ADB:Johannes IV. (2. Artikel)

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Artikel „Johann Rott (Roth), Bischof von Lavant“ von Franz von Krones in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 14 (1881), S. 230–231, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Johannes_IV._(2._Artikel)&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 11:49 Uhr UTC)
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Johann Rott (Roth)[WS 1], Bischof von Lavant, geb. am 30. Nov. 1426 zu Wemding in Baiern, † am 21. Januar 1506 als Bischof von Breslau. Sohn eines Schuhmachers, mochte der begabte Jüngling Gönner gefunden haben, welche ihm die Wege zu einer höheren wissenschaftlichen Ausbildung ebneten. Er gewann sie zu Padua und zu Rom und zählte bedeutende italienische Humanisten, so z. B. Enea Silvio de Piccolomini (Aeneas Sylvius) zu seinen Bekannten. Johannes Troester, sein Mitschüler in Rom, stellt ihn in die erste Reihe der Gelehrten seiner Zeit. Ueber seine Leistungen als Schriftsteller sind wir durch fremde Zeugnisse unterrichtet. Nach Deutschland wieder heimgekommen, findet sich R. als humanistisch hochgebildeter Geistlicher zunächst im Genusse der Pfarre zu St. Georg im Attergau, sodann als Domherr und später Dechant des Passauer [231] Kapitels. Ein wichtiger Wendepunkt in seinem Leben knüpft sich an die Jahre 1452–1458. Die Empfehlung seines Bekannten Aeneas Sylvius verschaffte ihm die Stellung als Secretär bei dem König Ladislaus Posthumus (1452–1457), nach dessen Tode er Aufnahme in die Kanzlei König Friedrichs III. fand, bald zum Protonotar und Kanzler für die deutschen Angelegenheiten befördert wurde und zu diplomatischen Sendungen verwendet erscheint. Ende 1468 gab er das Geleite seinem kaiserlichen Herrn nach Rom. Um diese Zeit bereits war es ihm beschieden, Bischof von Lavant zu werden, welches innerösterreichische Hochstift Rudolf von Rüdesheim bereits im Januar 1468 mit dem Breslauer Kirchensitze vertauscht hatte. Der Kaiser bewirkte nämlich bei dem Papste Paul II. die unmittelbare Ernennung Johann Rott’s (16. December) zum Bischofe gegen die 1466 von der Curie selbst bestätigten Präsentationsrechte des Metropoliten von Salzburg. Letzterer wurde deshalb um seine nachträgliche Zustimmung ersucht und gab sie denn auch. Seit 1469 übernahm J. R. sein neues Kirchenamt und wurde in den nächsten Dezennien von schweren Zeitläufen heimgesucht. Die nach 1475 immer drohendere Türkengefahr bewog ihn zunächst, seinen bedrohten Bischofssitz zu St. Andrä im Lavantthale im Nothfalle mit dem festen, von ihm baulich erweiterten und wohl versorgten Schlosse Twimberg zu vertauschen. Als aber 1479 die ungarische Invasion des Corvinen Mathias als Bundesgenossen des Salzburger Erzbischofs Bernhard Rorer (s. d. Art. Bernhard II, 453) nach Steiermark und Kärnthen sich vollzog, gerieth J. R. bald in den Verdacht, als Suffragan des Salzburgers dem Kaiser insgeheim abtrünnig und dem Ungarnkönige zugethan worden zu sein, und der kaiserliche Pfleger auf Osterwitz, Leonhard v. Kollnitz, überfiel mit den Weispriachern die Bischofsstadt S. Andrä im Lavantthale (Juni 1480). Wol hatte sich R. bei Zeiten auf Twimberg geflüchtet, mußte aber das Schlimmste befahren und entschloß sich, so rasch als möglich beim Könige von Ungarn sein Heil zu suchen und das Schloß seinem Ohme Paul Ottwein zu übergeben. Leider aber änderte er, mehr auf das eigene Wohl als das allgemeine Beste bedacht, seinen Entschluß, indem er Twimberg bei seiner Abreise (2. Februar 1481) dem korvinischen Hauptmann zu Friesach, Hanns Haugwitz von Biskupitz, einräumte, der es alsbald besetzen ließ. Mathias Corvinus, ein Freund gelehrter und staatskluger Leute, beförderte nun den landflüchtigen Bischof von Lavant zum Bischof von Breslau. Zunächst hatte er ihn als noch rechtmäßigen Bischof von Lavant aus seinem Lager vor Radkersburg in Steiermark auf den Nürnberger Kurfürstentag entsendet und gewiß dann, im Einvernehmen mit dem Papste, darauf hingewirkt, daß der damalige Breslauer Bischof Rudolf seinen Nachfolger auf dem Lavanter Stuhle zum Domdechant und bald darauf zu seinem Coadjutor, also zum Anwärter der schlesischen Hochkirche machte. Als nun Bischof Rudolf starb (9. oder 17. Jänner 1482), gaben die Breslauer Domherren dem Exbischof von Lavant ihre Stimme und König Mathias benachrichtigte zu Ofen seinen Schützling von der erwünschten Thatsache. J. R. überdauerte als Bischof von Breslau die Zeiten des Corvinen († 1490) und stand, ein Freund der Wissenschaften, dem genannten Bisthum mit Ehren 24 Jahre vor. Ein kunstvolles Erzdenkmal erinnert an seine Tage.

Karlm. Tangl, Reihe der Bischöfe von Lavant. Klagenfurt 1841 (S. 169–197). J. Heyne, Dokum. Gesch. des Bisth. u. Hochst. Breslau, 3. Bd. (1416–1618), Breslau 1868.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Über diese Person existiert im selben Band ein weiterer Artikel.