ADB:Henneberg-Botenlauben, Otto Graf von

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Botenlauben, Graf Otto von“ von Franz Xaver von Wegele in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 193–194, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Henneberg-Botenlauben,_Otto_Graf_von&oldid=- (Version vom 3. Dezember 2024, 17:08 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Bote, Conrad
Nächster>>>
Both, Jan
Band 3 (1876), S. 193–194 (Quelle).
Otto von Botenlouben bei Wikisource
Otto von Botenlauben in der Wikipedia
Otto von Botenlauben in Wikidata
GND-Nummer 118738763
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|3|193|194|Botenlauben, Graf Otto von|Franz Xaver von Wegele|ADB:Henneberg-Botenlauben, Otto Graf von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118738763}}    

Botenlauben: Graf Otto v. B., Minnesänger. Er entstammte dem Hause der Grafen v. Henneberg, dem mächtigsten und angesehensten aller alten ostfränkischen Adelsgeschlechter, und nannte sich nach seiner bei Kissingen gelegenen Burg Botenlauben, auf die er abgetheilt war. Im J. 1297[WS 1], etwa 20 Jahre alt, schloß er sich dem Kreuzzuge an, den König Heinrich VI. veranlaßt hatte, und blieb, als das Kreuzheer, ohne einen Erfolg erkämpft zu haben, sich auflöste und nach dem Abendlande zurückkehrte, in Syrien zurück. Nach einer freilich nicht sicher verbürgten Ueberlieferung soll er sich in den fortdauernden Kämpfen mit den Ungläubigen heldenhaft hervorgethan haben: gewiß ist aber, daß er die Huld und Gnade der Beatrix, einer Tochter Joscelins IV. von Courtenay, Seneschalls des Königreichs Jerusalem, gewann, die ihm ein reiches väterliches Erbe an Burgen und Ortschaften zubrachte, das theils in Accon selbst, theils in der Umgegend zerstreut lag. Bis zum J. 1220 hat Otto in Syrien, wenn auch mit Unterbrechungen, verweilt. Von der herrschenden Stimmung der Zeit erfüllt, hatte er im Bunde mit seiner Gemahlin nähere Beziehungen zu den Orden der Johanniter und Deutschherren angeknüpft und diese mit Begabungen aus dem Erbe der Gräfin bedacht. Im J. 1220 verkaufte er alle seine syrischen Besitzungen an den deutschen Orden und kehrte sammt den Seinigen dauernd in seine ostfränkische Heimath zurück. Seine Ehe war mit zwei Söhnen gesegnet, von welchen der eine, Heinrich, früh den geistlichen Stand erwählte, der andere aber, Otto, sich mit der Erbtochter der ostfränkischen Dynasten von Hiltenburg vermählte, von welcher er sich jedoch im J. 1230 freiwillig schied, um in den deutschen Orden zu treten, während seine Gemahlin den Schleier nahm und der einzige Sprößling dieser Ehe der Kirche dargebracht wurde. Graf Otto v. B. und seine Gemahlin, „die so keine Erben auf Erden hatten“, gründeten nun das Cisterzienserinnen-Kloster Frauenrode unweit Kissingen und statteten es aus ihren Mitteln reichlich aus. Einige Jahre später veräußerte Otto seine Burg und Herrschaft Botenlauben an das Hochstift Würzburg, das aus dieser resignirten Stimmung des gräflichen Ehepaares den meisten Nutzen gezogen hat. Die Ueberlieferung, daß Graf Otto in den geistlichen Stand getreten und Propst im Kloster Frauenrode geworden sei, beruht auf einem Irrthum. Er ist vielmehr als Laie im J. 1244 gestorben, seine Gemahlin hat ihn um Einiges überlebt. Beide haben in dem von ihnen gegründeten Kloster ihre gemeinsame Ruhestätte gefunden. Ihr Sohn Otto und ihr Enkel Adalbert, der, wie sein Vater, in den deutschen Orden getreten war, verschwinden bald nach 1250 aus der Geschichte. – Otto’s v. B. nicht sehr zahlreiche Lieder gehören [194] nach ihrem Charakter, zum Theil nur Eine Strophe umfassend, der früheren Zeit des Minegesanges an; sicher fehlt es ihnen nicht an Beziehungen zu seiner Gemahlin, wenn auch die nähere Deutung derselben mit Schwierigkeiten verknüpft ist. Die letzten Spuren weisen der Entstehungszeit nach für eines der Gedichte auf das J. 1215 oder 1218–1219. Außer den Liedern ist ein länger, völlig ausgebildeter Leich Otto’s auf uns gekommen.

Geschichte und Gedichte des Minnesängers Otto v. Botenlauben, Grafen von Hennenberg. Bearbeitet und herausgegeben von Ludwig Bechstein. Leipzig 1845. – Wegele, Graf Otto von Hennenberg-Botenlauben und sein Geschlecht. Würzburg 1875.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Gemeint ist wohl: 1197