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Artikel „Haug, Joh. Heinrich“ von Heinrich Heppe in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 11 (1880), S. 51–52, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Haug,_Johann_Friedrich&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 17:36 Uhr UTC)
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Haug: Joh. Heinrich H., separatistischer Mystiker im Kreise der seit dem Ende des 17. Jahrhunderts in Deutschland hervorgetretenen philadelphischen Gemeinden, welche das wirkliche Philadelphia der Apostelgeschichte, d. h. eine Vereinigung aller wirklich wiedergeborenen Christen der reformirten, lutherischen [52] und katholischen Kirche darstellen wollten. H. war zunächst in Straßburg (wo er sich zum Magister hatte promoviren lassen) als Vertreter dieser Richtung hervorgetreten, hatte verwandte Elemente zu einem Conventikel versammelt, hatte aber darüber sehr bald auf Andrängen des geistlichen Ministeriums die Stadt verlassen müssen. Seine Wege führten ihn nun direct nach Berleburg, wo alle mystischen und pietistischen Separatisten damals bei dem Grafen Casimir die bereitwilligste Aufnahme fanden, und wo er bald der Mittelpunkt der auf die Herstellung eines engeren Verbandes aller gottseligen, mit der verderbten äußeren Kirche zerfallenen Seelen gerichteten Bestrebungen wurde. Nach Stilling’s „Theobald“ war H. von sehr einnehmendem Aeußeren. Er besaß ein sanftes, liebenswürdiges Wesen, war von ganzem Herzen fromm und in seinem Wandel durchaus untadelhaft. Als Mystiker glaubte er an die endliche Wiederbringung aller Dinge und an ein tausendjähriges Reich Christi auf Erden. Graf Casimir, der in ihm einen Propheten Gottes sah, nahm ihn für Lebenszeit in sein Schloß auf, wo er jedoch wie ein Einsiedler lebte, und von wo aus er nun die Organisation einer sich durch das ganze westliche Deutschland erstreckenden philadelphischen Gemeinde betrieb. In derselben waren jedoch, namentlich im Berleburger Lande, die verschiedenartigsten Elemente zusammengewürfelt. Um in dieselben Uebereinstimmung und Einheit zu bringen, kam Graf Zinzendorf auf Einladung des Grafen Casimir 1730 nach Berleburg, wo derselbe in größerem Umfange zu verwirklichen gedachte, was er hernach kleiner in Herrnhut begann. An die Spitze der großen Societät stellte er H. Doch zerfiel die ganze Zinzendorf’sche Organisation schon nach wenigen Jahren wieder, und H. kehrte daher mit den anderen Separatisten zu den früheren Gewohnheiten zurück. Seine Hauptarbeit war seitdem die (auf Grundlage der „Marburger Bibel“ Horch’s seit 1726 ausgeführte) Berleburger Bibel – eine Bearbeitung des ganzen Inhalts der hl. Schrift im Sinne der Mystik der Frau v. Guyon, – deren ersten und letzten Folioband er (von dem geistlichen Inspector Scheffer zu Berleburg und anderen Freunden unterstützt) 1742 erscheinen ließ. Er starb zu Berleburg – schließlich ganz vereinsamt – 1753.

Vgl. M. Göbel, Geschichte des christlichen Lebens, Bd. III. S. 103 ff.