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Artikel „Kesler, Andreas“ von Paul Tschackert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 655, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kesler,_Andreas&oldid=- (Version vom 27. November 2024, 08:16 Uhr UTC)
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Kesler: Andreas K., protestantischer Theologe in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. In niedrigen Verhältnissen am 17. Juli 1595 zu Koburg geboren, erlangte er wissenschaftliche Ausbildung auf den Universitäten Jena und Wittenberg; hauptsächlich wandte er sich der Philosophie und Theologie zu, in welchen beiden er auch promovirte. 1623 wurde er Professor der Logik auf dem Gymnasium seiner Vaterstadt, 1625 Superintendent zu Eisfeld. In dieser Stellung verlor er 1632 seine ganze Bibliothek, als die Kroaten Eisfeld in Brand steckten. Im folgenden Jahre übernahm er die Superintendentur und die Direction des Gymnasiums in Schweinfurt und wurde 1635 zum Generalsuperintendenten von Koburg ernannt. Hier wirkte er bis zum Jahre 1642; am 14. Sonntage nach Trinitatis traf ihn hier auf der Kanzel ein Schlaganfall, als er eben mit den Worten: „O Gott, hilf allen frommen Christen zuvor hinaus und bete, wer beten kann!“ seine Predigt beschlossen hatte. Am 15. Mai 1643 starb er. Seine Bedeutung in der Geschichte der Theologie gründet sich auf seine Bekämpfung des Socinianismus; gegen die Vertreter desselben, gegen die neuen Photinianer, wie er sie nennt, richtete er mehrere Streitschriften, z. B. „Logicae Photinianae examen“, ed. I. 1621, ed. II. 1663, hauptsächlich gegen Socin, Osterodt, Schmalz gerichtet; dann „Physicae Photinianorum examen“, nach der Vorrede geschrieben 1628, gedruckt Arnstadt 1656. Er verfährt in diesen Schriften in der Regel so, daß er zuerst die Gegner wörtlich citirt und dann seine nicht unbedeutende Kritik anschließt. Auch gegen andere Gegner der lutherischen Kirchenlehre wandte er sich. Als der Ingolstädter Jesuit Forer den Streit der Gießener und Tübinger Lutheraner über die Ubiquität des Leibes Christi in seinem „lutherischen Katzenkriege“ (lat. 1627, deutsch 1629) verspottete, schrieb der streitfertige K. eine „Responsio ad L. Foreri bellum ubiquisticum“, Jen. 1629.

Vgl. Frank, Gesch. d. protest. Theol. I, 339; Rambach, Einl. in d. Religionsstreitigkeiten d. ev. Kirche mit d. Socinianern, Koburg 1753; Hagelgans, Fama posthuma Kesleriana in Witten, memor. theolog. p. 557–579.