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Artikel „Heyendal, Nikolaus“ von Friedrich Haagen in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 363–364, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Heyendal,_Nikolaus&oldid=- (Version vom 27. November 2024, 05:47 Uhr UTC)
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Heyendal: Nikolaus H. In dem zum Kreise Eupen (Regierungsbezirk Aachen) gehörenden Orte Walhorn lebte im 17. Jahrhunderte die Familie H., aus welcher mehrere ausgezeichnete Juristen und Geistliche hervorgegangen sind. Zu den letzteren zählte vor allem der 1658 geborene Nikolaus H. Wie fast alle Limburger, welche sich den Wissenschaften widmeten, besuchte er das von Jesuiten geleitete Gymnasium Marianum in Aachen. Nach Absolvirung seiner Gymnasialstudien reiste er nach Rom, um hier seine Studien zu vollenden, wurde aber unterwegs von Venetianern gefangen genommen, unter die Soldaten gesteckt und nach Corfu geschickt, wo er die griechische Sprache sich aneignete. Es gelang ihm, zu entfliehen und nach Mailand zu kommen, wo er Unterricht in der Rhetorik ertheilte und die italienische Sprache erlernte. Sobald es ihm möglich war, kehrte er in sein Vaterland zurück und traf an dem Tage in Walhorn ein, an welchem man für den Todtgeglaubten ein Seelenamt hielt, welchem er beiwohnte. Von Walhorn ging er zur Universität, um hier Theologie, vorzüglich aber canonisches und bürgerliches Recht und alte Sprachen zu studiren. Unterstützt von ungewöhnlichen geistigen Fähigkeiten und einem so treuen Gedächtnisse, daß er das Neue Testament ganz, das Alte größtentheils auswendig wußte, legte er in Löwen den Grund zu einer umfangreichen Gelehrsamkeit. Nachdem er die Universität verlassen hatte, trat er in seiner Heimath als Novize in die Augustinerabtei Klosterrath bei Herzogenrath, welcher ein Aachener, der ausgezeichnete Johann Bock von 1683–1712 als Abt vorstand. Da unter diesem gelehrten Mann ein reger wissenschaftlicher Sinn in der Abtei herrschte, so fand H. hier viel Anregung. Hier las er die Schriften der heiligen Väter und studirte mit Vorliebe den hl. Augustinus und den hl. Thomas von Aquino. Nach Vollendung seiner theologischen Studien ernannte der Abt ihn im J. 1694 zum Pfarrer von Eupen. Sein unerschrockenes Auftreten gegen die hier herrschenden Unordnungen und Laster verursachte ihm bittere Feindschaft. Wiederholt wurden während seines dreijährigen dortigen Aufenthaltes Mordversuche gegen ihn gemacht. Auf den Wunsch des Bischofs von Lüttich, zu dessen Diöcese Klosterrath und die von diesem patronisirte Pfarre Eupen gehörten, rief der Abt im Jahre 1697 H. in die Abtei zurück und übertrug ihm hier eine Professur der Theologie. [364] Durch seine Vorträge, Schriften und sein Beispiel hat er manchen vortrefflichen Theologen herangebildet. Nach dem Tode des Abtes Johann Bock 1712 erhob der Landesherr H. zur Abtswürde, mit welcher die Vertretung der Geistlichkeit bei den Ständen oder Staaten Limburgs verbunden war. Wegen seines verdienstlichen Wirkens in dieser Stellung nannte man H. decus statuum, die Zierde der Staaten. Der vormalige Professor der Theologie P. Desirant hatte in Schriften des Johann Bock und namentlich Heyendal’s jansenistische Lehrsätze gefunden und erhob daher von Aachen aus, wo er durch Urtheil des Raths von Brabant seit 1708 sich aufhielt, eine bis zum J. 1715 fortgesetzte leidenschaftliche Polemik gegen Abt und Convent Klosterraths. Die Orthodoxie seines Abtes und Klosters zu beweisen, gab H. die Schrift heraus: „Orthodoxia fidei et doctrinae Abbatis et Canonicorum Regularium s. Augustini monasterii Rodensis“, und ließ zugleich auch 1710 eine französische Uebersetzung derselben drucken. In demselben Jahre gab er zu Antwerpen heraus: „Apologia pro Abbate et Priore monasterii Rodensis contra Bernardum Desirant“. Neben manchen noch handschriftlich vorhandenen theologischen Werken ist H. am bekanntesten geworden durch seine Fortsetzung der besonders für das Herzogthum Limburg wichtigen „Annales Rodenses“. Nachdem er, von seinem Abte zum Prior ernannt, Zins-, Lehn- und andere abteiliche Bücher in Ordnung gebracht, unternahm er die Fortsetzung der Klosterrather Jahrbücher nach den Archivalien des Klosters. Dieses, 1104 gestiftet, hatte Jahrbücher bis zum J. 1158. Diese nun setzte H. bis zum J. 1700 fort. Sie sind als Supplementband (Bd. VI.) von dem verdienten Verfasser der Histoire du duché de Limbourg, Simon Peter Ernst (s. Bd. VI. S. 327), der einer der letzten Stiftsherren Klosterraths war, herausgegeben worden. H., seines vorzüglichen Stiles wegen calamus aureus, die goldene Feder, genannt, stand der Abtei Klosterrath 21 Jahre als Abt vor und † am 5. Mai 1733 im Alter von 75 Jahren.

Vgl. Quix, der Kreis Eupen, Aachen 1837, S. 26 f. u. F. P. Neupan, Notice historique sur l’abbaye de Rolduc. Aix-la-Chapelle 1868, S. 29 fl.