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Artikel „Jungmann, Eduard“ von Karl Jansen in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 14 (1881), S. 732–733, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Jungmann,_Eduard_Julius&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 12:02 Uhr UTC)
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Jungmann: Eduard Julius J., am 3. April 1815 in Lissa (Provinz Posen) geboren, war der Sohn des Advokaten J. und der Karoline Tugendreich v. Zobeltitz, nach Geist und Körper slavisch-germanischen Gepräges. Früh verwaist und 16jährig aus der Secunda ins Heer eingetreten, mit 19 Jahren Lieutenant, besuchte er 4 Jahre lang die Kriegsschule in Berlin. Schon stand er weitere 7 Jahre als Lieutenant der Artillerie in Schweidnitz, als er 1845 in dem preußischen Artilleriecommando in der Türkei unter Oberstlieutenant Kuczkowski als Lehrmeister der „Brigade am schwarzen Meer“ eine Stellung fand, die ihn an „eine größere Auffassung der Dinge" (Jungmann) gewöhnte. „Strandbatterien und Küstenvertheidigung war der eigentliche Boden, auf dem ich heimisch geworden war“. Das J. 1848 trug ihm das „schleswig-holsteinische Vaterlandslied“ zu. Am 5. Febr. 1849 verließ er den asiatischen Boden; die letzte Woche hatte er „an den Ufern des Simois“ zugebracht. Am 10. März traf er in Schleswig ein, noch im türkischen Costüm, den Fez auf dem Haupt, „eine schlank kräftige Gestalt, Entschlossenheit in allen Zügen“ (Rhaden). Zwei Stunden später war er schleswig-holsteinischer Hauptmann, zwei Tage später nach seinem Wunsche, „möglichst nahe an den Feind commandirt zu werden“, auf dem Wege nach Eckernförde, „noch gesättigt mit den Erinnerungen an die homerischen Helden“. Am 26. März 12 Uhr Mittags lief der Waffenstillstand ab; am 4. April erschien ein dänisches Geschwader in der Bucht, 6 Segler, 3 Dampfschiffe. In der sonnigen Frühe des 5. setzten sich ihrer 5, das Linienschiff Christian VIII. und die Fregatte Gefion voran, in Doppellinie in Bewegung, „ein stolzer Anblick“. In der Nordschanze, frei auf der Böschung stehend, sah ihnen J. ins Auge. Eine Vollkugel schlug zwei Fuß unter ihm ein. „Ihr seht, Leute, nicht jede Kugel trifft“. Nach 3/4stündigem Geschützkampf gerieth Gefion ins Treiben und erlitt an der Südschanze, deren Kugeln das Schiff der Länge nach durchfuhren, erschütternde Verluste, schon um 10 Uhr war sie in einem „beunruhigenden“ Zustande (Act. des dän. Kriegsgerichts). Um dieselbe Zeit hatte bereits Christian VIII. ein verborgenes Feuer in seinem Rumpfe. Dennoch folgten die Breitseiten mit furchtbarem Geschmetter; schwächlich klang die Entladung der wenigen noch übrigen deutschen Rohre; aber sie trafen. Beide Kriegsschiffe signalisirten um Beistand; mit wunderbarem Glück schlugen die deutschen Kugeln dazwischen und wehrten den Dampfschiffen das Bugsieren, der Ostwind den Kriegsschiffen das Segeln. Um 12½ Uhr hißte Paludan die Parlamentärflagge. Allein Jungmann’s entscheidender Wille ist es gewesen, der trotz dänischer Drohungen das Zugeständniß des erbetenen freien Abzugs verhinderte. Um 4 Uhr begann der Kampf aufs neue; Christian VIII. versuchte Segel zu setzen, umsonst, er gerieth nur näher an die Südschanze; Gefion senkte den Dannebrog, bald Christian VIII. auch; um 7 Uhr flog er in die Luft; nur Gefion ward erbeutet. Auf dänischer Seite waren 6 Offiziere und 125 Soldaten gefallen, auf deutscher 4; gefangen waren 36 Offiziere und 904 Gemeine. J. ward „für sein ausgezeichnetes Benehmen in dem ruhmmürdigen Gefecht von Eckernförde“ zum Major befördert und zum selbstständigen Commandanten von Eckernförde und der sämmtlichen Vertheidigungsanstalten des Hafens ernannt, von dem Befehlshaber der betheiligten deutschen Brigade, Herzog Ernst von Koburg, mit seinem Orden ausgezeichnet. Ein eigenhändiger Zusatz Bonin’s, er habe keine anderen Befehle als von seinem eignen tapferen Herzen anzunehmen, blieb ihm wol „das kostbarste Document aus dieser interessantesten Zeit seines Lebens“. Das J. 1850 bot ihm keine Gelegenheit mehr hervorzutreten; in die damalige Heerleitung konnte er kein Vertrauen gewinnen. [733] 1851 bei der Auflösung der Armee mit entlassen, begab er sich nach Oldenburg. Mit seinem Gesuche um Verwendung, um Prisengelder für die Gefion, von Preußen, vom Bundestage abgewiesen, schließlich mit 2000 Gulden abgefunden, kaufte er sich in Billwerder an. 1856 verlor er seine erste Frau. 1859 wieder verheirathet, zog er 1861 nach Hamburg. Hier ist er am 25. März 1862 einem Blutsturz erlegen. Auf dem Jacobikirchhof ist seine Ruhestätte, bezeichnet mit dem Bronzebild des auf seinem Geschütz ruhenden Kanoniers.

Eckernförde und der 5. April 1849. Actenmäßig dargestellt von Ed. Jungmann, 1851. K. Jansen, Der Tag und die Männer von Eckernförde, 1870.