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Artikel „Hugi, Franz Joseph“ von Wilhelm von Gümbel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 308–309, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hugi,_Franz_Joseph&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 14:25 Uhr UTC)
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Hugi: Franz Joseph H., Geologe und Alpenforscher, geb. am 23. Jan. 1796 zu Grenchen im Kanton Solothurn, † am 25. März 1855 in Solothurn, studirte zuerst auf der Universität Landshut, widmete sich später mit Eifer den naturwissenschaftlichen Studien in Wien und kehrte dann nach der Schweiz zurück, [309] wo er in Solothurn zunächst durch Gründung der naturforschenden Kantonalgesellschaft, eines naturhistorischen Museums, das er 1830 an die Stadt abtrat, und des botanischen Gartens (1836) die Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Schon frühzeitig, seit 1821, hatte er behufs der Erforschung der geologischen Verhältnisse und um Material zu seinem Museum zu sammeln, große Reisen in die Alpen, in den Jura, nach Deutschland, Ungarn, Italien, ja selbst nach Nordafrika unternommen und sich wegen der fast abenteuerischen Art, mit welcher er zu den bis dahin unzugänglich erachteten Theilen der Alpen namentlich in die Gletscherregionen vordrang, einen großen Ruf verschafft. In den J. 1828 und 1829 unternahm er höchst gefährliche und mühevolle Forschungen in den höchsten Gebieten der Jungfrau und des Finster-Aarhorns, das zum ersten Mal von ihm bestiegen und gemessen wurde. Als Frucht dieser Untersuchungen erschien 1830 das Werk „Naturhistorische Alpenreisen“, in welchem sehr zahlreiche merkwürdige geologische Verhältnisse namentlich bezüglich der Verbindung von Kalkeinlagerungen mit Granit und Gneiß leider ohne genauere Sachkenntniß und kritische Schärfe, vielmehr vermengt mit phantastischen und bizarren Hypothesen angedeutet sind, wie denn überhaupt ein gewisser phantastischer Zug durch sein ganzes Leben hindurch geht. Doch gebührt H. das Verdienst als einer der ersten nachgewiesen zu haben, daß der Granit in den Alpen die Kalkschichten stellenweis überlagert. Er gewann in Folge seiner wissenschaftlichen Bestrebungen die Stelle eines Directors des Waisenhauses und eines Lehrers an der Realschule in Solothurn, erhielt 1833 die Professur der Physik und 1835 jene der Naturwissenschaften am dortigen Lyceum, verlor aber diese Stellung 1837 wieder, weil er zum Protestantismus übergetreten war. Mit der inzwischen rege gewordenen Gletscherfrage beschäftigte sich H. aufs eifrigste, stellte schon 1827 Beobachtungen über das Fortrücken des Gletschereises an und unternahm wiederholt Wanderungen in die Gletscherregionen selbst zu Winterszeiten. Er entwickelte seine eigenthümliche Gletschertheorie in den Schriften „Ueber das Wesen der Gletscher und Winterreise in das Eismeer“, 1842, und „Die Gletscher und die erratischen Blöcke“, 1843, in denen er der Theorie von Agassiz entgegentrat, indem er behauptete, daß die Vergrößerung der Gletscher nicht blos durch mechanische Vorgänge, sondern durch innere Bewegungen, Verschiebungen und Entwickelungen stattfinde. Auch leitete er die Verbreitung der erratischen Blöcke von schwimmenden Felsblöcke tragenden Gletscherschollen im Gegensatze zu dem Vorschieben der Felsblöcke unmittelbar durch die Gletscher selbst ab. Dadurch verwickelte er sich in eine leidenschaftliche Polemik mit Vogt. Von den „Grundzügen zu einer allgemeinen Naturansicht“ erschien nur der erste Band unter dem besonderen Titel „Die Erde als Organismus“, 1841. Darin sucht der Verfasser die Auffassung einer gleichsam belebten und organisch sich entwickelnden Erde neu zu begründen. Außer diesen größeren Werken erschienen von H. zahlreiche kleinere Aufsätze und Abhandlungen in den Schriften der schweizer. naturforsch. Gesellschaft, in Leonhard’s Taschenbuch für Mineralogie, in der deutschen Vierteljahrsschrift, im Morgenblatt und im Ausland.

Wolf, Biogr. B. z. Kulturgesch. d. Schweiz, IV. 334. Poggend., Biogr. L., I. 1065.