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Artikel „Herbart, Johann Michael“ von August Mutzenbecher in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 16–17, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Herbart,_Michael&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 07:28 Uhr UTC)
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Herbart: Johann Michael H., geb. zu Ostheim am 27. Aug. 1703, gest. zu Oldenburg am 2. Aug. 1768, war der Sohn eines armen Leinwebers. Nachdem er in der Schule seiner Vaterstadt den ersten Unterricht genossen hatte, verließ er in seinem 11. Jahre im heißen Wissensdrange das väterliche Haus und begab sich im Vertrauen auf Gott und seinen festen Willen ohne jegliche Mittel nach Schleusingen, um da das dortige Gymnasium zu besuchen. Sein Vertrauen täuschte ihn nicht; er fand Hülfe und Unterstützung, so daß er den Schulcursus durchmachen und im Herbst 1722 die Universität Wittenberg beziehen konnte. Hier studirte er bis Ostern 1725 und in Helmstädt bis Michaelis 1728 Theologie, Philologie und Philosophie und nahm dann eine Hauslehrerstelle im Herzogthum Bremen an, die er 1728 mit einer Hauslehrerstelle in Bremen vertauschte. Im J. 1729 wurde er von dem Consistorium zu Hannover als Conrector nach Delmenhorst berufen und ging, als die 1716 an Hannover versetzte Grafschaft Delmenhorst 1730 von Dänemark wieder eingelöst wurde, in den oldenburgischen Dienst über. Im J. 1734 zum Rector des Gymnasiums in Oldenburg erwählt [17] und 1749 zum Consistorialassessor ernannt, bekleidete er diese Stelle bis zu seinem Tode. – Seine zahlreichen Schulprogramme, die sich über die verschiedensten Gegenstände verbreiten und selbst in das Gebiet der Gesundheitspflege abschweifen, zeigen ihn als eifrigen Schulmann, einen vielseitigen Gelehrten, einen besonnenen und tiefen Denker; daneben hat er viele, ihrer Zeit mit großem Beifall aufgenommene Schriften theologischen und philologischen, namentlich aber auch pädagogischen Inhalts verfaßt und ist als Mitarbeiter an verschiedenen Zeitschriften (der Hamburgischen vermischten Bibliothek, den Hamburgischen Berichten etc.) thätig gewesen. Schon in einem Schulprogramm von 1741 stellte er Ansichten über Unterrichtsreformen auf, welche später von Basedow und Campe ins Leben geführt wurden, und bereits in einer Rede auf die dänische Jubelfeier von 1749 trug er die Theorie von den drei Regierungsformen vor, welche Montesquieu in seinem erst kurz vorher erschienenen Geist der Gesetze aufgestellt hatte. Den neuen Erscheinungen und Bestrebungen in der deutschen Litteratur brachte er ein offenes Verständniß entgegen und übte auch außerhalb seines Berufes auf das geistige Leben seiner Umgebung einen nachhaltigen Einfluß aus. „Er war ein heller Kopf, ein Selbstdenker, der Wahrheit suchte und annahm, wo er sie fand, aber nie anderer Meinungen nachbetete. Mit guter Beurtheilung verband er Geschmack und Witz.“ H. hinterließ fünf Kinder, darunter vier Söhne, von welchen der vorjüngste, der Justiz- und Regierungsrath H., der Vater des Philosophen Johann Friedrich H. war.

G. A. Gramberg in den Oldenb. Blättern vermischten Inhalts, Bd. 2. S. 373. – Programm zum Oster-Examen des Oldenb. Gymnasiums (J. M. Herbart’s Programm von Bartelmann).