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Artikel „Humbracht, Malvina von“ von Franz Brümmer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 50 (1905), S. 506–507, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Humbracht,_Malvina_von&oldid=- (Version vom 19. März 2024, 03:34 Uhr UTC)
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Humbracht: Luise Ernestine Malvina von H., Schriftstellerin, wurde am 30. November 1825 zu Minden in Westfalen als das jüngste Kind eines preußischen Officiers, des als Oberstlieutenant verstorbenen Freiherrn v. H. geboren und verlebte als Liebling der älteren Geschwister wie der Eltern im Vaterhause eine fröhliche und glückliche Jugendzeit. Verschiedene Versetzungen des Vaters führten sie nach Köln, Aachen, Dortmund und zuletzt nach Magdeburg, wo sie theils in einer höheren Töchterschule, theils durch Privatlehrer ihre Schulbildung erhielt. Wenige Monate nach ihrer Confirmation schied der Vater aus Gesundheitsrücksichten aus dem Militärdienst und zog mit der Familie erst nach Lübbecke in Westfalen, später nach Bielefeld. Hier starb er nach einigen Jahren und drei Jahre darauf folgte ihm seine Gattin im Tode nach. Malvina hatte inzwischen ihre Fortbildung in den fremden Sprachen, im Zeichnen und in der Musik eifrig betrieben und zwischendurch auch verschiedene novellistische Arbeiten verfaßt, die ihr soviel Freude machten, daß sie sich gern gänzlich der litterarischen Thätigkeit gewidmet hätte. Nach dem Tode ihrer Mutter ging sie zunächst nach der Grafschaft Glatz, und als sie nach anderthalb Jahren zu ihrer Schwester nach Westfalen zurückkehrte, benutzte sie einen Aufenthalt in Leipzig, um mit dem Verlagsbuchhändler Kollmann Verbindungen anzuknüpfen; nach einem halben Jahre erschien dann auch ihr erster Roman „Eine Partie nach den Externsteinen“ (II, 1856), der ihr für weitere Arbeiten den entsprechenden Lohn sicherte. Sie hatte diesen Roman unter dem Pseudonym Luise Ernesti veröffentlicht, das sie auch für die Folge beibehielt. Im Herbste 1857 zog Malvina mit ihrer Schwester nach Dresden. Die Kunstschätze und herrlichen Umgebungen dieser Stadt wurden ihr eine Quelle des Studiums, der Arbeit und der Freude; durch ihre litterarischen Verbindungen gewann das gesellige Leben hohen Reiz, und viele interessante und bedeutende Persönlichkeiten suchten die Schriftstellerin in ihrer bescheidenen Häuslichkeit auf. Während ihres dortigen Aufenthalts veröffentlichte sie denn auch eine stattliche Anzahl von Werken: „Die Heimath im Vaterhause“ (Roman; IV, 1858); „Unterwegs“ (Novellen und Reiseskizzen; II, 1859–60); „Geld und Talent“ (Roman; III, 1860); „Waldemar Bookehouse“ (Roman; II, 1861); „Unverhofft kommt oft!“ (Novelle, 1862); „Bilder und Skizzen aus dem Leben“ (II, 1862); „Die Tochter des Spielers“ (Roman, III, 1862). Im Herbste 1863 bezog Malvina mit ihrer Schwester die sogenannte Gerbermühle am Main, die zu einem alten Lehngute der Familien v. Humbracht und v. Holzhausen, dem Strahlenberger Hof bei Frankfurt [507] a. M., gehörte, wo beide viele Jahre weilten, und von wo aus sie längere Reisen nach Baiern, Tirol und Schlesien unternahmen, während sie den Winter der Jahre 1868–70 in München verlebten. Die schriftstellerische Thätigkeit Malvina’s zeigte auch in dieser Periode die alte, flotte Rührigkeit. Es erschienen: „Die Aristokratin und der Fabrikant“ (Roman; IV, 1865); „Aus alter und neuer Zeit“ (Novellen und Skizzen; II, 1865); „Zwei Fürstinnen“ (Roman; II, 1867); „Ein unerfülltes Wort“ (Roman; III, 1867); „Unauflösliche Bande“ (Roman; II, 1869); „Totes Kapital“ (Roman; IV, 1870); „Am Scheidewege“ (Novellen, 1872); „Die Eremitin von St. Cloud“ (Roman, 1873); „Ein neues Jahr, ein neues Leben“ (Roman, 1873) und „Ein kaiserlicher Wahlspruch“ (Roman; V, 1874). In der Folge drückte zunehmende Kränklichkeit ihr nur selten die Feder in die Hand. Ein Besuch des Bades Nauheim, das ihr Linderung ihrer Leiden gebracht hatte, veranlaßte sie, sich dort anzukaufen und im April 1882 gänzlich dorthin überzusiedeln. Nach Weihnachten 1890 erkrankte sie heftig an Neuralgie. Auf dem Wege der Besserung hatte sie das Unglück, durch explodirenden Spiritus sich entsetzlich zu verbrennen. Die heftigen Schmerzen der letzten Tage ihres Lebens schwächten ihren Körper derart, daß sie ohne jeden Todeskampf am 22. October 1891 sanft und friedlich einschlief. Ihre weiteren Arbeiten sind noch: „Die zwölfte Perle“ (Roman; III, 1880); „Gleiche Wege – andere Ziele“ (Roman; III, 1887) und „Aus den Fluthen des Lebens“ (Novellen, 1889). Eine recht treffende Kritik der Romane und Novellen Malvina’s gab ein competenter Beurtheiler in folgendem Akrostichon: Muthwill und Schelmerei, Anmuth und Güte, Leuchtender Witz dabei, Viel Geistesblüthe, Innerer wahrer Werth, Nur oft zu liebenswerth: All dies ist dir beschert!

Nach Mittheilungen aus der Familie.