ADB:Karajan, Georg Johann von

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Artikel „Karajan, Georg Johann von“ von Max Theodor von Karajan in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 108–109, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Karajan,_Georg_Johann_von&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 03:38 Uhr UTC)
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Karajan: Georg Johann von K., Fabrikbesitzer und Großhändler, geb. 1743 zu Kozani bei Kailár in Macedonien, † zu Wien am 2. Juni 1813. Daß schon die Vorfahren Georgs, gleich ihm griechischen Stammes und griechisch-orientalischen Religionsbekenntnisses, in jener Gegend heimisch waren, darf unter anderem aus der Thatsache erschlossen werden, daß unweit Kailár ein Ort Karayán existirt und das ganze von hier bis an den Ostrovosee reichende Thalgebiet den Namen Karayán-Ovasί (=Ebene) führt (s. H. Kiepert’s „Carte de la Turquie et de la Thessalie“, Berlin 1880). Gegen Ende der 50er Jahre reiste K. nach Wien und trat bei einem griechischen Handelsmann in die Lehre, welcher, sofort die ungewöhnlichen Fähigkeiten des Jünglings erkennend, ihn allseitig ausbilden ließ und späterhin mit dem Verkauf der auf die Leipziger Messen gesandten Waaren, insbesondere Türkischgarnes und anderer aus der Türkei bezogenen Fabrikate betraute. Die glänzenden Erfolge, welche K. auf den Leipziger Märkten erzielte und die stets sich steigernden Bestellungen auf türkische Baumwollwaaren reiften in dem scharfblickenden und unternehmungslustigen jungen Manne sehr bald den Gedanken, diese Artikel, statt sie mit vielen Kosten aus weiter Ferne zu beschaffen, in Sachsen selbst anzufertigen. Schon im J. 1767 läßt er sich in Chemnitz nieder und errichtet hier die erste Fabrik für Türkischgarn, wenige Jahre später im Verein mit seinem jüngeren Bruder Theodor, den er aus der Heimath zu sich berief, eine zweite und dritte für Zitz- und Kattunweberei, geraume Zeit vor der Anlage der Wöhler’schen Spinnerei (1799), von der gemeiniglich Chemnitzens Aufschwung zur Fabrikstadt datirt wird (so neuerdings Reinhard Zöllner, „Die Anfänge der Chemnitzer Industrie“ in den Mitth. des Vereins für Chemn. Geschichte I, [109] Chemnitz 1876). In Würdigung dieser hervorragenden Verdienste um die Industrie und den Handel sowie um die Hebung des Wohlstandes im Churfürstenthum Sachsen wurden die Gebrüder Georg und Theodor K. von dem deutschen Reichsvicar Churfürsten Friedrich August Herzog von Sachsen mit Diplom d. d. Dresden 1. Juni 1792 „sammt ihren ehelichen Leibeserben und derenselben Erbenserben … in des heiligen Römischen Reichs Adelstand“ erhoben. Mit dem Ende des 18. Jahrhunderts überließ Georg Johann die in voller Blüthe stehenden Fabriken seinen Brüdern Theodor und dem zuletzt aus Kozani in Sachsen eingewanderten Johann. Im Besitze eines ansehnlichen Vermögens etablirte er sich nach Erwerbung der österreichischen Staatsbürgerschaft in Wien als Großhändler und vermählte sich hier, nachdem seine erste Ehe (mit Peristera geborenen Oekonomos, † 2. Febr. 1799) kinderlos geblieben war, 1801 mit der 18jährigen Griechin Zoë Domnando aus Konstantinopel (geb. 1783, † 1863), deren Familie Ende des 18. Jahrhunderts mit vielen andern wegen der Verfolgungen durch die Türken nach Triest geflüchtet war. Dieser Ehe entsprossen sechs Kinder, von denen nur drei, Katharina † 1814), Demeter † 1852, 45jährig als österreichischer Husarenoberst) und der jüngste, Theodor Georg (s. u.) den Vater überlebten. K. beschloß sein reich bewegtes Dasein nach kurzer Krankheit (Pneumonie) als 70jähriger Greis, hoch geachtet ob seines ehrenhaften Charakters, seines ausgebreiteten industriellen und kaufmännischen Wissens und seines regen Wohlthätigkeitssinnes.

Nach Urkunden im Besitze der Familie v. K. und nach mündlichen Mittheilungen der Wittwe Zoë von Karajan.