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Artikel „Heidenheim, Wolf“ von Seligmann Baer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 11 (1880), S. 300–301, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Heidenheim,_Wolf&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 14:45 Uhr UTC)
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Heidenheim: Wolf H., ein durch seine Leistungen in der hebräischen Grammatik und in der Maßora, wie durch die von ihm veranstalteten Ausgaben hebräischer Werke ausgezeichneter jüdischer Gelehrter und Buchdruckereibesitzer, geb. 1757 zu Heidenheim in Mittelfranken, † am 23. Februar 1832 zu Rödelheim. Er kam in früher Jugend nach Fürth, wo er neben dem Talmudstudium auch eifrig das Studium der alten hebräischen Grammatiker und der Maßoreten betrieb, die damals außerhalb der Mendelssohn’schen Schule wenig beachtet wurden. 1782 kam H. nach Frankfurt a. M. und besuchte dort das Lehrhaus des R. Nathan Adler, dessen werthvolle Bibliothek er mit unermüdlichem [301] Fleiße für seine Studien benutzte. Er richtete schon damals sein Streben dahin, die sprachlich und typographisch verunstalteten cultuellen Bücher zu verbessern und auch einen maßoretisch correcten Text biblischer Bücher, namentlich des Pentateuchs herauszugeben. Um sich zuvor in den gelehrten Kreisen bekannt zu machen, gab er eine schwer verständliche hebräische Grammatik von Aben Esra (Mosnajim) mit einem kritischen Commentar heraus. Nachdem er hierdurch Ruf und Anerkennung erlangt hatte, unternahm er 1797 auf eigene Kosten die Herausgabe des Pentateuchs in 4°, mit mehreren alten und seinen eigenen exegetischen und grammatischen Commentaren, in denen er viele von jüngeren Grammatikern aufgestellte Sprachregeln verwarf und andere auf sichere maßoretische Basis gründete. Dieses überaus schätzbare Werk fand aber so wenig materielle Unterstützung, daß der Druck nur bis Genesis 43, 16 fortgesetzt werden konnte. Heidenheim’s Leistungen wären völlig verkümmert worden, wenn ihm nicht einer seiner Verehrer, Wolf Breidenbach in Offenbach, mit Rath und That beigestanden und es ihm ermöglicht hätte, in Rödelheim bei Frankfurt a. M. eine eigene Buchdruckerei zu errichten und sich zu diesem Zwecke mit dem in der Typographie erfahrenen B. Baschwitz zu verbinden. Durch die in Correctheit wie Schönheit der Form ausgezeichneten cultuellen Schriften, die in dieser Offizin erschienen, erhielt sie einen Weltruf, der auch noch gegenwärtig dem Nachfolger Heidenheim’s zu Theil wird. H. erlebte noch die achte Auflage der zuerst 1800 erschienenen Festgebete (9 Bände 8°, mit deutscher Uebersetzung und hebräischem Commentar und sehr wichtigen geschichtlichen Bemerkungen). 1806 veranstaltete er eine Ausgabe des täglichen Gebetbuchs, von welchem bis jetzt die 80. Auflage in 2000 Exemplaren erschienen ist. 1818 begann er den durch Correctheit und andere Vorzüge ausgezeichneten Druck des Pentateuchs mit verschiedenen Commentaren, und zwar in vier für verschiedene Zwecke bestimmten Ausgaben. Heidenheim’s Ausgaben verbreiteten sich über alle europäischen und amerikanischen Länder. 1808 veröffentlichte er seine noch unübertroffene Schrift über die Gesetze der prosaischen biblischen Accente. Von besonderer Wichtigkeit ist auch seine 1825 erschienene Ausgabe der Psalmen mit einer Abhandlung über die poetischen Accente. – H. heirathete 1824 zum zweitenmal. Dem bisher Kinderlosen wurde in seinem 68. Jahre eine Tochter geboren. – H. starb in zerrütteten Vermögensverhältnissen. Seine Officin erstand sein früherer Associé J. Lehrberger, und seine werthvolle Bibliothek wurde zu Gunsten seines siebenjährigen Kindes versteigert. Seine Bücher wurden wegen der von seiner Hand beigefügten Bemerkungen und Correcturen sehr geschätzt und sind bei vielen neuen Editionen benutzt worden.

Nach Mittheilungen des Herrn Dr. S. Baer.