Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Keysere, Martin de“ von Jakob Franck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 695–696, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Keysere,_Martin_de&oldid=- (Version vom 12. November 2024, 07:31 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Keyser, Thomas de
Band 15 (1882), S. 695–696 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand März 2014, suchen)
Martin de Keysere in Wikidata
GND-Nummer 138883785
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|15|695|696|Keysere, Martin de|Jakob Franck|ADB:Keysere, Martin de}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=138883785}}    

Keysere: Martin de K. (Lempereur), Buchdrucker zu Antwerpen in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Wo und wann er geboren wurde, findet sich zwar nicht aufgezeichnet und ebenso sind sein äußerer Lebensgang sowie sein Todesjahr unbekannt, daß er aber der im 15. und 16. Jahrhundert in mehreren flandrischen Städten blühenden Buchdruckerfamilie dieses Namens angehörte, dafür haben die Forschungen niederländischer Gelehrten hinreichende Beweise geliefert. Seine Thätigkeit als Drucker zu Antwerpen fällt in die Jahre 1528–84, in welch’ letzterem Jahre er vermuthlich gestorben ist, doch wurde die Thätigkeit der Officin noch einige Jahre durch die Wittwe fortgesetzt. Aus dieser Werkstätte ging u. a. die erste in französischer Sprache in Belgien gedruckte Bibel hervor unter dem Titel: „La sainte Bible françoys selon la traduction de sainct Hierome par Jacques le Fèvre d’ Estaples. En Anvers par Martin Lempereur“, 1530. Auch einzelne Theile der Bibel wurden durch dieselbe sowohl in französischer als englischer Sprache veröffentlicht, wie „Les cinq premiers livres de Moyse“, 1528 (le 28 septembre), welches Buch noch in demselben Jahre auf Velin gedruckt ausging und außerordentlich gesucht und geschätzt wird (der Auctionspreis erreichte bereits 600 Frcs.). Im J. 1534 erschien die eben so seltene Ausgabe des N. Testaments: „The new Testament. Imprented at Antwerp by Martin Emperowr“, 8., von welchem ein Exemplar der unglücklichen Anna Boleyn überreicht wurde. – Als Träger des Namens Keysere oder Keyser begegnen wir ferner in der Buchdruckergeschichte nach der Zeitfolge: Peter de K. 1473–1479 zu Paris (vgl. d.), Arnold de K. 1480 [696] bis 1488 in Belgien (Bd. III, 688), Antonius K. zu Köln 1510–1514, wohnhaft „in der Smerzstraiss“ (Schmierstraße), Peter de K. zu Gent 1516–1547 (vgl. d.), Robert de K. zu Paris, Dirigent der „Caesarischen“ Buchdruckerei im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts (vgl. Peter de K. zu Paris), Nikolaus Keyser (Caesarius) zu Köln, welcher mit Conrad K. das Geschäft von 1518–1524 führte und auf dem Kattenbug wohnte oder, wie er diesen Straßennamen latinisirte „in vico qui venter felis vocatur“, Bartholomaeus detto l’imperadore zu Venedig im 16. Jahrhundert (Reume, Varietés bibliogr. p. 78), Heinrich K. der ältere, H. K. der jüngere und H. K. der Enkel, 1625–1711 zu Stockholm, so wie zwei H. K. zu Upsala in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts (Geßner, Buchdruckergeschichte II, 121–129). Arnold de K. (Bd. III, 688) betreffend, so sind wir in der Lage, die Biographie desselben auf Grund jüngerer Forschungen belgischer Gelehrten berichtigend zu ergänzen. A. de K. starb gegen das Ende des J. 1489 oder zu Anfang 1490, denn sein Vermögensstand, worüber nach seinem Tode gerichtlicher Akt errichtet wurde, der sich im Archive der Stadt Gent befindet (Meersch a. a. O. S. 165), ist datirt vom 27. April 1490. Er hinterließ eine Wittwe Beatrice von Orroir mit 4 Kindern, von denen jedoch keins den Namen Peter oder Martin führte und die nach dem Tode des Vaters aus der Erbschaft nichts erhielten als 100 Exemplare des Boetius (Gent 1480). Die Wittwe setzte noch einige Zeit das Geschäft ihres Mannes fort, denn in den Rechnungen der genannten Stadt aus dem J. 1490 zahlte ihr der Magistrat die Summe von „4 livres 15 escalins“ für den Druck von 300 Exemplaren des Buches „Paix de Tours“, welche bestimmt waren an die Bewohner der Stadt vertheilt zu werden, das Exemplar zum Preise von „trois gros“; aber nicht ein einziges Exemplar dieses Drucks ist auf unsere Zeit gekommen. Das Buchdruckerzeichen des A. de K. hat Meersch a. a. O. S. 162 nachbilden lassen.

Bulletin du Bibliophile belge XV, 163. V. d. Meersch, Recherches sur la vie des imprim. belges et néerland. I, 158. 162. 165. 405.