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Artikel „Husemann, August Heinrich“ von Albert Ladenburg in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 452–453, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Husemann,_August&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 13:59 Uhr UTC)
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Husemann: August Heinrich H., Chemiker und Pharmazeut, wurde am 5. September 1833 in Stolzenau im damaligen Königreich Hannover geboren und starb in Thusis am 17. Juli 1877. Seine Schulbildung erhielt er theils in Privatinstituten, theils auf dem Gymnasium zu Detmold. 1848 kam er als Lehrling in die Detmolder Hofapotheke, später als Gehülfe nach Lamspringe, Aurich und Nienburg, von wo er 1857 die Universität Göttingen bezog. Dort legte er im folgenden Jahre die Staatsprüfung ab und beschloß sich ganz dem Studium der Chemie zu widmen. Er arbeitete unter Wöhler und Limpricht und wurde 1860 Assistent in dem damals neu eingerichteten physiologisch-chemischen Laboratorium. Am 8. August desselben Jahres wurde er auf Grund einer Dissertation über die Bestandtheile von Daucus Carota zum Dr. phil. promovirt. Im J. 1862 habilitirte er sich für pharmaceutisch-gerichtliche Chemie, über welche Gegenstände er schon früher Repetitorien gehalten hatte. In jene Zeit fällt das Erscheinen des „Handbuchs der Toxicologie“ (Berlin, G. Reimer), welches er mit seinem Vetter Th. Husemann herausgab und die Publication einiger organisch-chemischer Arbeiten. Später beschäftigte er sich fast ausschließlich mit der Phytochemie und findet hier u. a. das Lycin, dessen Identität mit dem später entdeckten Betain nachträglich constatirt wurde. Auch die bekannte Morphinreaction durch verdünnte Salpetersäure hat er damals beobachtet und das giftige Alkaloid Cytisin des Goldregens isolirt. Eine Lungenblutung, die er im August 1863 erhielt, zwang ihn den Winter 1863/64 in Italien zuzubringen; er kehrte von da nur für kurze Zeit nach Göttingen zurück, da er inzwischen die Berufung nach Chur erhalten hatte. Dort hat er sein Hauptwerk „Die Pflanzenstoffe in chemischer, physiologischer, pharmakologischer und toxikologischer Hinsicht“ (Berlin 1871), auch wieder in Gemeinschaft mit seinem Vetter und Schwager herausgegeben, ein Werk, das sich großer Anerkennung von Seiten der Fachgenossen [453] zu erfreuen hatte. Außerdem schrieb er dort einen Supplementband zu Gmelin’s großem Handbuch der Chemie, 1868 einen „Grundriß der reinen Chemie“ und 1871 die „Elemente der Chemie als Grundlage für den landwirthschaftlichen Unterricht“. Seine wissenschaftlichen Arbeiten hatten in Chur nur die Untersuchungen von Mineralwasser Graubündens zum Gegenstand. Im J. 1876 nahm er aus Gesundheitsrücksichten seinen Abschied in Chur. Wiederholte kleinere Blutungen und eine sehr heftige im J. 1870 hatten ihn furchtbar geschwächt, so daß nur die äußerste Schonung und Sorgfalt ihn so lange aufrecht erhalten hatte. Er verbrachte den Winter in Meran, verließ diesen Aufenthalt der Hitze wegen im Mai und wandte sich an den Thuner See, von da wieder nach Graubünden, wo er in Thusis im Hause einer Schwester seines Schwagers Dr. Michael starb.

Nekrolog im Reichardt’schen Archiv der Pharmacie.