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Artikel „Herrle, Johannes“ von Richard Heß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 214–215, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Herrle,_Johannes&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 18:35 Uhr UTC)
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Herrle: Johannes H., Forstmann, geboren am 18. Januar 1778 zu Hohenaltheim (einem Dorfe bei Nördlingen, damals im Fürstenthum Oettingen-Wallerstein, jetzt in Baiern), † am 12. November 1860 zu Meiningen. – Er widmete sich unter der Leitung seines Vaters (fürstlichen Hofjägers) von frühester Jugend ab mit vielem Eifer und großem Geschick „der Jägerei“, welche damals noch das eigentliche Forstwesen überwucherte – zumal bei den kleinen Potentaten, für welche die Jagd vielfach die wichtigste Beschäftigung war. Der Fürst, ein Nimrod ersten Ranges, aber sonst ein etwas wunderlicher Mann, wurde hierdurch auf ihn aufmerksam und nahm sich des Knaben an, nachdem dieser – nach kaum vollendetem 12. Lebensjahre – den Vater verloren hatte. Im Piaristenkloster zu Wallerstein erhielt er einigen Unterricht. Im 15. Jahre kam er als Lehrling in die Hofjägerei, und ein Jahr später erhielt er den allerdings höchst bescheidenen Posten als – Rechnungsführer über die Futterkosten der fürstlichen Jagdhunde, die, im ganzen Ländchen zerstreut, über eine Centurie ausmachten, mit einem Jahresgehalt von 72 fl. Bei verschiedenen Streifereien gegen Wilddiebe zeichnete sich der junge H. so aus, daß ihm der Fürst immer mehr Funktionen bei der Hofjägerei [215] anvertraute und zugleich Privatunterricht im Forstwesen und in den einschlägigen Hülfswissenschaften ertheilen ließ. Als die Stürme der französischen Revolution über das kleine Fürstenthum hereinbrausten, wurde er wiederholt zu den vertraulichsten Missionen, namentlich zur Rettung der fürstlichen Schätze, die erst in Wien, später in Prag und dann nochmals in Ansbach untergebracht wurden, verwendet. Nach diesen und manchen anderen durch die kriegerischen Verhältnisse jener Zeit herbeigeführten Kreuz- und Querzügen 1801 aus dem fürstlichen Dienste entlassen, wendete er sich zum Behufe weiterer Ausbildung, mit einer fürstlichen Reiseunterstützung von 120 fl. ausgestattet, zunächst nach Ernstthal im Thüringer Wald und trat noch im October desselben Jahres in die durch Bechstein neu gegründete Forstakademie zu Dreißigacker ein, an welcher er später lange Zeit als Lehrer zu wirken berufen war. Schon im Herbste 1803 wurde er als Adjunct mit dem Unterricht im Planzeichnen betraut und im Frühjahr 1804 als ordentlicher Lehrer mit 340 fl. Gehalt angestellt. Außer dem Planzeichnen ward ihm nun noch der Unterricht im Vermessungswesen und später auch der in der Forstwissenschaft übertragen. Seine Lehrfächer erweiterten sich von Jahr zu Jahr immer mehr, so daß er schon 1808 in 17 Branchen zu dociren hatte. Mehrere Anerbietungen in andere Dienste, so z. B. den Eintritt als Lehrer in König’s Forstschule zu Ruhla (1806) und als Forstmeister und Kammerassessor in gräflich Ysenburg-Wächtersbach’sche Dienste (1809) schlug er, aus Anhänglichkeit für Dreißigacker, aus. 1815 wurde ihm die Bewirthschaftung des Akademieforstes übertragen. Als Bechstein am 23. Februar 1822 gestorben war, erhielt er einen Theil der Direction der Akademie und wurde 1823, neben seiner Lehrerstelle, zugleich Forstrath mit Sitz und Stimme im Oberforstcollegium zu Meiningen. Nach Aufhebung der Akademie (1843) siedelte er ganz nach Meiningen über, um sich ausschließlich dem Collegialdienste zu widmen. Im Revolutionsjahr 1848 wurde er als Oberforstrath zur Disposition gestellt. – H. hat als Lehrer über 41 Jahre an der Akademie höchst segensreich gewirkt, namentlich im Gebiete der Forstabschätzung. Als Mitglied der Oberforstbehörde hatte er auch dieses Fach im Referat. Er zählt mit zu den nicht wenigen Forstwirthen, welche sich – ohne regelmäßige Schulbildung – durch Eifer, Wißbegierde und Fleiß emporgeschwungen haben. In früherer Zeit – bei noch geringen Anforderungen an das Forstfach – war dies eher noch möglich, als heutzutage. Der Schatz seiner Erfahrungen kam ihm bei seiner Lehrthätigkeit sehr zu Statten. Wie bei seiner Carrière von Jugend auf nicht anders zu erwarten, war H. auch ein tüchtiger Jäger. In seinem ganzen Auftreten bescheiden, einfach, prunklos und nicht ohne eine gewisse Originalität – kurz ein Biedermann – erlebte er am 20. September 1853 sein 50jähriges Dienstjubiläum. – Seine wenigen litterarischen Leistungen bestehen im IV. Bd. von J. M. Bechstein’s Jagdwissenschaft nach allen ihren Theilen: „Wildjagd und Wildbenutzung“ (1822), und in Journalartikeln, namentlich in Pfeil’s kritischen Blättern und Gwinner’s Zeitschrift.

Monatschrift für das würtembergische Forstwesen, VII. S. 149. – Allgemeine Forst- und Jagdzeitung, 1867, S. 483. – v. Löffelholz-Colberg, Chrestom., IV. S. 349. – Bernhardt, Gesch., II. S. 392, Note 38.