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Artikel „Jan, Ludwig von“ von Karl Felix Halm in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 696–697, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Jan,_Ludwig_von&oldid=- (Version vom 23. April 2024, 20:14 Uhr UTC)
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Band 13 (1881), S. 696–697 (Quelle).
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Jan: Ludwig v., Philolog und Schulmann. Geboren am 2. Juli 1807 zu Castell, wo sein Vater gräflicher Kanzleidirector war, erhielt er seine erste Vorbildung auf dem Gymnasium zu Wertheim, unterzog sich aber, nachdem er sich für das Studium der Philologie entschieden hatte, noch einer zweiten Maturitätsprüfung auf dem Gymnasium zu Würzburg, um dereinst in bairischen Staatsdienst treten zu können. Hierauf begab er sich im Herbst 1825 nach München, wo er am Lyceum und seit 1826 an der Universität seine höheren Studien hauptsächlich unter der Leitung von Fr. Thiersch vollendete. An Thiersch hatte J. nicht blos einen sehr anregenden Lehrer, sondern auch einen warmen Freund gewonnen, dem er das in ihn gesetzte Vertrauen mit kindlicher Pietät bis zu dessen Tod auf’s treueste gelohnt hat. Im J. 1833 wurde J. an das neu organisirte Gymnasium zu Schweinfurt berufen, dem seine Thätigkeit volle 29 Jahre angehörte, bis ihm 1862 die längst verdiente Beförderung zum Gymnasialrector in Erlangen zu Theil ward. Doch nicht lange sollten Lehrer und Schüler sich eines so eifrigen und humanen Vorstandes erfreuen. Im Juni 1868 erhielt J. die erschütternde Nachricht, daß sein dritter Sohn, der als Bataillonsarzt den Feldzug des J. 1866 mitgemacht und nach dessen Beendigung sich zu seiner weiteren Ausbildung nach Prag und Wien begeben hatte, am Abend vor seiner Abreise von Wien durch einen Unfall seinen Tod in den Wellen der Donau gefunden hatte. Dieser schreckliche Schlag brach das Herz des zärtlichen Vaters; kein Jahr verging, so folgte auch er am 11. April 1869 dem hoffnungsvollen Sohn in die ewige Heimat. – Auf Jan’s litterarische Thätigkeit übte einen bestimmenden Einfluß die Versammlung der deutschen Naturforscher, die 1827 in München tagte. Auf ihr wurde der Gedanke angeregt, mit gemeinsamen Kräften eine kritisch berichtigte und erklärende Ausgabe der großen Naturgeschichte des Plinius herzustellen. Zwei Männer, deren Ansichten sonst sehr weit auseinandergingen, Oken und Thiersch, begegneten sich damals in einem Brennpunkt, in dem Feuereifer, mit dem sie die angeregte Idee verfolgten. Zunächst galt es die Vorarbeiten des großen Werkes, von dem nur der philologische Theil zu Stande gekommen ist, zu beschaffen. Der Empfehlung von Thiersch verdankte es J., daß er dazu ausersehen wurde, die Handschriften des Plinius in den Bibliotheken von Florenz und Paris zu vergleichen. Von seiner längeren Reise zurückgekehrt erwarb er 1830 den Doctorgrad durch eine Abhandlung über Plinius, in der er Bericht über die Ausbeute seiner Reise erstattete und zuerst die Vermuthung aussprach, daß das Werk des Plinius, wie es in den bisherigen Ausgaben schloß, nicht vollständig sein könne, eine Vermuthung, die durch den Bamberger Codex ihre Bestätigung erhalten hat. Aus dem Umstande, daß J. erst geraume Zeit, nachdem er seine Hauptcollationen beendet hatte, auf diese wichtige Handschrift, ohne welche die sechs letzten Bücher der naturalis historia nie lesbar geworden wären, geführt worden ist, ergiebt sich von selbst, daß bei den Vorbereitungen für das große Unternehmen eine gewisse Ueberstürzung, nicht die nöthige Umsicht obgewaltet hat. Das zeigt sich auch darin, daß mit der Besorgung des Textes Sillig betraut wurde, nicht v. J., dessen Händen man mit besserem Fug die Verarbeitung des gesammelten handschriftlichen Apparats anvertraut hätte. Aber wenn er auch [697] nicht der Herausgeber der großen kritischen Ausgabe geworden ist, so hat er doch seinen Plinius nie wieder aus den Händen gelegt. Seine längeren Arbeiten – auf der Bamberger Bibliothek und langjährige Beschäftigung mit Handschriften führten ihn hierauf auf den Philosophen Seneca, von dem er nach schönen Vorarbeiten eine kritische Ausgabe herzustellen beschloß, aber den Gedanken wieder aufgab, als er erfuhr, daß Fickert mit der gleichen Arbeit beschäftigt sei. Von diesem Plan abgekommen wandte J. seine Thätigkeit dem vernachlässigten Macrobius zu, für dessen Verbesserung er mit eisernem Fleiß einen staunenswerthen Apparat aufgebracht hat. Seine mit reichhaltigem kritischen und erklärenden Commentar ausgestattete Ausgabe, die 1848–1852 in zwei stattlichen Bänden erschienen ist, hat eine empfindliche Lücke in der lateinischen Litteratur ausgefüllt. Ein weiterer Plan Jan’s, einen sachlichen Commentar zu Plinius mit Unterstützung der Münchner Akademie herauszugeben, ebenso eine bereits angekündigte deutsche Uebersetzung desselben sind nicht zu Stande gekommen, wol aber lieferte er noch eine Textausgabe in der Bibliotheca Teubneriana, 1854–1865 in 6 Bdn. Eine zweite, bedeutend verbesserte Bearbeitung des ersten Bandes hat er noch vollendet, aber die Beendung des Druckes nicht mehr erlebt.

Autenrieth in den Blättern f. d. Baier. Gymnasialschulwesen, Band V (1869), Beilage zu Nr. 8. – Karl v. Jan in der Praef. ad Plin. N. H. ed. II. p. IV u. V.