ADB:Hetzel von Lindnach, Kaspar

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Artikel „Hetzel von Lindnach, Kaspar“ von Emil Blösch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 322–323, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hetzel_von_Lindnach,_Kaspar&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 11:46 Uhr UTC)
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Hetzel: Kaspar H. von Lindnach gehörte einem schon seit dem Anfang des 14. Jahrhunderts in Bern eingebürgerten Geschlechte an und war in der Zeit, da die Schweiz, und namentlich Bern, ihre Rolle in der europäischen Politik zu spielen berufen war, einer der gewandtesten und angesehensten Magistraten der [323] Republik. Seit 1486 gehörte er dem Kl. Rathe an und wurde Venner der Schmiedezunft, 1489 Vogt des Spitals zum hl. Geist. Eine Reihe wichtiger politischer Missionen wurden ihm übertragen, so nahm er 1493 als Bernischer Gesandter Theil an Friedensunterhandlungen zwischen Karl VIII. von Frankreich und Kaiser Maximilian, 1495 wurde er ebenso an den Markgrafen von Neuenburg, 1496 zum Herzoge von Savoyen nach Turin gesandt; 1499 unterhandelte er im Namen von Bern über den Abschluß eines Bündnisses mit Frankreich, und 1501 hatte er die Aufgabe zwischen dem Markgrafen Philipp von Neuenburg und dem Herzoge Philibert von Savoyen zu vermitteln. Bei diesem letzteren Anlaß wurde H. beschuldigt, unerlaubte Geschenke angenommen zu haben und verlor seine Ehrenämter; doch nicht auf lange Zeit, von 1502 hinweg bis 1513 erschien er noch 17 Mal als Bernischer Bote an Eidgenössischen Tagsatzungen. Im J. 1513 zogen gegen den Willen ihrer Obrigkeit 2000 Mann aus Bernischem Gebiete als Söldner nach Frankreich, an ihrer Spitze Hans Rudolf H., Kaspars Sohn, bisher Bernischer Landvogt zu Erlach. Vergebens sandte der Vater in einem äußerst merkwürdigen, im Wortlaut noch erhaltenen Briefe dem Sohne seinen Fluch nach; die Entrüstung des Volkes, die eben über das unwürdige Söldner- und Pensionswesen erwachte, warf sich auf den Vater, der selbst als habsüchtig und als französischer Parteigänger galt. Bei einem Auflauf, der deshalb entstand, wurde das Haus des abwesenden Hetzel vom Landvolke geplündert; dieser selbst durfte nicht nach Bern zurückkehren, fiel aber, während er vor der Tagsatzung Recht suchen wollte, auf Solothurnischem Gebiete in die Gewalt eines wüthenden Haufens und wurde trotz der Intercession der Regierungen auf scheußliche Weise gefoltert und schließlich enthauptet. Sein Zeitgenosse, der Chronist Anshelm, sagt von ihm: „war sust für einen ehrlichen, nutzlichen und witzigsten Berner geachtet.“ Sein oben genannter Sohn dagegen war ein Söldling ohne Grundsatz und Ehre, bald im Dienste des Papstes, bald in demjenigen Frankreichs; er starb als der letzte seines Geschlechtes.

Valerius Anshelm’s Chronik, Bd. III u. IV. – A. v. Tillier, Geschichte Berns, Bd. II u. III. – Eidgen. Abschiede, Bd. III, Abth. 2, Register. – Archiv des histor. Vereins von Bern, Bd. IX, 3. Heft, S. 273.