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Artikel „Keller, Georg Victor“ von Franz Heinrich Reusch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 579–580, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Keller,_Georg_Victor&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 00:12 Uhr UTC)
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Keller: Georg Victor K., katholischer Geistlicher, geb. am 14. Mai 1760 zu Ewatingen bei Bonndorf in Baden, † am 7. Decbr. 1827 zu Pfaffenweiler bei Freiburg im Breisgau. K. begann, nachdem er die Gymnasialstudien bei den Benedictinern zu Villingen und am Gymnasium zu Freiburg absolvirt hatte, seine theologischen Studien zu Wien, trat aber schon 1778 als Novize in die Benedictinerabtei Sanct Blasien auf dem Schwarzwald, der damals der berühmte Martin Gerbert als Abt vorstand (im Kloster erhielt er den Namen Victor). Er lehrte in der Abtei schon als Novize Philosophie, Mathematik, Diplomatik und Numismatik, dann, nachdem er 1785 die Gelübde abgelegt und zu Constanz die Priesterweihe empfangen hatte, Kirchengeschichte und Kirchenrecht. Von 1801 an verwaltete er mehrere zu der Abtei gehörende Pfarreien, zuerst die zu Gurtweil und Schluchsee in Baden, dann die zu Wislikon im Aargau. Nach der Aufhebung der Abtei wurde er 1806 als Pfarrer nach Aarau berufen, befreundete sich dort mit Troxler, Zschokke, Sauerländer und anderen freisinnigen Männern, wurde Mitglied der obersten Schulbehörde des Kantons und 1812 auch bischöflich Constanzischer Commissar und Präses der geistlichen Prüfungscommission für den Kanton Aargau. 1814 wurde er Pfarrer zu Zurzach und Decan des dortigen St. Verena-Stiftes. Nach der Abtrennung der Schweiz vom Bisthum Constanz kehrte er nach Baden zurück und wurde dort 1816 Pfarrer zu Grafenhausen, 1820 zu Pfaffenweiler. Im J. 1819 wurde er von Wessenberg trotz der Opposition der meisten Pfarrer des Capitels für einige Zeit zum Decanatsverweser ernannt (Mastiaux, Lit.-Ztg. 1821, Int.-Bl. III). Im Winter 1823 traf ihn ein Schlaganfall, von dem er sich nie wieder ganz erholte. – K. war einer der [580] talentvollsten und kenntnißreichsten, aber auch einer der am weitesten gehenden unter den Vertretern der damals bei einem großen Theile der süddeutschen katholischen Geistlichen herrschenden freieren Richtung. Er galt vielfach als Verfasser der „Stunden der Andacht“, die zuerst von 1809 an als Wochenschrift erschienen. Zschokke hat öffentlich erklärt, er selbst sei der Verfasser; aber ohne Zweifel hat ihm K. Aufsätze dafür geliefert und vieles darin soll aus seinen Predigten stammen. Bei dem Verleger der „Stunden“, Sauerländer zu Aarau erschienen von K. anonym „Ideal für alle Stände oder Sittenlehre in Bildern“, 1818 (3. Aufl. 1831) und „Katholikon. Für Alle unter jeder Form das Eine“, 1824 (2. Aufl. 1827), auch eine Schutzschrift für Wessenberg und eine „Dankadresse des Satans an die Kritiker der Stunden der Andacht (mit Rücksicht auf die Schrift: „Die Stunden der Andacht ein Werk Satans“, 1819). Nach seinem Tode veröffentlichte sein Caplan J. Barbisch „G. V. Keller’s Nachlaß. Eine Reihe moralischer, politischer und wissenschaftlicher Aufsätze“, mit einer Biographie, 2 Bde., 1830 (Vorarbeiten für ein „moralisch-religiöses Lexikon“) und „Blätter der Erbauung und des Nachdenkens, gesammelt von G. V. K.“, auch unter dem Titel: „Fortsetzung der Stunden der Andacht“, 4 Bde., 1832, 33.

Weech, Bad. Biogr. I, 457. Freiburger Diöcesan-Archiv VIII, 227.