ADB:Heinrich V. (Herzog von Schlesien)

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Artikel „Heinrich V. Herzog von Schlesien“ von Colmar Grünhagen in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 11 (1880), S. 611–612, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Heinrich_V._(Herzog_von_Schlesien)&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 19:14 Uhr UTC)
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Heinrich V. Herzog von Schlesien, Breslau und Liegnitz, auch der Dicke genannt, stirbt den 22. Febr. 1296. Einer der Söhne Boleslaw des Wilden oder Kahlen und zwar nach dem früh verstorbenen Konrad der Aelteste, erlangt er noch bei Lebzeiten seines Vaters, eine selbständige Herrschaft, und zwar erhält er, nachdem er am 24. April 1277 bei Stolz unweit Frankenstein das zur Befreiung des von Boleslaw gefangen gehaltenen Heinrichs IV. anrückende Heer aufs Haupt geschlagen, das dem Letzteren abgepreßte Herzogthum Jauer, succedirt jedoch nach seines Vaters Tode 1278 in dessen Hauptlande Liegnitz. 1281 nimmt Heinrich IV. in Baritsch bei Jauer die zu einer Zusammenkunft hierher berufenen Fürsten Heinrich von Liegnitz, Heinrich von Glogau und Premislaw von Großpolen gefangen, gibt sie aber bald wieder frei. Nur die Thatsache wird uns überliefert, über Ursachen und Folgen erfahren wir nicht das Mindeste. Mit Heinrich IV. bald wieder ausgesöhnt, sucht unser Herzog in dessen Kampfe mit dem Breslauer Bischof Thomas vergeblich Frieden zu stiften (1287), unterstützt dann auch Heinrichs Bemühungen um die Herrschaft in Krakau und führt nach anfänglichen Niederlagen das von den getreuen Breslauern ausgerüstete Heer schließlich zu dem entscheidenden Siege (wahrscheinlich am 24. August 1289), der aufs Neue eine deutsche Herrschaft in Krakau begründet. Aber bereits am 23. Juni 1290 stirbt Heinrich IV. kinderlos, und von seinem Todestage datiren zwei höchst merkwürdige Schriftstücke, ein großer Freiheitsbrief für die Geistlichkeit und eine Art von Testament, beide darin gleich, daß der Herzog hierin Alles, um das er in schweren Kämpfen gerungen, nun freiwillig preisgab. Es stimmte derart wohl zusammen, wenn der tapfere Fürst, der Heinrichs IV. Schlachten geschlagen, ganz leer ausging und der bisher so fern stehende Glogauer Herzog Universalerbe wurde. Aber die Breslauer erkannten das Testament nicht an. Im Einverständniß mit dem Landadel des Fürstenthums, berufen sie ihren ehemaligen Kriegsobersten Heinrich von Liegnitz zu ihrem Herzoge und schließen vor dem Glogauer die Thore. Nur unter schweren Kämpfen und nicht ohne umfangreiche Landabtretungen an seinen Nebenbuhler Heinrich I. von Glogau (vgl. dessen Biographie), vermag sich jener zu behaupten. Um den Beistand seines streitbaren aber ländergierigen Bruders Bolko I. zu erlangen, tritt er demselben zuerst Jauer und Striegau ab, dann auch noch Schweidnitz, Reichenbach, Frankenstein und Strehlen, wird aber dann doch das Opfer schnöden Verrathes. Es hatte nämlich einer seiner Barone, Pakoslaw, einen Todschlag begangen, war dann auf die Gunst des Herzogs pochend, der Klage, welche die [612] Verwandten des Getödteten erhoben hatten, mit so herausforderndem Uebermuthe entgegengetreten, daß H., der ihn vergeblich gewarnt, mit schwerem Herzen endlich die Strenge des Gesetzes walten und Pakoslaws Haupt fallen ließ. Dessen Sohne aber Namens Lutko erklärte der Herzog, wenn derselbe ihm den Tod seines Vaters nicht verzeihen könne, so möge er sein Land meiden, andernfalls wolle er Jenes Schuld ihn nicht entgelten lassen. Lutko erwiederte unter Thränen, er müsse selbst zugestehen, daß sein Vater durch eigene Schuld das Leben verloren habe und sei weit entfernt, Rachegedanken gegen den Herzog zu nähren, er bitte denselben ihm ein gnädiger Herr zu sein. Nun überhäufte ihn H. mit Ehrenstellen und zog ihn ganz in sein Vertrauen. Bald aber von dem Glogauer Herzog aufgestachelt, sann Lutko Verrath, überfiel (im Novbr. 1293) Herzog H., als dieser gerade ein Bad nahm und schleppte ihn nach Schloß Sandewalde bei Guhrau. Heinrich von Glogau ließ dann seinen unglücklichen Vetter in einem engen Käfig schreckliche Qualen erdulden, bis derselbe, um dieser erledigt zu werden, sich 1294 bereit erklärte, weitere Landabtretungen zu machen, nämlich eine Reihe von Ortschaften auf dem rechten Oderufer, aus denen dann vornehmlich das bis zur Weida reichende Fürstenthum Oels gebildet wurde. Seine Gesundheit war seitdem zerrüttet, und den nahen Tod voraussehend, übertrug er die Vormundschaft über die drei noch unmündigen Söhne, welche ihm seine Gemahlin Elisabeth, Tochter Boleslaws von Kalisch geboren hatte, seinem Bruder Bolko, der sich jedoch dafür die Abtretung des Zobtenschlosses ausbedang. Heinrich ward im Clarenkloster zu Breslau beigesetzt.

Hauptquelle das Chronicon principum Poloniae bei Stenzel Ss. rer. Siles. I.