ADB:Henckel von Donnersmarck, Victor Amadeus Graf

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Artikel „Henckel von Donnersmark, Graf Victor Amadeus“ von Richard von Meerheimb in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 11 (1880), S. 732–734, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Henckel_von_Donnersmarck,_Victor_Amadeus_Graf&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 04:21 Uhr UTC)
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Henckel: Graf Victor Amadeus H. v. Donnersmark, wurde am 15. Sept. 1727 auf dem väterlichen Gute Mertschütz in Niederschlesien geboren. Er war ein Sohn des Preußischen Oberschenken Leo Maximilian, Standesherrn zu Beuthen und Tarnowitz. Victor Amadeus trat in preuß. Dienste, wurde 1750 Seconde-, 1757 Premier-Lieutenant, erhielt nach der Schlacht bei Prag den Orden pour le mérite nach der Schlacht bei Roßbach wurde er Stabshauptmann und, schon seit 1756 Adjutant des Prinzen Heinrich, nun Generaladjutant desselben. 1762 wurde er Major und stand 1764 in Potsdam beim Regiment Prinz von Preußen, 1776 Oberst und führte das Regiment Steinwehr, dessen Garnison Bartenstein war; 1782 Generalmajor und Chef desselben Regiments, 1786 General-Inspecteur und Chef des Anhaltischen, jetzt ersten ostpreußischen Infanterie-Regiments, 1789 Generallieutenant und Gouverneur von Königsberg und starb daselbst 1793. – H. hatte im November 1758 gebeten, von seiner Stellung als Generaladjutant des Prinzen Heinrich enthoben zu werden, um zu seinem Regimente zurückkehren zu dürfen, doch blieb er dem Prinzen, [733] dessen volles Vertrauen er besaß, lebenslänglich befreundet. Als 1801 Prinz Heinrich den preußischen Helden des siebenjährigen Krieges ein Denkmal in Rheinsberg errichtete, erwähnte er in der französischen Inschrift desselben die ausgezeichneten Leistungen des Grafen H. bei Prag, Roßbach, Horneburg (1758) und Torgau (1760). Auf Befehl Friedrichs II. hatte H. 1769 den russischen Feldzug gegen die Türken mitgemacht; sein Bericht darüber an den König ist besonders interessant durch die Charakteristik russischer Feldherren und Staatsmänner – Behrenhorst sagt, die Schrift (s. u.) sei werth, allen militärischen Geschichtsforschern bekannt zu werden. H. gehörte zur Partei des Prinzen H., stand auch den Brüdern desselben August Wilhelm und Ferdinand nahe, die Darstellung des unglücklichen Rückzuges der Armee unter dem Prinz von Preußen nach der Schlacht von Collin bis Bautzen zeigt seine Parteinahme gegen Friedrich den Großen, seine Versetzung 1776 von Potsdam nach Bartenstein wurde als eine Art Exil angesehen. H., ein schöner eleganter Mann, französisch gebildet, der im Felde bei allen Gelegenheiten große Bravour und militärisches Talent gezeigt, heirathete 1763 eine reiche Kaufmannstochter aus Halberstadt, Wilhelmine Wackershagen, zunächst wol, um dadurch seinen zerrütteten Vermögensverhältnissen – er hatte den großen Besitz sehr verschuldet übernommen – aufzuhelfen; nach deren Tode heirathete er Gräfin Ottilie von Lepel aus Naßenhaide in Pommern, eine kluge, originelle Dame, über deren Härte sich der Sohn (s. u.) vielfach beklagt. Die Gräfin wurde nach dem Tode des Gatten Oberhofmeisterin in Weimar, wo noch viele Anekdoten von der alten „Excellenz H.“ († 1843) erzählt werden.

Graf Wilhelm Ludwig Victor H., der Sohn des Generallieutenant Victor Amadeus, wurde am 30. October 1775 in Potsdam geboren, trat 1789 in ein preußisches Dragoner-Regiment ein, wurde 1803 Rittmeister bei dem Garde du corps, in welchem er am Feldzuge 1806 und 1807 als Major Theil nahm. 1810 wurde er Flügeladjutant König Friedrich Wilhelms III., begleitete den Feldmarschall Kalkreuth zur Gesandtschaft nach Paris, um dem Kaiser Napoleon zur Vermählung Glück zu wünschen, wurde 1812 in geheimer Mission an York gesendet und brachte dem Könige die erste Nachricht von der Convention zu Tauroggen. 1813 wurde H. Oberst und Commandeur der Reserve-Cavallerie-Brigade im I. Armeecorps, 1814 Generalmajor, führte 1815 die 4. Infanterie-Brigade des I. Corps und bis 1818 die Reserve-Cavallerie des V. Armeecorps bei der Occupationsarmee in Frankreich. 1820 wurde er Commandeur der 6. Division, Generallieutenant und Commandant von Torgau. Im folgenden Jahre nahm er seinen Abschied, lebte auf seinem Landgute bei Düben, dann in Dessau und starb 1849. Im höheren Alter schrieb er die „Erinnerungen aus meinem Leben“, die unter seinem Namen 1846 erschienen sind. Sie sind nicht ohne Interesse, aber unzuverlässig, enthalten der Hauptsache nach Anekdoten, schildern das Leben der Armee vor 1806, sein Verhältniß als Adjutant Friedrich Wilhelms III., die Reise zu York, den angeblich von Knesebeck entworfenen Plan des Rückzuges der russischen Armee nach Moskau, zu dessen Annahme Knesebeck den Kaiser Alexander in geheimer Unterredung bestimmt haben sollte; die Kriegsjahre 1813, 14 und 15 und die Zeit bis zu seiner Verabschiedung. Die Animosität seines Vaters gegen Friedrich den Großen und die Vorliebe desselben für Prinz Heinrich theilt Friedrich Ludwig Victor nicht, vielmehr entwirft er von dem Leben des Prinzen in Rheinsberg und von dessen Persönlichkeit eine Schilderung, die ihn wenig anziehend und würdig erscheinen läßt. H. veröffentlichte später noch einen Bericht seines Schwagers Knesebeck über dessen Sendung nach Petersburg und trägt die Mitschuld an dem Knesebeck-Mythos, der erst in den letzten Jahren zerstreut worden.

[734] Militärischer Nachlaß des Generallieutenants etc. V. A. Grafen H. von Donnersmark. Herausgegeben von Carl Zabeler. 2 Theile. Zerbst 1846. Leo Am. Graf H. v. Donnersmark: Briefe der Brüder Friedrichs d. Gr. an meine Großeltern. Berlin 1877. (Der Herausgeber hat die ungerechte Feindseligkeit des Großvaters gegen Friedrich II. in verstärktem Maße wieder aufgenommen. Die mitgetheilten Briefe sind sehr charakteristisch für das Verhältniß der Brüder zu einander und zum Könige.)