ADB:Kielmansegg, Ludwig Graf von

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Artikel „Kielmansegg, Ludwig Graf von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 720–721, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kielmansegg,_Ludwig_Graf_von&oldid=- (Version vom 3. November 2024, 20:50 Uhr UTC)
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Kielmansegg: Ludwig Friedrich Graf von K., ein um die Befreiung Deutschlands von der napoleonischen Herrschaft hochverdienter Mann, ein Sohn des kurfürstlich braunschweigisch-lüneburgischen Landdrosten zu Ratzeburg, wurde am 17. October 1765 zu Celle geboren, studirte die Rechte, trat in den Justizdienst seines Heimathlandes und wurde 1791 Kriegsrath. In dieser Eigenschaft auf den Kriegsschauplatz in den Niederlanden entsendet, wohnte er im Hauptquartier des die hannoverschen Truppen befehligenden Feldmarschall Wallmoden den unglücklichen Feldzügen der J. 1793–95 bei; nach der Heimkehr vermählte er sich mit dessen zweiter Tochter, wodurch er Schwager des mit der älteren Schwester verheiratheten Stein wurde. Als im J. 1803 die Franzosen in das Kurfürstenthum einrückten, begleitete er seinen Schwiegervater von neuem in das Feld, erhielt den schmerzlichen Auftrag, den Abschluß der am 5. Juli geschlossenen Elbconvention in England zu verkünden, kehrte dann aber auf seinen Posten in Hannover zurück, schon damals an den Bestrebungen betheiligt, die Verbindungen Großbritanniens mit dem Continente zu vermitteln und eifrig bemüht, den Händen der Franzosen Alles zu entrücken, was vor denselben gerettet werden konnte. Da ergriff 1806 Preußen Besitz von Hannover. Diesen Akt sah er mit anderen Augen an, wie die französische Occupation und zog sich nun von aller öffentlichen Wirksamkeit zurück. Desto thätiger war er im Stillen. Seine und seiner Familien Verbindungen in England, seine Bekanntschaft und Verwandtschaft mit den Vornehmsten der deutschen Patrioten auf dem Festlande, seine Persönlichkeit und seine äußere Lage machten ihn zu einer Mittelsperson besonders geeignet und so war er bis zum J. 1812 einer der thätigsten im Bunde derer, welche ihr Ziel, die Befreiung des Vaterlandes, mit unerschütterlichem Vertrauen auf die Heiligkeit ihrer Sache, unbeirrt durch die Hindernisse, welche die französische Polizei ihnen bereitete und nicht geschreckt durch die Gefahren, denen sie sich aussetzten, hochherzig und standhaft verfolgten. Sobald [721] das 29. Bulletin den Untergang der großen Armee durch der Elemente Ungunst und der Russen Schwert dem überraschten Europa verkündet hatte, eilte Graf K. nach England. Nach mancherlei Fährlichkeiten dort angelangt, erhielt er nebst dem Generalmajors-Patent Mittel zur Aufstellung von Truppen in den Kurlanden und ausgedehnte Vollmachten, kehrte sofort nach Deutschland zurück und wirkte eifrigst am Befreiungswerke mit. Vor allem waren seine Bemühungen der Errichtung, Ausrüstung und Verpflegung der neu zu bildenden hannoverschen Truppenkörper gewidmet; daß sein Schwager, der damals russische Generallieutenant Graf Ludwig Wallmoden, an der Niederelbe commandirte, konnte bei der Gleichheit der Ziele, welche beide anstrebten, der gemeinsamen Sache nur förderlich sein. Als Kurhannover von der Fremdherrschaft befreit war, trat K. wieder in das Privatleben, ward 1814 Oberstallmeister, bekleidete diesen Posten bis zum J. 1839 und starb am 29. Juni 1850 auf seinem Gute Gültzow im Herzogthum Lauenburg.

Familien-Chronik der Herren, Freiherren und Grafen von Kielmansegg, Leipzig und Wien 1872.