ADB:Klengel, August Alexander

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Artikel „Klengel, August Alexander“ von Moritz Fürstenau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 159–160, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Klengel,_August_Alexander&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 17:00 Uhr UTC)
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Klengel: August Alexander K., wurde geboren zu Dresden am 29. Januar 1784. Sohn von Johann Christian K. (s. u.), erhielt er eine ausgezeichnete Erziehung. Schon früh entschied er sich für das Studium der Musik, insbesondere bildete er sich zum Clavierspieler aus. Als Clementi 1803 auf einer Reise durch Deutschland Dresden besuchte, lernte er den angehenden Künstler kennen und schätzen. Der berühmte Meister machte dem jungen Musiker den Antrag, seine weitere Ausbildung ganz zu übernehmen, wenn derselbe [160] ihn auf seinen Reisen begleiten wolle. Natürlich nahm K. das Anerbieten freudig an, lebte nun mehrere Jahre mit Clementi im engen Umgange und besuchte mit ihm die größten Städte Deutschlands. Im J. 1805 begleitete er seinen Lehrer nach Rußland. In Petersburg, wo sie sich trennten, blieb K. bis 1811, theils Unterricht gebend, theils weiter arbeitend an seiner musikalischen Ausbildung. 1811 ging er nach Paris, von wo ihn die Kriegsereignisse 1813 nach Italien trieben. 1814 kehrte er nach Dresden zurück und spielte hier mit Erfolg bei Hofe, begab sich aber schon 1815 nach London und blieb dort bis 1816, zu welcher Zeit er zum königl. sächsischen Hoforganisten ernannt wurde. K. verbrachte seine Tage in Dresden still und eingezogen, ausschließlich seiner Kunst lebend. Nur einige kurze Reisen nach Paris (1828) und Brüssel (1851 und 1852) unterbrachen diese Ruhe. Nach Belgiens Hauptstadt zog ihn die enge Freundschaft, welche ihn mit F. J. Fétis verband. Im Frühjahre 1852 nach Dresden zurückgekehrt, starb er daselbst am 22. November desselben Jahres. In früherer Zeit wurde K. als vortrefflicher, feinsinniger Clavierspieler geschätzt. Sein Spiel soll sich besonders durch die größte Vollendung im vierstimmigen Satze und zunächst im gebundenen Stile ausgezeichnet haben; Werke von J. S. Bach soll er besonders schön vorgetragen haben. In Concert- und Salonmusik wurde er als eleganter und solider Componist für sein Instrument geschätzt. Die Zahl seiner gedruckten Compositionen für das Pianoforte ist ziemlich bedeutend, doch sind dieselben unseren jetzigen Clavierspielern wohl gänzlich unbekannt. Die zweite Hälfte seines Künstlerlebens hatte K. der strengeren Composition gewidmet. Sein Hauptwerk in dieser Beziehung gab Moritz Hauptmann, eng befreundet mit ihm, 1854 bei Breitkopf und Härtel in Leipzig heraus: „Canons et Fugues dans tous les tons majeurs et mineurs pour le Piano. En deux parties“. In der interessanten Vorrede sagt der ebenso liebenswürdige wie gelehrte Herausgeber: „Klengel’s Canons und Fugen, ein Werk in der Fassung des „wohltemperirten Claviers“ von Seb. Bach, sind uns ein werthvolles Vermächtniß des nun dahin geschiedenen Meisters geworden. Seit Jahren vor des Componisten Tode lag das Manuscript druckfertig bereit. Fast alle bedeutenden Musiker der letztvergangenen Decennien kannten und schätzten das Werk und erwarteten sehnlich dessen Herausgabe. Auf seinen Reisen führte K. es stets bei sich, um es fortwährend der sorgsamsten Nacharbeitung zu unterziehen. Wo die Freunde, denen er Gelegenheit gab, diese Compositionen kennen zu lernen, Vollendung bewunderten, war er, der tiefer eindringende, sein Ganzes auch im Einzelnen durchschauende, oft noch nicht befriedigt und wußte unermüdlich noch zu bessern und zu ebnen, bis das Künstlichste auch in den kleinsten Theilen von jedem Zwange befreit zum kunstvoll Natürlichen sich gefügt hatte. K. ist an Sebastian Bach genährt und durch ihn, durch die gründlichste Kenntniß seiner Werke erzogen. Damit hat er aber mehr erlangt, als uns nur Compositionen in Bach’s Manier vorzuführen; er hat sich befähigt, im Stil der Compositionen Seb. Bach’s, im Stil der Gattung dieser Compositionen sein Eigenthümliches, Selbstempfundenes, auszusprechen, und spricht es nun nicht in einem antiquirten, sondern im Ausdruck unserer Zeit aus“. Als Vorläufer des großen Canon- und Fugenwerkes hatte K. bei W. Paul in Dresden folgendes Werk erscheinen lassen: „Les Avant coureurs. Exercices pour le piano, contenant XXIV canons dans tous les tons majeurs et mineurs, calculés pour servir d’étude préparatoire du grand recueil des canous et fugues“. Unter den früheren Compositionen des Meisters sind zu nennen die Concerte op. 4 und 29, eine concertirende Polonaise (op. 35), ein großes Trio mit Violine und Violoncell (op. 36), eine Fantasie zu vier Händen (op. 31), drei Sonaten (op. 2, 7 und 9), verschiedene Rondo’s, Divertissements, Nocturno’s etc.