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Artikel „Herder, Bartholomäus“ von Rochus von Liliencron in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 54–55, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Herder,_Bartholom%C3%A4&oldid=- (Version vom 11. Dezember 2024, 12:05 Uhr UTC)
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Herder: Bartholomäus H., Buch- und Kunsthändler, geb. am 22. Aug. 1774 zu Rottweil a. Neckar, † am 11. März 1839. Sohn eines Senators seiner Vaterstadt, besuchte er das dortige Gymnasium, kurze Zeit die ausgezeichnete Klosterschule von St. Blasien und sodann die Hochschule zu Dillingen, bereits mit der Absicht „gelehrter Buchhändler“ zu werden, um vermittelst des Buchhandels durch Verbreitung guter Schriften in das Leben einzugreifen. Es war der Geist der Sailer’schen Schule, der ihn hierbei leitete und seine Absicht war vor Allem auf die Verbreitung religiöser Aufklärung gerichtet. Auf ein an den Fürstbischof Dalberg eingereichtes Memoire „Wie durch den Buchhandel am einflußreichsten auf die Bildung der Geistlichen und das Schulwesen eingewirkt werden könne“ erhielt er 1801 die Bewilligung der Errichtung einer Druckerei und eines Buchhandels zu Meersburg, wobei er an eine wahrscheinlich von ihm und seinem [55] älteren Bruder Andre H. geleitete Buchhandlung in Rottweil anknüpfte. Herder’s Wirksamkeit in der eingeschlagenen Richtung ward bald eine bedeutende durch das von ihm verlegte „Archiv für pastorale Conferenzen in den Landkapiteln des Bisthums Constanz“, welches in Monatsheften von 1802 bis zur Auflösung des Bisthums Constanz 1827 erschien. Nach der Säcularisirung des Fürstenthums Constanz (1803) siedelte H., ohne das Meersburger Geschäft aufzugeben, nach Freiburg über und errichtete dort eine Universitätsbuchhandlung, sowie (1810) ein Museum, in welchem neben Zeitschriften die neuen Erscheinungen der Litteratur zur Einsicht ausgelegt wurden, um die Käufer der Unannehmlichkeit zu überheben, „entweder durch vielversprechende Titel oder durch parteiische Recensionen“ über den Werth der Bücher getäuscht zu werden. Bald sollte H. in noch viel weitere Kreise des öffentlichen Lebens eingreifen. Unter dem 27. December 1813 erhielt er aus dem österreichischen Hauptquartier den Auftrag, die „Teutschen Blätter, wie selbe bis jetzt bei Herrn Brockhaus in Altenburg und Leipzig erschienen sind, ferner fortzusetzen, mit der Bedingung jedoch, daß selbe, wie bisher, der k. k. österreichischen Censur unterzustehen haben“ und am 30. Mai 1815 ward H. zum k. k. Feldbuchdrucker ernannt und in das österreichische Hauptquartier berufen. Am 18. September kehrte er von Paris nach Freiburg zurück. – Jetzt wandte sich Herder’s unternehmender Geist auch der Kunstindustrie zu durch Errichtung eines Instituts für Zeichner und Kupferstecher in Freiburg, dem sich 1821 eine lithographische Anstalt anschloß. So entstand zugleich eine treffliche Schule für zahlreiche angehende Künstler aus dem umliegenden Ländergebiet. Dem Buchhandel schloß sich auch ein Musikalienverlag an. Große Verbreitung fand Herder’s Bilderbibel, deren 200 Bilder im Kupferstich und vermöge einer im Herder’schen Institut erfundenen chemischen Uebertragung des Kupferstichs auf Stein auch als „Steinbibel“ erschienen. Nicht minderen Erfolg, als der eigentliche Kunstverlag, aus dem auch eine Anzahl schöner größerer Kupferstiche hervorgingen„ hatte das kartographische Institut, vor Allem durch den Wörl’schen Atlas (1831), dessen vom französischen Obersten Weiß und dem Professor Wörl ausgeführte 60 Karten Centraleuropa im Maßstab von 1 : 500,000 enthalten. Zugleich erschien, gleichfalls von Wörl gezeichnet, im Maßstab von 1 : 200,000 „Süddeutschland in 48 Blättern“ und v. Kausler’s „Atlas der Schlachten und Belagerungen alter und neuer Zeit“ (beendet 1838). – 1817 hatte H. auch die Hofbuchdruckerei in Karlsruhe erworben mit dem Verlag des Badischen Regierungsblattes; erst 1844 ging beides wieder in andere Hände über. In Paris ward 1834 unter Leitung von Herder’s Schwiegersohn Heck eine Filiale errichtet, die jedoch 1840 wieder aufgegeben ward. – Herder’s Gattin, Johanna geb. Burkart, überlebte ihn nur wenige Monate. Das Geschäft übernahmen nach dem Tode der Eltern die Söhne, Raphael, geb. 1816, und Benjamin, geb. 1818. Herder’s Schwiegersohn, Andreas Huggle, war bis zu seinem Tode (1870) Mitglied der Firma.

Bartholomäus Herder und seine Buchhandlung. Als Manuscript gedruckt. (Druck des Literar. Instituts von Dr. M. Huttler in München.)