselben Jahre gastirte er auf Einladung des mecklenburg-schweriner Hofes in Güstrow. 1791 folgte er einer Berufung an das Hoftheater zu Wien, dem er bis zu seinem Ende als Darsteller und zu verschiedenen Zeiten auch als Inspicient und Ausschußmitglied angehörte. Leider wurden viele Jahre seines Wirkens in Wien durch pekuniäre Mißstände verbittert, die er, aber meist vergeblich durch Gastspiele in Brünn, Frankfurt a. M., Hamburg, Berlin, Preßburg, Petersburg, am Josephstädtischen Theater zu Wien etc. zu beheben suchte. K., dem was Gestalt und Organ anlangt treffliche Mittel zu Gebote standen, die ihn vornehmlich zu Fürsten- und Anstandsrollen befähigten, zeichnete sich durch naturwahres und charakteristisches Spiel aus, das immer tiefes Studium verrieth.

Vgl. C. H. Butenop, Biographie K. K. Hofschauspielers Herrn Philipp Klingemann (1825).