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Artikel „Klieber, Josef“ von Karl Weiß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 182–183, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Klieber,_Josef&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 00:52 Uhr UTC)
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Klieber: Josef K., Bildhauer, geb. zu Innsbruck am 1. Novbr. 1773; † in Wien am 12. Jan. 1850. Derselbe war der Sohn des Bildhauers Urban Klieber in Innsbruck, von dem er auch seinen ersten Unterricht in der Bildhauerei erhielt. Nachdem K. sich durch den Unterricht im Zeichnen einiges Geld erworben, reiste er mit seinem Vater im J. 1792 nach Wien in der Hoffnung, durch letzteren bei einem der ersten Bildhauer zu seiner weiteren Ausbildung ein Unterkommen zu finden. Aber alle Versuche scheiterten und der Vater mußte seinem Sohne die Sorge für sein Fortkommen allein überlassen. K. hatte durch einige Zeit mit der bittersten Noth zu kämpfen, so daß er oft buchstäblich nur mit trockenem Brod seinen Hunger stillen mußte. Er war eben daran, der Kunst vollständig zu entsagen und Soldat zu werden, als er von seinem Vater, der große Bestellungen für eine Kirche erhalten, nach Innsbruck berufen wurde. K. kehrte nach kurzer Zeit wieder nach Wien zurück, wo er in die Dienste des Bildhauers Schrott trat und nach dessen Tode durch zwei Jahre im Atelier des Bildhauers Martin Fischer arbeitete. Unter der Anleitung des letzteren brach sich seine künstlerische Begabung und durch seine Studien in classischen Werken der Bildnerei sein lebhafter Sinn für die Antike Bahn. Zu einer selbständigen Geltung gelangte sein Talent durch den regierenden Fürsten Johann Liechtenstein, der bei K. große und zahlreiche Bestellungen zur Ausschmückung seines Palais in Wien und seiner Schlösser in Eisgrub und Lundenburg machte. In Folge dieser Arbeiten, welche die Aufmerksamkeit der Künstler und Kunstfreunde erregten und seiner einflußreichen Verbindungen verdankte es K., daß er im Jahre 1814 zum Director der Graveurschule an der k. Akademie der bildenden Künste und gleichzeitig zum kaiserlichen Rathe ernannt wurde, welches Amt derselbe bis zum J. 1845 versah. K. war ein sehr productiver Künstler und die Raschheit seines Schaffens blieb nicht ohne nachtheiligen Einfluß auf die Durchbildimg eines Theiles seiner Werke. Immerhin zählt aber K. zu den bedeutenderen Bildhauern und jedenfalls zu den hervorragendsten der Wiener Akademie. Seine Kunstrichtung war von großem Einfluß auf die Plastik der Wiener Schule in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts. Von seinen größeren und künstlerisch tüchtigen Werken erwähnen wir folgende: „Apollo mit den neun Musen“, aus Sandstein, „Minerva“ und „Amor und Psyche“ aus Gyps im Palais des Erzherzogs Albrecht in Wien; „Flora und Zephyr mit einem Kinde“ in dem Erzh. Albrecht’schen Sommerschlosse in der Weilburg bei Baden, das Standbild des Kaiser Franz I. und die sieben Basreliefs für das Polytechnikum, ein Hautrelief: „König Wenzel und der hl. Johannes“ an der Pfarrkirche in der Praterstraße in Wien, beide aus Marmor, „Hygieia und Aesculap“ für den Sauerhof in Baden, die Brunnenfigur „Neptun“ aus Bronce im Hofe des Ständehauses in Wien, die Gruppe „Apollo und die Musen“ aus hartem Sandstein für das Theater in Budapest, die Standbilder „König Stephan“ und „Kaiser Franz“ im Bibliotheksaale der Abtei Martinsberg in Ungarn, das zu Ehren des Kaiser Franz in Klausenburg errichtete Denkmal, bestehend aus einer großen Pyramide mit vier Basreliefs, vier Adlern an den Ecken des Postaments und dem Genius Oesterreichs auf der Spitze der Pyramide, und das große Basrelief für das Hofer-Denkmal in der Hofkirche in Innsbruck aus carrarischem Marmor nach der Erfindung des J. M. Schärmer mit 32 Hauptfiguren. Außerdem sind erwähnenswerth die Porträtbüsten aus Marmor: „Fürst Franz Dietrichstein“, „Minister [183] Franz Thugut“, „Kaiser Franz“ und „Kaiser Ferdinand“ und „Erzherzog Karl“ und die Büsten berühmter Helden im Invalidenhause in Wien.

Vgl. die Selbstbiographie des Künstlers in Frankl’s Sonntagsblättern v. J. 1847 und Wurzbach, Biogr. Lexikon XII, 93.