ADB:Kalchberg, Wilhelm Freiherr von

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Artikel „Kalchberg, Wilhelm Freiherr von“ von Franz Ilwof in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 50 (1905), S. 765–766, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kalchberg,_Wilhelm_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 28. November 2024, 07:20 Uhr UTC)
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Kalchberg: Wilhelm Freiherr von K., k. k. Major, Ritter des Maria-Theresien-Ordens, der beiden vorigen Brudersohn, wurde geboren am 6. Januar 1807 zu Sümeg in Ungarn. 1823 trat er als Cadett in das 10. Infanterieregiment, avancirte in der damaligen Friedenszeit langsam bis zum Hauptmann und trat 1842 in den Ruhestand. Die kriegerischen Ereignisse des Jahres 1848 bewogen ihn, wieder in die Reihen des Heeres zu treten. Er wurde als Hauptmann in das Infanterieregiment Prohaska Nr. 7 aufgenommen, welches dem Armeecorps des Feldmarschalllieutenants Graf Schlick zugetheilt war. Im Treffen bei Hatván am 2. April 1849 zeichnete er sich bei der Vertheidigung der Brücke über die Zagyva in hervorragender Weise aus. Das dritte Corps unter Schlick befand sich auf dem Rückzuge vor dem übermächtigen Feinde und hatte das Defilé von Hatván und die Brücke über die Zagyva zu passiren. Schlick ertheilte dem Hauptmann K. den Befehl, die Brücke mit seiner Compagnie solange zu halten, bis das Armeecorps sie passirt habe, sie dann zu zerstören und den Rückzug des Corps gegen Gödöllö zu decken. In [766] richtiger Erkenntniß der Gefahr, welche dem Corps drohen würde, wenn es dem Feinde gelänge, mit seiner ganzen Macht in das offene Terrain vorzubrechen und den Rückzug zu stören, traf K. die zweckmäßigsten Anordnungen. Nachdem das Corps die Brücke passirt hatte, schritt er mit einer kleinen Pionierabtheilung und sechs Mann Prohaskainfanterie zum Abbruch der Brücke. Da begannen die feindlichen Abtheilungen – die polnische Legion mit einem Stabsofficier und einer rothen Fahne an der Spitze – vorzudringen, um den Uebergang zu forciren. K. hatte den ihm ertheilten Befehl vollzogen, er hätte also den Rückzug antreten können. Er erkannte jedoch die Wichtigkeit seines Postens und hielt trotz heftigen Kugelregens und Kartätschenfeuers stand. „Er hatte die besten Schützen seiner Compagnie möglichst günstig aufgestellt und jedem derselben drei Mann zum fortwährenden Laden der Gewehre beigegeben. Mit dieser kleinen tapferen Schaar empfing er den Feind mit einem fast ununterbrochenen und sehr wirksamen Bataillefeuer. Der feindliche Stabsofficier fiel gleich als einer der Ersten getroffen vom Pferde; die gut gezielten Schüsse seiner braven Mannschaft, die zweckmäßige Aufstellung und treffliche Leitung verfehlten die beabsichtigte Wirkung nicht, sodaß alle Versuche der Insurgenten, die Compagnie aus Hatván zu verdrängen, scheiterten, obschon sie durch ihre zahlreiche Artillerie ein furchtbares Kreuzfeuer gegen die Stellung derselben eröffnen ließen und in dichten Massen und Colonnen vor Hatván aufgestellt waren. Die letzten Abtheilungen des Armeecorps waren schon gegen 2000 Schritte vom Orte entfernt; der tapfere Hauptmann K. hatte mit seiner braven Compagnie durch anderthalb Stunden den Feind aufgehalten und durch ein wohlgerichtetes Feuer dem an dem jenseitigen Ufer in dicht gedrängten Massen stehenden Gegner großen Schaden zugefügt, auch waren beinahe alle Patronen verfeuert, als er den Befehl zum Rückzuge erhielt. Er zog sich anfangs nur mit zwei Zügen und einem Officier unter dem heftigsten Feuer auf 600 Schritt zurück und formierte daselbst eine Masse, begab sich hierauf mitten im Kugelregen nochmals ganz allein an die Brücke, nahm die andern zwei Züge nebst fünf Blessirten mit und eilte zurück. Schritt für Schritt kampfbereit zog er sich gegen die Stellung des Armeecorps, ohne ferner beunruhigt zu werden, da mittlerweile auch die Nacht eingebrochen war, und brachte seine Compagnie in Sicherheit.“

K. hatte durch diese tapfere That die ganze Macht des Feindes, 20 000 Mann, durch Stunden in Schach gehalten, den allsogleichen Uebergang derselben über die Zagyva aufgehalten, den Rückzug des Corps Schlick gedeckt und dessen Verfolgung durch den Feind hintangehalten.

In dem Capitel des Maria-Theresien-Ordens vom 29. Juni 1849 wurde K. für diese Heldenthat das Ritterkreuz dieses Ordens verliehen und den Statuten desselben gemäß wurde er am 6. Juni 1850 in den Freiherrnstand erhoben.

Am 1. Mai 1850 übernahm er das Commando des Grazer Schloßberges, veröffentlichte das für die Geschichte der Steiermark und der Stadt Graz recht beachtenswerthe, verdienstvolle Werk „Der Grazer Schloßberg und seine Umgebung“, Graz 1856, wurde 1857 in die Arcièrenleibgarde eingetheilt, trat 1860 als Major in den Ruhestand und starb am 16. December 1883 zu Graz.

Hirtenfeld, Der Militär-Maria-Theresien-Orden und seine Mitglieder. Wien 1857, IV. Abtheilung, S. 1666–1668 und S. 1753. – Lukeš, Militärischer Maria-Theresien-Orden. Wien 1890, S. 37 u. 525.