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Artikel „Grunau, Simon“ von Max Perlbach in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 33–34, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Grunau,_Simon&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 10:08 Uhr UTC)
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Grunau: Simon G., geboren zu Tolkemit in Preußen, lebte als Dominicanermönch zu Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts in verschiedenen Conventen seines Ordens in Preußen (wahrscheinlich in Elbing und [34] Danzig) und verfaßte eine umfangreiche „Cronika und beschreibung aller lüstlichen, nützlichsten und waren historien des namkundigen landes Zu Prewssen“ in 24 Tractaten (Büchern), die von der Urzeit bis zum J. 1529 reicht. Sein Werk ist eine Tendenzschrift der schlimmsten Art gegen die Herrschaft des deutschen Ordens und die Ausbreitung der Reformation in Preußen zu Gunsten der Polen und der alten Kirche und daher als Geschichtsquelle durchaus unbrauchbar. Obwol ihm reichliche Quellen, handschriftlich verbreitete Chroniken und kürzlich gedruckte Geschichtswerke (z. B. Aeneas Sylvius und Matthias von Miechow) zur Hand waren, entstellt er seine Vorlagen auf das Aergste zu Gunsten seiner Tendenz, erfindet Daten und Zahlen willkürlich und construirt sich für seine Fabeln eine Anzahl Gewährsmänner, die nur in seinem Kopfe existirt haben. Einen gewissen Werth hat Grunau’s Chronik für sein eigenes Zeitalter, wir ersehen aus ihr die Aufregung, die sich damals in Preußen der Gemüther bemächtigt hatte, doch tischt er meistens Wirthshausgeschwätz mit schmutzigen Anecdoten vermischt auf. Leider hat seine tendenziös entstellte Erzählung durch spätere treuherzige Benützer (z. B. Lucas David und Caspar Hennenberger) die Tradition der preußischen Geschichte vergiftet: erst Johannes Voigt hat seinen ganzen Unwerth aufgedeckt. Die ersten 15 Tractate (bis 1440) sind kürzlich von dem Verein für die Geschichte der Provinz Preußen herausgegeben worden.

M. Toeppen, Geschichte der preußischen Historiographie, Berlin 1853, S. 122–201.