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Artikel „Kempter, Friedrich“ von Josef Lautenbacher in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 51 (1906), S. 111–112, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kempter,_Friedrich&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 16:21 Uhr UTC)
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Kempter, Karl
Band 51 (1906), S. 111–112 (Quelle).
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Kempter: Friedrich K. Der seit etwa einem Jahrhundert an Baiern gekommene Theil Schwabens zwischen Iller und Lech, reich und mannichfach begabt, hat zu allen Zeiten auch gar manchen trefflichen und berühmten Musiker hervorgebracht, wenn er auch in den großen Sturm- und Glanzperioden unserer Musikgeschichte, hauptsächlich infolge des Mangels eines großen musikalischen Mittelpunktes, weniger hervorgetreten[WS 1] ist oder hervorgetreten zu sein scheint, und wenn er auch von den ganz großen Männern und Meistern keinen aufzuweisen hat. Nicht selten hat die Wiege solcher Musiker in dem Frieden und der Enge eines Schulhauses in der Stadt und noch öfter auf dem platten Lande gestanden. Aus einem solchen ärmlichen Landschulhause, das, wie so viele andere bis zum heutigen Tag, eine Stätte und Burg emsigster und selbstlosester Musikpflege und eine wahre Herberge gesündester Hausmusik gewesen sein mag, ist auch das Brüderpaar Friedrich und Karl K. hervorgegangen. Als viertes Kind wurde am 17. October 1810 den Schullehrerseheleuten Mathias und Crescentia Kempter zu Limpach in der ehemaligen Markgrafschaft Burgau und zwar in dem heute noch gut erhaltenen Hause Nr. 1 der tüchtige Musikpädagog und Kirchencomponist Friedrich K. geboren. Der begabte und namentlich für Musik veranlagte Knabe, von seinem Vater fleißig und einsichtig geschult und geleitet, erwählte den Beruf eines Volksschullehrers. 1824 ging er nach Augsburg zur Vorbereitung für das Seminar, in das er 1828 eintrat. Dieses befand sich damals in Dillingen, wo ein Kreis kenntnißreicher und geübter Lehrer, in der Musik namentlich Karl Laufer und Anton Schmid auf ihn von starkem Einfluß waren. 1830–1836 wirkte er als Schulgehülfe in zwei größeren Marktgemeinden, sich im allgemeinen und namentlich in der Musik unablässig weiterbildend und vervollkommnend. 1836 wurde er als Lehrgehülfe in das Seminar zu Dillingen berufen, wo er, hauptsächlich in den musikalischen Fächern thätig, seine musikalische Ausbildung noch weiter steigerte und sicherte. 1837–41 Lehrer in Steppach, benützte er [112] die Nähe Augsburgs fleißig, um seinen musikalischen Gesichtskreis durch Anhörung öffentlicher Aufführungen von profanen und kirchlichen Werken zu erweitern. Auch war er emsig bestrebt, aus dem fleißigen Verkehr mit dem dortigen Chorregenten und späteren Domcapellmeister Keller, unter dem eben sein jüngerer Bruder Karl seine musikalischen Studien machte und zum Theil schon beendet hatte, Nutzen zu ziehen. Von 1841 bis zu seinem am 16. December 1864 erfolgten Tode war er Musiklehrer an dem inzwischen nach Lauingen verlegten Schullehrerseminare. Als solcher hat er die gesammte Lehrerschaft des ganzen großen Kreises Schwaben musikalisch erzogen und ihr Richtung und Ziel klar und bestimmt. Er hat nicht lauter Meister herangebildet, aber im großen und ganzen glückte es ihm, eine Menge wohl brauchbarer Organisten und Dirigenten, tüchtige Violinspieler und sichere Sänger zu bilden. Der überaus fleißige, freundliche und bescheidene Mann hatte – bis 1853 hatte er noch keinen Gehülfen in seinem Amte – in der Woche 30 und noch mehr Stunden zu geben. So ist die Anzahl der von ihm componirten Musikstücke, namentlich im Vergleich mit seinem überaus productiven Bruder, nicht sehr groß und seine Hauptbedeutung liegt auch mehr in seiner langjährigen und weitausgreifenden musikpädagogischen Thätigkeit, als in seinen Compositionen. Doch sind diese wenigen, meist kürzere Kirchenstücke wahre Perlen reinen Satzes, guten Baues und ursprünglicher Melodie. Am bekanntesten und beliebtesten ist wol das noch heute (1905) an Communiontagen in der Studienkirche von St. Stephan in Augsburg regelmäßig gesungene Communionlied für Baßsolo, gemischten Chor und interessante Orgelbegleitung: „Mein Jesus ist mein“. Sein „Unterricht und Uebungen im Generalbasse“ und andere Veröffentlichungen sind auch heute noch in den Händen mancher Musikjünger zu finden. Das Aufkommen der sogenannten Cäcilianischen Richtung in der katholischen Kirchenmusik hat er nicht mehr erlebt. Wie er sich zu ihr gestellt haben würde, ist nicht so ohne weiteres klar. Wie die Anhänger dieser jetzt herrschenden Richtung zu seiner Art sich stellten und stellen, ist mir nicht näher bekannt.

Die musikalischen Nachschlagebücher nennen F. Kempter fast alle in Ehren. Ein warmherzig geschriebener Nekrolog findet sich in J. B. Heindl’s Repertorium der pädagog. Journalistik und Literatur, 19. Jahrg. 1865.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: hervorgetretreten