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Artikel „Hindersin, Gustav von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 458–459, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hindersin,_Gustav_von&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 00:12 Uhr UTC)
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Hindersin: Gustav Eduard v. H., preußischer General der Infanterie und Generalinspecteur der Artillerie, als der Sohn eines Pastors am 18. Juli 1804 zu Wernigerode geboren und auf dem Gymnasium seiner Vaterstadt vorgebildet, trat, nachdem er die Prima absolvirt hatte, am 16. October 1820 in die zu Erfurt garnisonirende dritte Artilleriebrigade, wurde 1825 Offizier, besuchte 1829–32 die allgemeine Kriegsschule in Berlin, ward in Folge seiner hier bemerkten Leistungen und Fähigkeiten von 1835–38 zum topographischen Bureau commandirt und 1842 als Hauptmann in den Generalstab versetzt. Zu kriegerischer Thätigkeit in letzterem gelangte er im J. 1849, wo er bei dem unter die Befehle des preußischen Generallieutenant v. Peucker gestellten Neckarcorps als Unterchef des Generalstabes Verwendung fand. Er hatte hier jedoch das eigenthümliche Mißgeschick, als er am 15. Juni während des Gefechtes bei Ladenburg vom Kirchthurme dieser Stadt aus recognoscirte, von den Aufständischen gefangen zu werden. Der Fall von Rastatt, wohin er gebracht war, befreite den damaligen Major am 22. Juli wieder, die Erinnerung an den Unfall aber hat ein noch jetzt bekanntes Spottgedicht aufbewahrt. Im Mai 1850 zu seiner Waffe zurückgetreten, befand sich H. nach mannigfachem Wechsel in seinen Dienststellungen, als Generallieutenant und Inspecteur der zweiten Artillerie-Inspection, als der Krieg gegen Dänemark ausbrach, in Berlin. Das Vorgehen gegen die Düppelstellung ließ es wünschenswerth erscheinen, die technische Oberleitung des Artillerie- und Ingenieurangriffes in eine feste Hand zu legen; H. wurde mit dieser Aufgabe betraut; die Erhebung in den Adelstand und der Orden pour le mérite waren der Dank seines Kriegsherrn für die hier geleisteten Dienste. Bald aber ward ihm ein größerer Wirkungskreis angewiesen. Bereits am 22. April wurde er als zweiter General-Inspecteur dem kränkelnden ersten General-Inspecteur, General v. Hahn, an die Seite gesetzt und als dieser im December desselben Jahres in den Ruhestand trat, nahm H. die Geschäfte allein in die Hand. Es galt vor allem die gezogenen Geschütze einzuführen, eine Neuerung, gegen welche Hahn in hohem Grade eingenommen gewesen war; [459] wichtige Organisations-, Ausbildungs- und Verwendungsfragen beschäftigten außerdem die Waffe. Aber ehe alle diese Verhältnisse einigermaßen geklärt und geregelt waren, brachte das J. 1866 den Krieg gegen Oesterreich und dessen Bundesgenossen. Er zeigte, wieviel die Artillerie noch zu ändern und zu schaffen hatte; er zeigte aber auch die Richtigkeit der eingeschlagenen Wege. H. hatte denselben im Hauptquartier des Königs mitgemacht; sofort nach Friedensschluß ging es von neuem an die durch die Vergrößerung des Heeres vermehrte Arbeit. Der deutsch-französische Krieg der J. 1870 und 71 ließ deren Ergebnisse im glänzendsten Lichte erscheinen; General v. H. wiederum im Großen Hauptquartier und mit diesem persönlich an den Kämpfen bei Metz und Sedan und an der Belagerung von Paris betheiligt, konnte mit Genugthuung die Thatsachen den Aufschwung konstatiren lassen, welchen die Waffe unter seiner Oberleitung genommen. Aber nicht lange mehr sollte er sich der Früchte seiner Arbeit freuen, in der Nacht zum 25. Januar 1872 raffte ihn unerwartet der Tod hin. Gründlichstes Verständniß des Scharfschießens und durchgreifendste Vorbildung der Offiziere für die taktische Verwendung der Waffe, waren die Hauptziele seines Strebens.

Militär-Wochenblatt, Nr. 12, Berlin 1872.