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Artikel „König, Samuel (Pietist)“ von Emil Blösch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 520–521, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:K%C3%B6nig,_Samuel_(Pietist)&oldid=- (Version vom 6. Oktober 2024, 14:39 Uhr UTC)
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König: Samuel K., von Bern, Orientalist und Mystiker (1670–1750). K. war der Sohn des gleichnamigen Pfarrers zu Gerzengen im Kanton Bern und wurde schon in seiner Jugend als „ein Wunder der Gelehrsamkeit, welcher [521] in allem Wißbaren seines Gleichen suche“, angestaunt. Seine Bildung erhielt er erst in Bern, wo er bereits Vorliebe zeigte für das Studium der orientalischen Sprachen, dann in Zürich und auf einer wissenschaftlichen Reise nach Holland und England. In letzterem Lande erhielt er die Richtung auf eine schwärmerische Mystik, die sich ganz besonders mit der Lehre vom tausendjährigen Reiche beschäftigte. Nach Bern zurückgekehrt, wurde er ins Predigtamt aufgenommen und als Prediger im Spital angestellt. Zunächst strebte er indeß – nicht ohne Ehrgeiz – nach wissenschaftlicher Bethätigung und Auszeichnung mehr als nach kirchlichem Wirken, schloß sich aber bald immer enger an pietistische Kreise an und gerieth allmählich in immer entschiedeneren Gegensatz gegen die in der Lehre streng orthodoxe aber in ihren Sitten arg verweltlichte Geistlichkeit. Von der kirchlichen Oberbehörde verfolgt, von dem toleranteren Schulrath anfangs in Schutz genommen, wurde K. schließlich auch von der Regierung mit Mißtrauen angesehen, 1698 nebst einigen Gesinnungsgenossen vor einer eigens eingesetzten „Religionscommission“ verhört, bedroht, in seinem Amte eingestellt, endlich des Bürgerrechts verlustig erklärt und aus dem Lande gewiesen. Die entstandene Aufregung wurde durch das Verlangen eines so geheißenen „Associations-Eides“ bekämpft, in welchem alle kirchlichen und staatlichen Beamten sich feierlich zur Unterdrückung jeder religiösen Neuerung verpflichteten. K. begab sich zunächst nach Herborn, wo er wahrscheinlich hoffte ein Amt zu finden; allein als „schweizerischer Erzverführer und Erzketzer“ wurde er auch dort vertrieben, wandte sich nach Berleburg, nach Halle, nach Magdeburg. Zwölf Jahre lang blieb er so ohne Anstellung, bis er 1711 vom Grafen von Isenburg-Büdingen als Hofprediger angenommen wurde. Hier wandte er sich, ruhiger geworden, wieder mehr der Wissenschaft zu, schrieb ein griechisch-hebräisches Wörterbuch und einige theologische Schriften. Erst 1730 durfte K. nach Bern zurückkehren, wo die Stimmung sich etwas verändert hatte; er wurde Professor der orientalischen Sprachen und der Mathematik an der höheren Bernischen Lehranstalt. Sein geistliches Wirken gab er indessen nicht auf, machte selbst noch größere Reisen zu diesem Zweck. Noch mußte er es erleben, daß im J. 1744 zwei seiner Söhne wegen Betheiligung an einer politischen, gegen die Oligarchie gerichteten Bewegung gleich ihm das Land verlassen mußten; er starb am 30. Mai 1750. Von seinen Schriften sind zu nennen: „Betrachtung des inwendigen Reiches Gottes“, Basel 1734; „Specimen Arabismi in Proverbiis Salomonis“; „Etymologicon Helleno-hebraicum, seu primitiva graeca ex hebraeo fonte vicinisque Orientis linguis“, Frankf. 1722; „Lexicon Syriacum omnium vocabulorum syriacorum Vet. et Novi Test.“, ungedruckt; „Theologia mystica, oder geheime Gottesgelehrtheit, darinnen“ etc., Bern 1730; „Passionsgedanken“ und eine Reihe weiterer Predigten und Tractate.

Fr. Trechsel, S. König u. der Pietismus in Bern, im Berner Taschenbuch auf das Jahr 1852. – Gelzer, Vorlesungen über die drei letzten Jahrhunderte der Schweizergeschichte, Bd. II. – Lutz, Nekrolog. – Biogr. universelle, vol. 28. – Tillier, Geschichte des Freistaates Bern, Bd. IV. – J. R. Gruner, Athenae Bernenses, Manuscript der Stadtbibliothek in Bern.